Müllner, Adolph: Der Kaliber. Leipzig, 1829.jungen Leute sind einander seit geraumer Zeit gewogen, und haben in den letzten Wochen einige Ursache gehabt, sich als Verlobte zu betrachten." Diese Erklärung wirkte ungeachtet ihres Abgeschmacks wohlthätig auf mein Gemüth. Sie gab mir einen vollkommen befriedigenden Aufschluß über Ferdinands räthselhafte Aeußerungen, und über sein Benehmen vom heutigen Vormittag, welches einige Mal meinen Verdacht in seinem Schlummer gestört hatte. Hier waren zwei Temperamente von ungewöhnlichem Feuer, zwei Wesen, die allem Anscheine nach Eines werden oder untergehen mußten. Marianens Ahnung von der Aehnlichkeit der Fälle schien nur allzuwohl gegründet zu seyn. Der Ton, womit Ferdinand am Abend vorher von seinem Feuergewehr gesagt hatte: "Ach Gott, Gott! das war sein Tod!" ließ mich jetzt jungen Leute sind einander seit geraumer Zeit gewogen, und haben in den letzten Wochen einige Ursache gehabt, sich als Verlobte zu betrachten.“ Diese Erklärung wirkte ungeachtet ihres Abgeschmacks wohlthätig auf mein Gemüth. Sie gab mir einen vollkommen befriedigenden Aufschluß über Ferdinands räthselhafte Aeußerungen, und über sein Benehmen vom heutigen Vormittag, welches einige Mal meinen Verdacht in seinem Schlummer gestört hatte. Hier waren zwei Temperamente von ungewöhnlichem Feuer, zwei Wesen, die allem Anscheine nach Eines werden oder untergehen mußten. Marianens Ahnung von der Aehnlichkeit der Fälle schien nur allzuwohl gegründet zu seyn. Der Ton, womit Ferdinand am Abend vorher von seinem Feuergewehr gesagt hatte: „Ach Gott, Gott! das war sein Tod!“ ließ mich jetzt <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0065" n="45"/> jungen Leute sind einander seit geraumer Zeit gewogen, und haben in den letzten Wochen einige Ursache gehabt, sich als Verlobte zu betrachten.“</p> <p>Diese Erklärung wirkte ungeachtet ihres Abgeschmacks wohlthätig auf mein Gemüth. Sie gab mir einen vollkommen befriedigenden Aufschluß über Ferdinands räthselhafte Aeußerungen, und über sein Benehmen vom heutigen Vormittag, welches einige Mal meinen <hi rendition="#g">Verdacht</hi> in seinem Schlummer gestört hatte. Hier waren zwei Temperamente von ungewöhnlichem Feuer, zwei Wesen, die allem Anscheine nach Eines werden oder untergehen mußten. Marianens Ahnung von der <hi rendition="#g">Aehnlichkeit der Fälle</hi> schien nur allzuwohl gegründet zu seyn. Der Ton, womit Ferdinand am Abend vorher von seinem Feuergewehr gesagt hatte: „Ach Gott, Gott! das war sein Tod!“ ließ mich jetzt </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [45/0065]
jungen Leute sind einander seit geraumer Zeit gewogen, und haben in den letzten Wochen einige Ursache gehabt, sich als Verlobte zu betrachten.“
Diese Erklärung wirkte ungeachtet ihres Abgeschmacks wohlthätig auf mein Gemüth. Sie gab mir einen vollkommen befriedigenden Aufschluß über Ferdinands räthselhafte Aeußerungen, und über sein Benehmen vom heutigen Vormittag, welches einige Mal meinen Verdacht in seinem Schlummer gestört hatte. Hier waren zwei Temperamente von ungewöhnlichem Feuer, zwei Wesen, die allem Anscheine nach Eines werden oder untergehen mußten. Marianens Ahnung von der Aehnlichkeit der Fälle schien nur allzuwohl gegründet zu seyn. Der Ton, womit Ferdinand am Abend vorher von seinem Feuergewehr gesagt hatte: „Ach Gott, Gott! das war sein Tod!“ ließ mich jetzt
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Zitationshilfe: | Müllner, Adolph: Der Kaliber. Leipzig, 1829, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muellner_kaliber_1829/65>, abgerufen am 16.02.2025. |