Müller, Wilhelm: Sieben und siebzig Gedichte aus den hinterlassenen Papieren eines reisenden Waldhornisten. Dessau, 1821.Christnacht. Durch die Fenster seh' ich's flimmern, Goldengrün und Kerzenschein, Jauchzend hör' ich durch die Laden Helle Kinderstimmen schrein. Schmetternde Posaunen schallen Von dem Kirchenthurm herab: Lobt den Vater in der Höhe, Der der Welt das Kindlein gab! Herz, mein Herz, wie bist so selig? Herz, mein Herz, und so allein? Unsre Gaben, unsre Wünsche, Dürfen wir sie Keinem weihn? Eine weiß ich wohl zu finden,
Der ich Vieles gönnen mag; Offen steht mir ihre Pforte, Und es kennt mich ihr Gemach. Chriſtnacht. Durch die Fenſter ſeh' ich's flimmern, Goldengruͤn und Kerzenſchein, Jauchzend hoͤr' ich durch die Laden Helle Kinderſtimmen ſchrein. Schmetternde Poſaunen ſchallen Von dem Kirchenthurm herab: Lobt den Vater in der Hoͤhe, Der der Welt das Kindlein gab! Herz, mein Herz, wie biſt ſo ſelig? Herz, mein Herz, und ſo allein? Unſre Gaben, unſre Wuͤnſche, Duͤrfen wir ſie Keinem weihn? Eine weiß ich wohl zu finden,
Der ich Vieles goͤnnen mag; Offen ſteht mir ihre Pforte, Und es kennt mich ihr Gemach. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0065" n="[53]"/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b #g">Chriſtnacht.</hi><lb/> </head> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">D</hi>urch die Fenſter ſeh' ich's flimmern,</l><lb/> <l>Goldengruͤn und Kerzenſchein,</l><lb/> <l>Jauchzend hoͤr' ich durch die Laden</l><lb/> <l>Helle Kinderſtimmen ſchrein.</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Schmetternde Poſaunen ſchallen</l><lb/> <l>Von dem Kirchenthurm herab:</l><lb/> <l>Lobt den Vater in der Hoͤhe,</l><lb/> <l>Der der Welt das Kindlein gab!</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Herz, mein Herz, wie biſt ſo ſelig?</l><lb/> <l>Herz, mein Herz, und ſo allein?</l><lb/> <l>Unſre Gaben, unſre Wuͤnſche,</l><lb/> <l>Duͤrfen wir ſie Keinem weihn?</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>Eine weiß ich wohl zu finden,</l><lb/> <l>Der ich Vieles goͤnnen mag;</l><lb/> <l>Offen ſteht mir ihre Pforte,</l><lb/> <l>Und es kennt mich ihr Gemach.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[53]/0065]
Chriſtnacht.
Durch die Fenſter ſeh' ich's flimmern,
Goldengruͤn und Kerzenſchein,
Jauchzend hoͤr' ich durch die Laden
Helle Kinderſtimmen ſchrein.
Schmetternde Poſaunen ſchallen
Von dem Kirchenthurm herab:
Lobt den Vater in der Hoͤhe,
Der der Welt das Kindlein gab!
Herz, mein Herz, wie biſt ſo ſelig?
Herz, mein Herz, und ſo allein?
Unſre Gaben, unſre Wuͤnſche,
Duͤrfen wir ſie Keinem weihn?
Eine weiß ich wohl zu finden,
Der ich Vieles goͤnnen mag;
Offen ſteht mir ihre Pforte,
Und es kennt mich ihr Gemach.
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Zitationshilfe: | Müller, Wilhelm: Sieben und siebzig Gedichte aus den hinterlassenen Papieren eines reisenden Waldhornisten. Dessau, 1821, S. [53]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_waldhornist_1821/65>, abgerufen am 23.02.2025. |