Müllner, Adolph: Der Kaliber. Leipzig, 1829.und nur zu einer genauen Beschreibung der Gestalt und Kleidung des Räubers schien das Gedächtniß ihm den Dienst zu versagen, was er selbst mit den Worten entschuldigte: "Gesehen - gesehen habe ich eigentlich nichts, als den Heinrich; sein Zusammensinken ließ mir keinen Sinn, kein Auge, kein Bewußtseyn mehr, um einen Eindruck von der Gestalt, von den Kleiderfarben des Entfliehenden aufzunehmen. Der entsetzliche Gedanke, daß er tödtlich getroffen seyn könnte, betäubte mich für jede andere Vorstellung." "Vielleicht" - sagte ich: "werden in Ihrer Erinnerung einige Merkmale wieder wach, wenn Sie zurückkommen an Ort und Stelle." "Muß ich das?" fragte er mit dem Ausdruck der Scheu vor neuer Gemüths-Erschütterung. und nur zu einer genauen Beschreibung der Gestalt und Kleidung des Räubers schien das Gedächtniß ihm den Dienst zu versagen, was er selbst mit den Worten entschuldigte: „Gesehen – gesehen habe ich eigentlich nichts, als den Heinrich; sein Zusammensinken ließ mir keinen Sinn, kein Auge, kein Bewußtseyn mehr, um einen Eindruck von der Gestalt, von den Kleiderfarben des Entfliehenden aufzunehmen. Der entsetzliche Gedanke, daß er tödtlich getroffen seyn könnte, betäubte mich für jede andere Vorstellung.“ „Vielleicht“ – sagte ich: „werden in Ihrer Erinnerung einige Merkmale wieder wach, wenn Sie zurückkommen an Ort und Stelle.“ „Muß ich das?“ fragte er mit dem Ausdruck der Scheu vor neuer Gemüths-Erschütterung. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0039" n="19"/> und nur zu einer genauen Beschreibung der Gestalt und Kleidung des Räubers schien das Gedächtniß ihm den Dienst zu versagen, was er selbst mit den Worten entschuldigte: „<hi rendition="#g">Gesehen</hi> – gesehen habe ich eigentlich nichts, als den Heinrich; sein Zusammensinken ließ mir keinen Sinn, kein Auge, kein Bewußtseyn mehr, um einen Eindruck von der Gestalt, von den Kleiderfarben des Entfliehenden aufzunehmen. Der entsetzliche Gedanke, daß er <hi rendition="#g">tödtlich</hi> getroffen seyn könnte, betäubte mich für jede andere Vorstellung.“</p> <p>„Vielleicht“ – sagte ich: „werden in Ihrer Erinnerung einige Merkmale wieder wach, wenn Sie zurückkommen an Ort und Stelle.“</p> <p>„Muß ich das?“ fragte er mit dem Ausdruck der Scheu vor neuer Gemüths-Erschütterung.</p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [19/0039]
und nur zu einer genauen Beschreibung der Gestalt und Kleidung des Räubers schien das Gedächtniß ihm den Dienst zu versagen, was er selbst mit den Worten entschuldigte: „Gesehen – gesehen habe ich eigentlich nichts, als den Heinrich; sein Zusammensinken ließ mir keinen Sinn, kein Auge, kein Bewußtseyn mehr, um einen Eindruck von der Gestalt, von den Kleiderfarben des Entfliehenden aufzunehmen. Der entsetzliche Gedanke, daß er tödtlich getroffen seyn könnte, betäubte mich für jede andere Vorstellung.“
„Vielleicht“ – sagte ich: „werden in Ihrer Erinnerung einige Merkmale wieder wach, wenn Sie zurückkommen an Ort und Stelle.“
„Muß ich das?“ fragte er mit dem Ausdruck der Scheu vor neuer Gemüths-Erschütterung.
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Zitationshilfe: | Müllner, Adolph: Der Kaliber. Leipzig, 1829, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muellner_kaliber_1829/39>, abgerufen am 16.02.2025. |