Müllner, Adolph: Der Kaliber. Leipzig, 1829.dem er sich doch nur mit Mühe losreißen konnte. "Meine Brust" - fuhr er wehmüthig fort: "hat seine Todeswunde geküßt, wie mein Mund seine erkaltenden Lippen. Ich weiß nicht, wie lang' es gedauert hat, ehe ich daran dachte, was ich thun sollte. Die Goldbörse, die Brieftasche, die Uhr, nahm ich zu mir. Hier sind sie. Das nächste Criminalamt wollte ich noch vor Nacht erreichen. Doch in dem Dorfe vor dem Walde fiel mir ein, daß ich auch dem Landschöppen anzeigen könnte, was geschehen sei. Ich beschrieb ihm den Weg, den Platz, und erfuhr von ihm Ihren Namen und Wohnort. Er versammelte Bauern, die sich mit Heugabeln bewaffnen mußten, und versicherte mich, daß die Leiche, wenn man sie noch fände, bis auf weiteren Befehl von Ihnen, an Ort und Stelle bewacht werden sollte." dem er sich doch nur mit Mühe losreißen konnte. „Meine Brust“ – fuhr er wehmüthig fort: „hat seine Todeswunde geküßt, wie mein Mund seine erkaltenden Lippen. Ich weiß nicht, wie lang’ es gedauert hat, ehe ich daran dachte, was ich thun sollte. Die Goldbörse, die Brieftasche, die Uhr, nahm ich zu mir. Hier sind sie. Das nächste Criminalamt wollte ich noch vor Nacht erreichen. Doch in dem Dorfe vor dem Walde fiel mir ein, daß ich auch dem Landschöppen anzeigen könnte, was geschehen sei. Ich beschrieb ihm den Weg, den Platz, und erfuhr von ihm Ihren Namen und Wohnort. Er versammelte Bauern, die sich mit Heugabeln bewaffnen mußten, und versicherte mich, daß die Leiche, wenn man sie noch fände, bis auf weiteren Befehl von Ihnen, an Ort und Stelle bewacht werden sollte.“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0037" n="17"/> dem er sich doch nur mit Mühe losreißen konnte.</p> <p>„Meine Brust“ – fuhr er wehmüthig fort: „hat seine Todeswunde geküßt, wie mein Mund seine erkaltenden Lippen. Ich weiß nicht, wie lang’ es gedauert hat, ehe ich daran dachte, was ich thun sollte. Die Goldbörse, die Brieftasche, die Uhr, nahm ich zu mir. Hier sind sie. Das nächste Criminalamt wollte ich noch vor Nacht erreichen. Doch in dem Dorfe vor dem Walde fiel mir ein, daß ich auch dem Landschöppen anzeigen könnte, was geschehen sei. Ich beschrieb ihm den Weg, den Platz, und erfuhr von ihm Ihren Namen und Wohnort. Er versammelte Bauern, die sich mit Heugabeln bewaffnen mußten, und versicherte mich, daß die Leiche, wenn man sie noch fände, bis auf weiteren Befehl von Ihnen, an Ort und Stelle bewacht werden sollte.“</p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [17/0037]
dem er sich doch nur mit Mühe losreißen konnte.
„Meine Brust“ – fuhr er wehmüthig fort: „hat seine Todeswunde geküßt, wie mein Mund seine erkaltenden Lippen. Ich weiß nicht, wie lang’ es gedauert hat, ehe ich daran dachte, was ich thun sollte. Die Goldbörse, die Brieftasche, die Uhr, nahm ich zu mir. Hier sind sie. Das nächste Criminalamt wollte ich noch vor Nacht erreichen. Doch in dem Dorfe vor dem Walde fiel mir ein, daß ich auch dem Landschöppen anzeigen könnte, was geschehen sei. Ich beschrieb ihm den Weg, den Platz, und erfuhr von ihm Ihren Namen und Wohnort. Er versammelte Bauern, die sich mit Heugabeln bewaffnen mußten, und versicherte mich, daß die Leiche, wenn man sie noch fände, bis auf weiteren Befehl von Ihnen, an Ort und Stelle bewacht werden sollte.“
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Zitationshilfe: | Müllner, Adolph: Der Kaliber. Leipzig, 1829, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muellner_kaliber_1829/37>, abgerufen am 16.02.2025. |