Müllner, Adolph: Der Kaliber. Leipzig, 1829.werden, und die Beschränkungen der Preßfreiheit dem Sträflinge nicht gestatten, Viele damit bekannt zu machen. Das that hier schon das aufgehobene Todesurtheil; denn losgesprochen in der Folge oder nicht, die Menge pflegt einen Mann, über dessen Haupte das Richtbeil geschwebt hat, immer mit dem Zweifel zu betrachten, ob die verdammenden oder die lossprechenden Richter sich geirrt haben. Albus schien das zu fühlen, und sprach darüber mit steigender Beklemmung. Mariane hörte sanftlächelnd unserem Gespräche zu. Endlich trat sie heran, faßte Ferdinands Hand, und sagte in englischer Sprache: "Sei ruhig, mein Geliebter! mein Republikaner! Wenn die Vorurtheile der Europäer uns belästigen; das atlantische Meer ist für meine Liebe nicht größer, als auf der Weltkarte für meine Hand: eine Spanne breit." werden, und die Beschränkungen der Preßfreiheit dem Sträflinge nicht gestatten, Viele damit bekannt zu machen. Das that hier schon das aufgehobene Todesurtheil; denn losgesprochen in der Folge oder nicht, die Menge pflegt einen Mann, über dessen Haupte das Richtbeil geschwebt hat, immer mit dem Zweifel zu betrachten, ob die verdammenden oder die lossprechenden Richter sich geirrt haben. Albus schien das zu fühlen, und sprach darüber mit steigender Beklemmung. Mariane hörte sanftlächelnd unserem Gespräche zu. Endlich trat sie heran, faßte Ferdinands Hand, und sagte in englischer Sprache: „Sei ruhig, mein Geliebter! mein Republikaner! Wenn die Vorurtheile der Europäer uns belästigen; das atlantische Meer ist für meine Liebe nicht größer, als auf der Weltkarte für meine Hand: eine Spanne breit.“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0227" n="207"/> werden, und die Beschränkungen der Preßfreiheit dem Sträflinge nicht gestatten, <hi rendition="#g">Viele</hi> damit bekannt zu machen. Das that hier schon das aufgehobene <hi rendition="#g">Todesurtheil</hi>; denn losgesprochen in der Folge oder nicht, die Menge pflegt einen Mann, über dessen Haupte das Richtbeil geschwebt hat, immer mit dem Zweifel zu betrachten, ob die verdammenden oder die lossprechenden Richter sich geirrt haben. Albus schien das zu fühlen, und sprach darüber mit steigender Beklemmung.</p> <p>Mariane hörte sanftlächelnd unserem Gespräche zu. Endlich trat sie heran, faßte Ferdinands Hand, und sagte <hi rendition="#g">in englischer Sprache</hi>: „Sei ruhig, mein Geliebter! mein <hi rendition="#g">Republikaner</hi>! Wenn die Vorurtheile der Europäer uns belästigen; das atlantische Meer ist für meine Liebe nicht größer, als auf der Weltkarte für meine Hand: eine Spanne breit.“</p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [207/0227]
werden, und die Beschränkungen der Preßfreiheit dem Sträflinge nicht gestatten, Viele damit bekannt zu machen. Das that hier schon das aufgehobene Todesurtheil; denn losgesprochen in der Folge oder nicht, die Menge pflegt einen Mann, über dessen Haupte das Richtbeil geschwebt hat, immer mit dem Zweifel zu betrachten, ob die verdammenden oder die lossprechenden Richter sich geirrt haben. Albus schien das zu fühlen, und sprach darüber mit steigender Beklemmung.
Mariane hörte sanftlächelnd unserem Gespräche zu. Endlich trat sie heran, faßte Ferdinands Hand, und sagte in englischer Sprache: „Sei ruhig, mein Geliebter! mein Republikaner! Wenn die Vorurtheile der Europäer uns belästigen; das atlantische Meer ist für meine Liebe nicht größer, als auf der Weltkarte für meine Hand: eine Spanne breit.“
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Zitationshilfe: | Müllner, Adolph: Der Kaliber. Leipzig, 1829, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muellner_kaliber_1829/227>, abgerufen am 16.02.2025. |