Müllner, Adolph: Der Kaliber. Leipzig, 1829.niemand bloß Zuschauer seyn dürfte. Ich legte in meinem Zimmer einige Actenhefte zurecht, die in meiner Abwesenheit gebraucht werden konnten, und meine Schwester kramte in meinen Commodenfächern, um die einzelnen Stücke meiner selten gebrauchten Ballkleidung zusammen zu suchen. Die Tritte eines Pferdes vor der Hausthür zogen sie an das Fenster. "Herr Gott, was muß das seyn?" sagte sie: "Albus ist eben abgestiegen." "Ich eilte zu ihr an die Scheiben. Mein Bedienter hatte bereits das ledige Roß am Zügel; es war in Schweiß gebadet und mit Schaum bedeckt. Nicht ohne eine ängstliche Zögerung öffnete ich die Stubenthür, um dem Angekommenen entgegen zu gehen. Betroffen trat ich vor dem Eintretenden zurück, der bei niemand bloß Zuschauer seyn dürfte. Ich legte in meinem Zimmer einige Actenhefte zurecht, die in meiner Abwesenheit gebraucht werden konnten, und meine Schwester kramte in meinen Commodenfächern, um die einzelnen Stücke meiner selten gebrauchten Ballkleidung zusammen zu suchen. Die Tritte eines Pferdes vor der Hausthür zogen sie an das Fenster. „Herr Gott, was muß das seyn?“ sagte sie: „Albus ist eben abgestiegen.“ „Ich eilte zu ihr an die Scheiben. Mein Bedienter hatte bereits das ledige Roß am Zügel; es war in Schweiß gebadet und mit Schaum bedeckt. Nicht ohne eine ängstliche Zögerung öffnete ich die Stubenthür, um dem Angekommenen entgegen zu gehen. Betroffen trat ich vor dem Eintretenden zurück, der bei <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0126" n="106"/> niemand bloß Zuschauer seyn dürfte. Ich legte in meinem Zimmer einige Actenhefte zurecht, die in meiner Abwesenheit gebraucht werden konnten, und meine Schwester kramte in meinen Commodenfächern, um die einzelnen Stücke meiner selten gebrauchten Ballkleidung zusammen zu suchen. Die Tritte eines Pferdes vor der Hausthür zogen sie an das Fenster.</p> <p>„Herr Gott, was muß das seyn?“ sagte sie: „<hi rendition="#g">Albus</hi> ist eben abgestiegen.“</p> <p>„Ich eilte zu ihr an die Scheiben. Mein Bedienter hatte bereits das ledige Roß am Zügel; es war in Schweiß gebadet und mit Schaum bedeckt. Nicht ohne eine ängstliche Zögerung öffnete ich die Stubenthür, um dem Angekommenen entgegen zu gehen. Betroffen trat ich vor dem Eintretenden zurück, der bei </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [106/0126]
niemand bloß Zuschauer seyn dürfte. Ich legte in meinem Zimmer einige Actenhefte zurecht, die in meiner Abwesenheit gebraucht werden konnten, und meine Schwester kramte in meinen Commodenfächern, um die einzelnen Stücke meiner selten gebrauchten Ballkleidung zusammen zu suchen. Die Tritte eines Pferdes vor der Hausthür zogen sie an das Fenster.
„Herr Gott, was muß das seyn?“ sagte sie: „Albus ist eben abgestiegen.“
„Ich eilte zu ihr an die Scheiben. Mein Bedienter hatte bereits das ledige Roß am Zügel; es war in Schweiß gebadet und mit Schaum bedeckt. Nicht ohne eine ängstliche Zögerung öffnete ich die Stubenthür, um dem Angekommenen entgegen zu gehen. Betroffen trat ich vor dem Eintretenden zurück, der bei
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Zitationshilfe: | Müllner, Adolph: Der Kaliber. Leipzig, 1829, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muellner_kaliber_1829/126>, abgerufen am 16.02.2025. |