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Müllner, Adolph: Der Kaliber. Leipzig, 1829.

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die bis zu einer ungewöhnlichen Stärke sich erhoben hatte, und der Schein der Fackeln, die sich jetzt hier auf Einem Punkte sammelten, hatte die Raben in den Wipfeln der hohen Bäume aus ihrem Schlummer geweckt. Mit Geschrei flogen sie auf. Albus richtete sein Gesicht empor, streckte eine Hand gen Himmel, und rief: "Ha, Kraniche - Kraniche des Ibykus! Verfolgt den Mörder! Krächzet über ihm im Theater - in der Kirche - am Altar!" Er schien in dieser Stellung zur Bildsäule geworden. Der Racheruf hatte so erschütternd auf die Hörer gewirkt, daß Niemand wagte ihn anzureden. Nun aber ballte er die ausgestreckte Hand, legte sie wie ein Verzweifelnder auf seine Stirn, und rief mit dem Tone des gewaltigsten Schmerzes: "Nein, nein, nein! Es ist unmöglich! Mariane - Mariane! Du kannst es nicht tragen - ich kann es nicht tragen! Beide - Beide -

die bis zu einer ungewöhnlichen Stärke sich erhoben hatte, und der Schein der Fackeln, die sich jetzt hier auf Einem Punkte sammelten, hatte die Raben in den Wipfeln der hohen Bäume aus ihrem Schlummer geweckt. Mit Geschrei flogen sie auf. Albus richtete sein Gesicht empor, streckte eine Hand gen Himmel, und rief: „Ha, Kraniche – Kraniche des Ibykus! Verfolgt den Mörder! Krächzet über ihm im Theater – in der Kirche – am Altar!“ Er schien in dieser Stellung zur Bildsäule geworden. Der Racheruf hatte so erschütternd auf die Hörer gewirkt, daß Niemand wagte ihn anzureden. Nun aber ballte er die ausgestreckte Hand, legte sie wie ein Verzweifelnder auf seine Stirn, und rief mit dem Tone des gewaltigsten Schmerzes: „Nein, nein, nein! Es ist unmöglich! Mariane – Mariane! Du kannst es nicht tragen – ich kann es nicht tragen! Beide – Beide –

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die bis zu einer ungewöhnlichen Stärke sich erhoben hatte, und der Schein der Fackeln, die sich jetzt hier auf Einem Punkte sammelten, hatte die Raben in den Wipfeln der hohen Bäume aus ihrem Schlummer geweckt. Mit Geschrei flogen sie auf. Albus richtete sein Gesicht empor, streckte eine Hand gen Himmel, und rief: &#x201E;Ha, Kraniche &#x2013; Kraniche des Ibykus! Verfolgt den Mörder! Krächzet über ihm im Theater &#x2013; in der Kirche &#x2013; am Altar!&#x201C; Er schien in dieser Stellung zur Bildsäule geworden. Der Racheruf hatte so erschütternd auf die Hörer gewirkt, daß Niemand wagte ihn anzureden. Nun aber ballte er die ausgestreckte Hand, legte sie wie ein Verzweifelnder auf seine Stirn, und rief mit dem Tone des gewaltigsten Schmerzes: &#x201E;Nein, nein, nein! Es ist unmöglich! Mariane &#x2013; Mariane! Du kannst es nicht tragen &#x2013; <hi rendition="#g">ich</hi> kann es nicht tragen! Beide &#x2013; Beide &#x2013;
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[24/0044] die bis zu einer ungewöhnlichen Stärke sich erhoben hatte, und der Schein der Fackeln, die sich jetzt hier auf Einem Punkte sammelten, hatte die Raben in den Wipfeln der hohen Bäume aus ihrem Schlummer geweckt. Mit Geschrei flogen sie auf. Albus richtete sein Gesicht empor, streckte eine Hand gen Himmel, und rief: „Ha, Kraniche – Kraniche des Ibykus! Verfolgt den Mörder! Krächzet über ihm im Theater – in der Kirche – am Altar!“ Er schien in dieser Stellung zur Bildsäule geworden. Der Racheruf hatte so erschütternd auf die Hörer gewirkt, daß Niemand wagte ihn anzureden. Nun aber ballte er die ausgestreckte Hand, legte sie wie ein Verzweifelnder auf seine Stirn, und rief mit dem Tone des gewaltigsten Schmerzes: „Nein, nein, nein! Es ist unmöglich! Mariane – Mariane! Du kannst es nicht tragen – ich kann es nicht tragen! Beide – Beide –

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Zitationshilfe: Müllner, Adolph: Der Kaliber. Leipzig, 1829, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muellner_kaliber_1829/44>, abgerufen am 21.11.2024.