Müllner, Adolph: Der Kaliber. Leipzig, 1829.daß es unaussprechlich ist. Armer Freund, wie viel hast Du gelitten! Wie bleich bist Du geworden! Laß uns sitzen, gieb mir Deine Hand, fühle den ruhigen Schlag meines Herzens, bis der deinige Takt damit hält." Er schien nicht zu fassen, was mit ihm vorging; irr' an sich selbst, suchten seine Augen Licht in den meinigen. "Wo bin ich denn? Sind Sie denn nicht der - bin ich nicht mehr der - der Blutbefleckte, der Brudermörder, der - Hugo?" "Nein, nein," sagte Mariane, indem sie den Arm um ihn schlang und ihn an ihre Brust drückte: "du bist mein, mein Ferdinand, mein Gatte! Du bist rein von aller Schuld, du warst rein, als ich dich wie einen Mörder floh, das fürchterliche Räthsel ist gelös't, deine Blutschuld war ein Selbstbetrug, daß es unaussprechlich ist. Armer Freund, wie viel hast Du gelitten! Wie bleich bist Du geworden! Laß uns sitzen, gieb mir Deine Hand, fühle den ruhigen Schlag meines Herzens, bis der deinige Takt damit hält.“ Er schien nicht zu fassen, was mit ihm vorging; irr’ an sich selbst, suchten seine Augen Licht in den meinigen. „Wo bin ich denn? Sind Sie denn nicht der – bin ich nicht mehr der – der Blutbefleckte, der Brudermörder, der – Hugo?“ „Nein, nein,“ sagte Mariane, indem sie den Arm um ihn schlang und ihn an ihre Brust drückte: „du bist mein, mein Ferdinand, mein Gatte! Du bist rein von aller Schuld, du warst rein, als ich dich wie einen Mörder floh, das fürchterliche Räthsel ist gelös’t, deine Blutschuld war ein Selbstbetrug, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0220" n="200"/> daß es unaussprechlich ist. Armer Freund, wie viel hast Du gelitten! Wie bleich bist Du geworden! Laß uns sitzen, gieb mir Deine Hand, fühle den ruhigen Schlag meines Herzens, bis der deinige Takt damit hält.“</p> <p>Er schien nicht zu fassen, was mit ihm vorging; irr’ an sich selbst, suchten seine Augen Licht in den meinigen. „Wo bin ich denn? Sind Sie denn nicht der – bin ich nicht mehr der – der Blutbefleckte, der Brudermörder, der – <hi rendition="#g">Hugo</hi>?“</p> <p>„Nein, nein,“ sagte Mariane, indem sie den Arm um ihn schlang und ihn an ihre Brust drückte: „du bist mein, mein Ferdinand, mein Gatte! Du bist rein von aller Schuld, du <hi rendition="#g">warst</hi> rein, als ich dich wie einen Mörder floh, das fürchterliche Räthsel ist gelös’t, deine Blutschuld war ein Selbstbetrug, </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [200/0220]
daß es unaussprechlich ist. Armer Freund, wie viel hast Du gelitten! Wie bleich bist Du geworden! Laß uns sitzen, gieb mir Deine Hand, fühle den ruhigen Schlag meines Herzens, bis der deinige Takt damit hält.“
Er schien nicht zu fassen, was mit ihm vorging; irr’ an sich selbst, suchten seine Augen Licht in den meinigen. „Wo bin ich denn? Sind Sie denn nicht der – bin ich nicht mehr der – der Blutbefleckte, der Brudermörder, der – Hugo?“
„Nein, nein,“ sagte Mariane, indem sie den Arm um ihn schlang und ihn an ihre Brust drückte: „du bist mein, mein Ferdinand, mein Gatte! Du bist rein von aller Schuld, du warst rein, als ich dich wie einen Mörder floh, das fürchterliche Räthsel ist gelös’t, deine Blutschuld war ein Selbstbetrug,
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Zitationshilfe: | Müllner, Adolph: Der Kaliber. Leipzig, 1829, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muellner_kaliber_1829/220>, abgerufen am 31.07.2024. |