Müllner, Adolph: Der Kaliber. Leipzig, 1829."Ach, wenn ihm das gnügte!" sagte sie mit Wehmuth. "Ich fühle mich glücklich durch meine Liebe, und durch die Gewißheit der seinigen; ich würde zufrieden den Zeitpunkt abwarten, der uns vereinigen könnte; er - was er auch sagen mag - er ist unglücklich, er ist elend, er leidet Höllenqual in der Glut seiner Einbildungskraft. Was er Glück nennt, ist nichts als ein Rausch, ein Taumel, worein ihn meine Nähe, die Luft die ich athme, die Berührung meiner Hand und meiner Lippen versetzt. Ihn kann nichts glücklich machen, diese unbändige Leidenschaft kann nichts besänftigen, als der Besitz, den er nicht fordert, weil er fühlt, daß ich ihn nicht gewähren darf." Sie wendete sich abwärts, um die thränenvollen Augen meinen Blicken zu entziehen. Ich wagte nicht, die Stille zu unterbrechen; denn ich fürchtete, Unschickliches zu sagen, wenn ich Ferdinands Ungeduld „Ach, wenn ihm das gnügte!“ sagte sie mit Wehmuth. „Ich fühle mich glücklich durch meine Liebe, und durch die Gewißheit der seinigen; ich würde zufrieden den Zeitpunkt abwarten, der uns vereinigen könnte; er – was er auch sagen mag – er ist unglücklich, er ist elend, er leidet Höllenqual in der Glut seiner Einbildungskraft. Was er Glück nennt, ist nichts als ein Rausch, ein Taumel, worein ihn meine Nähe, die Luft die ich athme, die Berührung meiner Hand und meiner Lippen versetzt. Ihn kann nichts glücklich machen, diese unbändige Leidenschaft kann nichts besänftigen, als der Besitz, den er nicht fordert, weil er fühlt, daß ich ihn nicht gewähren darf.“ Sie wendete sich abwärts, um die thränenvollen Augen meinen Blicken zu entziehen. Ich wagte nicht, die Stille zu unterbrechen; denn ich fürchtete, Unschickliches zu sagen, wenn ich Ferdinands Ungeduld <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0110" n="90"/> <p>„Ach, wenn ihm das gnügte!“ sagte sie mit Wehmuth. „<hi rendition="#g">Ich</hi> fühle mich glücklich durch meine Liebe, und durch die Gewißheit der seinigen; ich würde zufrieden den Zeitpunkt abwarten, der uns vereinigen könnte; er – was er auch sagen mag – er ist unglücklich, er ist elend, er leidet Höllenqual in der Glut seiner Einbildungskraft. Was er Glück nennt, ist nichts als ein Rausch, ein Taumel, worein ihn meine Nähe, die Luft die ich athme, die Berührung meiner Hand und meiner Lippen versetzt. Ihn kann nichts glücklich machen, diese unbändige Leidenschaft kann nichts besänftigen, als <hi rendition="#g">der</hi> Besitz, den er nicht fordert, weil er fühlt, daß ich ihn nicht gewähren darf.“ Sie wendete sich abwärts, um die thränenvollen Augen meinen Blicken zu entziehen. Ich wagte nicht, die Stille zu unterbrechen; denn ich fürchtete, Unschickliches zu sagen, wenn ich Ferdinands Ungeduld </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [90/0110]
„Ach, wenn ihm das gnügte!“ sagte sie mit Wehmuth. „Ich fühle mich glücklich durch meine Liebe, und durch die Gewißheit der seinigen; ich würde zufrieden den Zeitpunkt abwarten, der uns vereinigen könnte; er – was er auch sagen mag – er ist unglücklich, er ist elend, er leidet Höllenqual in der Glut seiner Einbildungskraft. Was er Glück nennt, ist nichts als ein Rausch, ein Taumel, worein ihn meine Nähe, die Luft die ich athme, die Berührung meiner Hand und meiner Lippen versetzt. Ihn kann nichts glücklich machen, diese unbändige Leidenschaft kann nichts besänftigen, als der Besitz, den er nicht fordert, weil er fühlt, daß ich ihn nicht gewähren darf.“ Sie wendete sich abwärts, um die thränenvollen Augen meinen Blicken zu entziehen. Ich wagte nicht, die Stille zu unterbrechen; denn ich fürchtete, Unschickliches zu sagen, wenn ich Ferdinands Ungeduld
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Zitationshilfe: | Müllner, Adolph: Der Kaliber. Leipzig, 1829, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muellner_kaliber_1829/110>, abgerufen am 16.02.2025. |