Müller, Wilhelm: Sieben und siebzig Gedichte aus den hinterlassenen Papieren eines reisenden Waldhornisten. Dessau, 1821.Das Mühlenleben. Seh' ich sie am Bache sitzen, Wenn sie Fliegennetze strickt, Oder Sonntags für die Fenster Frische Wiesenblumen pflückt; Seh' ich sie zum Garten wandeln, Mit dem Körbchen in der Hand, Nach den ersten Beeren spähen An der grünen Dornenwand: Dann wird mir die Mühle enge, Alle Mauern ziehn sich ein, Und ich möchte flugs ein Fischer, Jäger oder Gärtner sein. Und der Steine lustig Pfeifen,
Und des Wasserrad's Gebraus, Und der Werke emsig Klappern, 'S jagt mich schier zum Thor hinaus. 2
Das Muͤhlenleben. Seh' ich ſie am Bache ſitzen, Wenn ſie Fliegennetze ſtrickt, Oder Sonntags fuͤr die Fenſter Friſche Wieſenblumen pfluͤckt; Seh' ich ſie zum Garten wandeln, Mit dem Koͤrbchen in der Hand, Nach den erſten Beeren ſpaͤhen An der gruͤnen Dornenwand: Dann wird mir die Muͤhle enge, Alle Mauern ziehn ſich ein, Und ich moͤchte flugs ein Fiſcher, Jaͤger oder Gaͤrtner ſein. Und der Steine luſtig Pfeifen,
Und des Waſſerrad's Gebraus, Und der Werke emſig Klappern, 'S jagt mich ſchier zum Thor hinaus. 2
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Das Muͤhlenleben.
Seh' ich ſie am Bache ſitzen,
Wenn ſie Fliegennetze ſtrickt,
Oder Sonntags fuͤr die Fenſter
Friſche Wieſenblumen pfluͤckt;
Seh' ich ſie zum Garten wandeln,
Mit dem Koͤrbchen in der Hand,
Nach den erſten Beeren ſpaͤhen
An der gruͤnen Dornenwand:
Dann wird mir die Muͤhle enge,
Alle Mauern ziehn ſich ein,
Und ich moͤchte flugs ein Fiſcher,
Jaͤger oder Gaͤrtner ſein.
Und der Steine luſtig Pfeifen,
Und des Waſſerrad's Gebraus,
Und der Werke emſig Klappern,
'S jagt mich ſchier zum Thor hinaus.
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Zitationshilfe: | Müller, Wilhelm: Sieben und siebzig Gedichte aus den hinterlassenen Papieren eines reisenden Waldhornisten. Dessau, 1821, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_waldhornist_1821/29>, abgerufen am 16.02.2025. |