Müllner, Adolph: Der Kaliber. Leipzig, 1829.keine Vergangenheit mehr - keine Zeit - kein Raum -" Der Athem schien ihm zu gebrechen. Der Diener brachte die Lichter. "Fassen Sie sich, mein Herr," sagte ich, indem ich ihn bei der Hand nahm, und von der Thür weg nach dem Sopha führte. Jetzt war das Gesicht erleuchtet. Der Ausdruck eines tiefen, ungeheuren Schmerzes sprach mich aus den thränenlosen Augen an. Der eben unterdrückte Ausbruch der Empfindung schien die Wangen mit einem matten Roth bedeckt zu haben, das bald wieder verschwand. "Sie müssen verzeihen" - nahm er nach einiger Erholung wieder das Wort: "wenn ich nicht berichte, wie ich sollte vor dem Beamten, mit Klarheit und Ordnung. Was geschehen ist, was ich gesehen, was ich empfinde keine Vergangenheit mehr – keine Zeit – kein Raum –“ Der Athem schien ihm zu gebrechen. Der Diener brachte die Lichter. „Fassen Sie sich, mein Herr,“ sagte ich, indem ich ihn bei der Hand nahm, und von der Thür weg nach dem Sopha führte. Jetzt war das Gesicht erleuchtet. Der Ausdruck eines tiefen, ungeheuren Schmerzes sprach mich aus den thränenlosen Augen an. Der eben unterdrückte Ausbruch der Empfindung schien die Wangen mit einem matten Roth bedeckt zu haben, das bald wieder verschwand. „Sie müssen verzeihen“ – nahm er nach einiger Erholung wieder das Wort: „wenn ich nicht berichte, wie ich sollte vor dem Beamten, mit Klarheit und Ordnung. Was geschehen ist, was ich gesehen, was ich empfinde <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0031" n="11"/> keine Vergangenheit mehr – keine Zeit – kein Raum –“</p> <p>Der Athem schien ihm zu gebrechen. Der Diener brachte die Lichter. „Fassen Sie sich, mein Herr,“ sagte ich, indem ich ihn bei der Hand nahm, und von der Thür weg nach dem Sopha führte. Jetzt war das Gesicht erleuchtet. Der Ausdruck eines tiefen, ungeheuren Schmerzes sprach mich aus den thränenlosen Augen an. Der eben unterdrückte Ausbruch der Empfindung schien die Wangen mit einem matten Roth bedeckt zu haben, das bald wieder verschwand.</p> <p>„Sie müssen verzeihen“ – nahm er nach einiger Erholung wieder das Wort: „wenn ich nicht berichte, wie ich sollte vor dem Beamten, mit Klarheit und Ordnung. Was geschehen ist, was ich gesehen, was ich empfinde </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [11/0031]
keine Vergangenheit mehr – keine Zeit – kein Raum –“
Der Athem schien ihm zu gebrechen. Der Diener brachte die Lichter. „Fassen Sie sich, mein Herr,“ sagte ich, indem ich ihn bei der Hand nahm, und von der Thür weg nach dem Sopha führte. Jetzt war das Gesicht erleuchtet. Der Ausdruck eines tiefen, ungeheuren Schmerzes sprach mich aus den thränenlosen Augen an. Der eben unterdrückte Ausbruch der Empfindung schien die Wangen mit einem matten Roth bedeckt zu haben, das bald wieder verschwand.
„Sie müssen verzeihen“ – nahm er nach einiger Erholung wieder das Wort: „wenn ich nicht berichte, wie ich sollte vor dem Beamten, mit Klarheit und Ordnung. Was geschehen ist, was ich gesehen, was ich empfinde
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/muellner_kaliber_1829 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/muellner_kaliber_1829/31 |
Zitationshilfe: | Müllner, Adolph: Der Kaliber. Leipzig, 1829, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muellner_kaliber_1829/31>, abgerufen am 16.07.2024. |