Müllner, Adolph: Der Kaliber. Leipzig, 1829.Kampf zu kämpfen. Zwar kannte ich ihn nicht persönlich, aber ich hatte mehrere Vertheidigungs-Schriften von ihm gelesen, die mit soviel Rechtskunde, Menschenkenntniß, Scharfsinn, Gefühl und Beredtsamkeit abgefaßt waren, daß ich von dem inneren Gehalt und Werthe dieses Menschen die höchste Idee gefaßt hatte. Ich ging zu ihm. Ich hatte mir einen Mann in den mittleren Jahren, eine einnehmende und imposante Rednergestalt vorgestellt. Nichts weniger. Klein, hager, nicht eben verwachsen, aber merklich schief gestellt, eine spitzige, burgunderrothe Nase, graue, schlaue, stechende Augen unter struppigen Braunen, mehr Puder als Haar auf dem Kopfe, und dem Ansehen wie der Kleidung nach mit zwei Drittheilen des gewöhnlichen Menschenalters noch dem vorigen Jahrhundert angehörig; empfing Kampf zu kämpfen. Zwar kannte ich ihn nicht persönlich, aber ich hatte mehrere Vertheidigungs-Schriften von ihm gelesen, die mit soviel Rechtskunde, Menschenkenntniß, Scharfsinn, Gefühl und Beredtsamkeit abgefaßt waren, daß ich von dem inneren Gehalt und Werthe dieses Menschen die höchste Idee gefaßt hatte. Ich ging zu ihm. Ich hatte mir einen Mann in den mittleren Jahren, eine einnehmende und imposante Rednergestalt vorgestellt. Nichts weniger. Klein, hager, nicht eben verwachsen, aber merklich schief gestellt, eine spitzige, burgunderrothe Nase, graue, schlaue, stechende Augen unter struppigen Braunen, mehr Puder als Haar auf dem Kopfe, und dem Ansehen wie der Kleidung nach mit zwei Drittheilen des gewöhnlichen Menschenalters noch dem vorigen Jahrhundert angehörig; empfing <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0163" n="143"/> Kampf zu kämpfen. Zwar kannte ich ihn nicht persönlich, aber ich hatte mehrere Vertheidigungs-Schriften von ihm gelesen, die mit soviel Rechtskunde, Menschenkenntniß, Scharfsinn, Gefühl und Beredtsamkeit abgefaßt waren, daß ich von dem inneren Gehalt und Werthe dieses Menschen die höchste Idee gefaßt hatte.</p> <p>Ich ging zu ihm. Ich hatte mir einen Mann in den mittleren Jahren, eine einnehmende und imposante Rednergestalt vorgestellt. Nichts weniger. Klein, hager, nicht eben verwachsen, aber merklich schief gestellt, eine spitzige, burgunderrothe Nase, graue, schlaue, stechende Augen unter struppigen Braunen, mehr Puder als Haar auf dem Kopfe, und dem Ansehen wie der Kleidung nach mit zwei Drittheilen des gewöhnlichen Menschenalters noch dem vorigen Jahrhundert angehörig; empfing </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [143/0163]
Kampf zu kämpfen. Zwar kannte ich ihn nicht persönlich, aber ich hatte mehrere Vertheidigungs-Schriften von ihm gelesen, die mit soviel Rechtskunde, Menschenkenntniß, Scharfsinn, Gefühl und Beredtsamkeit abgefaßt waren, daß ich von dem inneren Gehalt und Werthe dieses Menschen die höchste Idee gefaßt hatte.
Ich ging zu ihm. Ich hatte mir einen Mann in den mittleren Jahren, eine einnehmende und imposante Rednergestalt vorgestellt. Nichts weniger. Klein, hager, nicht eben verwachsen, aber merklich schief gestellt, eine spitzige, burgunderrothe Nase, graue, schlaue, stechende Augen unter struppigen Braunen, mehr Puder als Haar auf dem Kopfe, und dem Ansehen wie der Kleidung nach mit zwei Drittheilen des gewöhnlichen Menschenalters noch dem vorigen Jahrhundert angehörig; empfing
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/muellner_kaliber_1829 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/muellner_kaliber_1829/163 |
Zitationshilfe: | Müllner, Adolph: Der Kaliber. Leipzig, 1829, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muellner_kaliber_1829/163>, abgerufen am 08.07.2024. |