Müllner, Adolph: Der Kaliber. Leipzig, 1829.verlangte Nachsuchung im Strome. Natürlich war sie vergebens; denn wie findet man ein Terzerol wieder auf dem Grunde eines klaftertiefen Stromes? "Die Nachsuchung war nicht sorgfältig genug," behauptete er: "man wiederhole sie." Er hatte sich da, wie man sieht, eine Schraube ohne Ende geschnitzt, die ich ihn nicht nach Belieben gebrauchen lassen konnte. Ich erstattete Bericht an die Landesregierung. Hier hatten Rebhahns Rechtsgründe, von dem Buchstaben eines Gesetzes unterstützt, so viel Eingang gefunden, daß man in Verlegenheit kam, was man zur Beseitigung des Einwandes anordnen sollte. Ein zufälliger Umstand half unerwartet aus. Das Departement des Straßenbaues hatte eben beschlossen, die hölzerne Brücke, welche alljährlich viel von dem Eisgange zu leiden pflegte, abbrechen und eine steinerne bauen zu lassen. Zu diesem Behuf verlangte Nachsuchung im Strome. Natürlich war sie vergebens; denn wie findet man ein Terzerol wieder auf dem Grunde eines klaftertiefen Stromes? „Die Nachsuchung war nicht sorgfältig genug,“ behauptete er: „man wiederhole sie.“ Er hatte sich da, wie man sieht, eine Schraube ohne Ende geschnitzt, die ich ihn nicht nach Belieben gebrauchen lassen konnte. Ich erstattete Bericht an die Landesregierung. Hier hatten Rebhahns Rechtsgründe, von dem Buchstaben eines Gesetzes unterstützt, so viel Eingang gefunden, daß man in Verlegenheit kam, was man zur Beseitigung des Einwandes anordnen sollte. Ein zufälliger Umstand half unerwartet aus. Das Departement des Straßenbaues hatte eben beschlossen, die hölzerne Brücke, welche alljährlich viel von dem Eisgange zu leiden pflegte, abbrechen und eine steinerne bauen zu lassen. Zu diesem Behuf <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0179" n="159"/> verlangte Nachsuchung im Strome. Natürlich war sie vergebens; denn wie findet man ein Terzerol wieder auf dem Grunde eines klaftertiefen Stromes?</p> <p>„Die Nachsuchung war nicht sorgfältig genug,“ behauptete er: „man wiederhole sie.“ Er hatte sich da, wie man sieht, eine Schraube ohne Ende geschnitzt, die ich ihn nicht nach Belieben gebrauchen lassen konnte. Ich erstattete Bericht an die Landesregierung. Hier hatten Rebhahns Rechtsgründe, von dem Buchstaben eines Gesetzes unterstützt, so viel Eingang gefunden, daß man in Verlegenheit kam, was man zur Beseitigung des Einwandes anordnen sollte. Ein zufälliger Umstand half unerwartet aus. Das Departement des Straßenbaues hatte eben beschlossen, die hölzerne Brücke, welche alljährlich viel von dem Eisgange zu leiden pflegte, abbrechen und eine steinerne bauen zu lassen. Zu diesem Behuf </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [159/0179]
verlangte Nachsuchung im Strome. Natürlich war sie vergebens; denn wie findet man ein Terzerol wieder auf dem Grunde eines klaftertiefen Stromes?
„Die Nachsuchung war nicht sorgfältig genug,“ behauptete er: „man wiederhole sie.“ Er hatte sich da, wie man sieht, eine Schraube ohne Ende geschnitzt, die ich ihn nicht nach Belieben gebrauchen lassen konnte. Ich erstattete Bericht an die Landesregierung. Hier hatten Rebhahns Rechtsgründe, von dem Buchstaben eines Gesetzes unterstützt, so viel Eingang gefunden, daß man in Verlegenheit kam, was man zur Beseitigung des Einwandes anordnen sollte. Ein zufälliger Umstand half unerwartet aus. Das Departement des Straßenbaues hatte eben beschlossen, die hölzerne Brücke, welche alljährlich viel von dem Eisgange zu leiden pflegte, abbrechen und eine steinerne bauen zu lassen. Zu diesem Behuf
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Zitationshilfe: | Müllner, Adolph: Der Kaliber. Leipzig, 1829, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muellner_kaliber_1829/179>, abgerufen am 16.02.2025. |