Müllner, Adolph: Der Kaliber. Leipzig, 1829.Argwohn Anlaß gegeben? War derselbe älter, als sein Entschluß, den Tod statt der Braut zu umarmen? Hatte er Einfluß darauf gehabt? War er vielleicht auch bei seinem Irrsinn im Spiel? Alle diese Fragen bestürmten mich in Einem Augenblicke. Die Ungerechtigkeit gegen Marianen verletzte mich. Ich trat rasch zu ihm, legte die Hand auf seine Schulter, und sagte: "Albus, wohin schweift Ihre Leidenschaft? Wollen Sie das Gegentheil sehen, mit diesen Ihren Augen sehen?" Er fuhr zurück, blickte mich starr an, trat mir wieder nahe, streckte die Hand aus, ließ sie über meinen rechten Arm herabgleiten, als ob er etwas durch das Gefühl erforschen wollte, und rief dann aus: "Ha! läugnen Sie es nicht! Mariane ist hier, ich fühle ihre Nähe." Argwohn Anlaß gegeben? War derselbe älter, als sein Entschluß, den Tod statt der Braut zu umarmen? Hatte er Einfluß darauf gehabt? War er vielleicht auch bei seinem Irrsinn im Spiel? Alle diese Fragen bestürmten mich in Einem Augenblicke. Die Ungerechtigkeit gegen Marianen verletzte mich. Ich trat rasch zu ihm, legte die Hand auf seine Schulter, und sagte: „Albus, wohin schweift Ihre Leidenschaft? Wollen Sie das Gegentheil sehen, mit diesen Ihren Augen sehen?“ Er fuhr zurück, blickte mich starr an, trat mir wieder nahe, streckte die Hand aus, ließ sie über meinen rechten Arm herabgleiten, als ob er etwas durch das Gefühl erforschen wollte, und rief dann aus: „Ha! läugnen Sie es nicht! Mariane ist hier, ich fühle ihre Nähe.“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0218" n="198"/> Argwohn Anlaß gegeben? War derselbe älter, als sein Entschluß, den Tod statt der Braut zu umarmen? Hatte er Einfluß darauf gehabt? War er vielleicht auch bei seinem Irrsinn im Spiel? Alle diese Fragen bestürmten mich in Einem Augenblicke. Die Ungerechtigkeit gegen Marianen verletzte mich.</p> <p>Ich trat rasch zu ihm, legte die Hand auf seine Schulter, und sagte: „Albus, wohin schweift Ihre Leidenschaft? Wollen Sie das Gegentheil <hi rendition="#g">sehen</hi>, mit diesen Ihren Augen sehen?“</p> <p>Er fuhr zurück, blickte mich starr an, trat mir wieder nahe, streckte die Hand aus, ließ sie über meinen rechten Arm herabgleiten, als ob er etwas durch das Gefühl erforschen wollte, und rief dann aus: „Ha! läugnen Sie es nicht! Mariane ist hier, ich fühle ihre Nähe.“</p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [198/0218]
Argwohn Anlaß gegeben? War derselbe älter, als sein Entschluß, den Tod statt der Braut zu umarmen? Hatte er Einfluß darauf gehabt? War er vielleicht auch bei seinem Irrsinn im Spiel? Alle diese Fragen bestürmten mich in Einem Augenblicke. Die Ungerechtigkeit gegen Marianen verletzte mich.
Ich trat rasch zu ihm, legte die Hand auf seine Schulter, und sagte: „Albus, wohin schweift Ihre Leidenschaft? Wollen Sie das Gegentheil sehen, mit diesen Ihren Augen sehen?“
Er fuhr zurück, blickte mich starr an, trat mir wieder nahe, streckte die Hand aus, ließ sie über meinen rechten Arm herabgleiten, als ob er etwas durch das Gefühl erforschen wollte, und rief dann aus: „Ha! läugnen Sie es nicht! Mariane ist hier, ich fühle ihre Nähe.“
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Zitationshilfe: | Müllner, Adolph: Der Kaliber. Leipzig, 1829, S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muellner_kaliber_1829/218>, abgerufen am 31.07.2024. |