Müllner, Adolph: Der Kaliber. Leipzig, 1829."So ist es, Ferdinand; sie will Sie sprechen, sie hat Ihnen Wichtiges zu sagen, bieten Sie alle Kräfte Ihres Geistes auf, es zu fassen." Ich gab mit der Klingelschnur das verabredete Zeichen. Er stand lautlos und zitterte. Mir war bange vor der gewagten Scene, welche bevorstand. Mariane trat leise herein. Während sie die Thür hinter sich anzog, bedeckte Ferdinand sein Gesicht mit den Händen. Doch bald ließ er dieselben wieder sinken. Mariane stand vor ihm, nannte seinen Namen im ergreifendesten Accord der Zärtlichkeit, und mit den Worten: "Oh! meine Heilige!" sank er vor ihr nieder. Sie hob ihn auf; er öffnete die bebenden Lippen zum Reden. "Sprich nicht, mein Ferdinand, jetzt nicht! Ich sehe, was Du fühlst, und fühle, „So ist es, Ferdinand; sie will Sie sprechen, sie hat Ihnen Wichtiges zu sagen, bieten Sie alle Kräfte Ihres Geistes auf, es zu fassen.“ Ich gab mit der Klingelschnur das verabredete Zeichen. Er stand lautlos und zitterte. Mir war bange vor der gewagten Scene, welche bevorstand. Mariane trat leise herein. Während sie die Thür hinter sich anzog, bedeckte Ferdinand sein Gesicht mit den Händen. Doch bald ließ er dieselben wieder sinken. Mariane stand vor ihm, nannte seinen Namen im ergreifendesten Accord der Zärtlichkeit, und mit den Worten: „Oh! meine Heilige!“ sank er vor ihr nieder. Sie hob ihn auf; er öffnete die bebenden Lippen zum Reden. „Sprich nicht, mein Ferdinand, jetzt nicht! Ich sehe, was Du fühlst, und fühle, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0219" n="199"/> <p>„So ist es, Ferdinand; sie will Sie sprechen, sie hat Ihnen Wichtiges zu sagen, bieten Sie alle Kräfte Ihres Geistes auf, es zu fassen.“</p> <p>Ich gab mit der Klingelschnur das verabredete Zeichen. Er stand lautlos und zitterte. Mir war bange vor der gewagten Scene, welche bevorstand. Mariane trat leise herein. Während sie die Thür hinter sich anzog, bedeckte Ferdinand sein Gesicht mit den Händen. Doch bald ließ er dieselben wieder sinken. Mariane stand vor ihm, nannte seinen Namen im ergreifendesten Accord der Zärtlichkeit, und mit den Worten: „Oh! meine Heilige!“ sank er vor ihr nieder.</p> <p>Sie hob ihn auf; er öffnete die bebenden Lippen zum Reden.</p> <p>„Sprich nicht, mein Ferdinand, jetzt nicht! <hi rendition="#g">Ich sehe</hi>, was Du fühlst, und fühle, </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [199/0219]
„So ist es, Ferdinand; sie will Sie sprechen, sie hat Ihnen Wichtiges zu sagen, bieten Sie alle Kräfte Ihres Geistes auf, es zu fassen.“
Ich gab mit der Klingelschnur das verabredete Zeichen. Er stand lautlos und zitterte. Mir war bange vor der gewagten Scene, welche bevorstand. Mariane trat leise herein. Während sie die Thür hinter sich anzog, bedeckte Ferdinand sein Gesicht mit den Händen. Doch bald ließ er dieselben wieder sinken. Mariane stand vor ihm, nannte seinen Namen im ergreifendesten Accord der Zärtlichkeit, und mit den Worten: „Oh! meine Heilige!“ sank er vor ihr nieder.
Sie hob ihn auf; er öffnete die bebenden Lippen zum Reden.
„Sprich nicht, mein Ferdinand, jetzt nicht! Ich sehe, was Du fühlst, und fühle,
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Zitationshilfe: | Müllner, Adolph: Der Kaliber. Leipzig, 1829, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muellner_kaliber_1829/219>, abgerufen am 31.07.2024. |