Müllner, Adolph: Der Kaliber. Leipzig, 1829.von Marianen gehört hatte. Das Geräusch im Dickicht hatte Ferdinand wirklich vernommen, und einen Anfall vermuthend, das Terzerol gezogen und gespannt. So behielt er es in der Hand, und das unterbrochene Gespräch begann im Fortwandern von Neuem. Es wurde auf Seiten Ferdinands immer hitziger, je halsstarriger Heinrich auf seinem vertragsmäßigen Rechte bestand. "Aber was willst du denn nun mit dem Gelde?" sagte der Letztere. "Es pressirt dich ja nichts; ich habe dir eine gute Stelle verschafft, dein Gehalt ist mehr, als du brauchst; das Selbst-Etabliren in deinen Jahren ist eine Narrheit; du hast noch zu lernen hier zu Lande, vollauf für drei Jahre! Also dächt' ich" - "Denken, und nichts als denken!" - rief Ferdinand: "Lerne fühlen, Mensch!" von Marianen gehört hatte. Das Geräusch im Dickicht hatte Ferdinand wirklich vernommen, und einen Anfall vermuthend, das Terzerol gezogen und gespannt. So behielt er es in der Hand, und das unterbrochene Gespräch begann im Fortwandern von Neuem. Es wurde auf Seiten Ferdinands immer hitziger, je halsstarriger Heinrich auf seinem vertragsmäßigen Rechte bestand. „Aber was willst du denn nun mit dem Gelde?“ sagte der Letztere. „Es pressirt dich ja nichts; ich habe dir eine gute Stelle verschafft, dein Gehalt ist mehr, als du brauchst; das Selbst-Etabliren in deinen Jahren ist eine Narrheit; du hast noch zu lernen hier zu Lande, vollauf für drei Jahre! Also dächt’ ich“ – „Denken, und nichts als denken!“ – rief Ferdinand: „Lerne fühlen, Mensch!“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0136" n="116"/> von <hi rendition="#g">Marianen</hi> gehört hatte. Das Geräusch im Dickicht hatte Ferdinand wirklich vernommen, und einen Anfall vermuthend, das Terzerol gezogen und gespannt. So behielt er es in der Hand, und das unterbrochene Gespräch begann im Fortwandern von Neuem. Es wurde auf Seiten Ferdinands immer hitziger, je halsstarriger Heinrich auf seinem vertragsmäßigen Rechte bestand.</p> <p>„Aber was <hi rendition="#g">willst</hi> du denn nun mit dem Gelde?“ sagte der Letztere. „Es pressirt <hi rendition="#g">dich</hi> ja nichts; ich habe dir eine gute Stelle verschafft, dein Gehalt ist mehr, als du brauchst; das Selbst-Etabliren in deinen Jahren ist eine Narrheit; du hast noch zu <hi rendition="#g">lernen</hi> hier zu Lande, vollauf für drei Jahre! Also dächt’ ich“ –</p> <p>„Denken, und nichts als denken!“ – rief Ferdinand: „Lerne <hi rendition="#g">fühlen</hi>, Mensch!“</p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [116/0136]
von Marianen gehört hatte. Das Geräusch im Dickicht hatte Ferdinand wirklich vernommen, und einen Anfall vermuthend, das Terzerol gezogen und gespannt. So behielt er es in der Hand, und das unterbrochene Gespräch begann im Fortwandern von Neuem. Es wurde auf Seiten Ferdinands immer hitziger, je halsstarriger Heinrich auf seinem vertragsmäßigen Rechte bestand.
„Aber was willst du denn nun mit dem Gelde?“ sagte der Letztere. „Es pressirt dich ja nichts; ich habe dir eine gute Stelle verschafft, dein Gehalt ist mehr, als du brauchst; das Selbst-Etabliren in deinen Jahren ist eine Narrheit; du hast noch zu lernen hier zu Lande, vollauf für drei Jahre! Also dächt’ ich“ –
„Denken, und nichts als denken!“ – rief Ferdinand: „Lerne fühlen, Mensch!“
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Zitationshilfe: | Müllner, Adolph: Der Kaliber. Leipzig, 1829, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muellner_kaliber_1829/136>, abgerufen am 16.02.2025. |