Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Müller, Wilhelm: Sieben und siebzig Gedichte aus den hinterlassenen Papieren eines reisenden Waldhornisten. Dessau, 1821.

Bild:
<< vorherige Seite
März.

Mit einem Strauß von Blumen, die mit Schneee
Die kleinen weißen Kelche gern bedecken,
Möcht' ich, wie sie, mich deinem Blick verstecken,
Weil ich allein so ärmlich vor dir stehe.
Wohin ich auch nach bessern Gaben spähe,
Nur Keim und Knospe sind' ich aller Ecken;
Wohl möcht' ich Laub und Blüthe dir erwecken,
Doch fürcht' ich sehr, mein Hauch thät' ihnen wehe.
So nimm denn, was ich bringe, als zum Pfande
Der schönen Zeit, die ich nur darf verkünden,
Daher sie mich den Mond der Hoffnung nennen.
Und wenn der Wonnemond regiert im Lande,
Wirst du Erfüllung auf den Fluren finden,
Und ungelöscht soll dir kein Wunsch verbrennen.

Maͤrz.

Mit einem Strauß von Blumen, die mit Schneee
Die kleinen weißen Kelche gern bedecken,
Moͤcht' ich, wie ſie, mich deinem Blick verſtecken,
Weil ich allein ſo aͤrmlich vor dir ſtehe.
Wohin ich auch nach beſſern Gaben ſpaͤhe,
Nur Keim und Knospe ſind' ich aller Ecken;
Wohl moͤcht' ich Laub und Bluͤthe dir erwecken,
Doch fuͤrcht' ich ſehr, mein Hauch thaͤt' ihnen wehe.
So nimm denn, was ich bringe, als zum Pfande
Der ſchoͤnen Zeit, die ich nur darf verkuͤnden,
Daher ſie mich den Mond der Hoffnung nennen.
Und wenn der Wonnemond regiert im Lande,
Wirſt du Erfuͤllung auf den Fluren finden,
Und ungeloͤſcht ſoll dir kein Wunſch verbrennen.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0122" n="110"/>
        </div>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b #g">Ma&#x0364;rz.</hi><lb/>
          </head>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l><hi rendition="#in">M</hi>it einem Strauß von Blumen, die mit Schneee</l><lb/>
              <l>Die kleinen weißen Kelche gern bedecken,</l><lb/>
              <l>Mo&#x0364;cht' ich, wie &#x017F;ie, mich deinem Blick ver&#x017F;tecken,</l><lb/>
              <l>Weil ich allein &#x017F;o a&#x0364;rmlich vor dir &#x017F;tehe.</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="2">
              <l>Wohin ich auch nach be&#x017F;&#x017F;ern Gaben &#x017F;pa&#x0364;he,</l><lb/>
              <l>Nur Keim und Knospe &#x017F;ind' ich aller Ecken;</l><lb/>
              <l>Wohl mo&#x0364;cht' ich Laub und Blu&#x0364;the dir erwecken,</l><lb/>
              <l>Doch fu&#x0364;rcht' ich &#x017F;ehr, mein Hauch tha&#x0364;t' ihnen wehe.</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="3">
              <l>So nimm denn, was ich bringe, als zum Pfande</l><lb/>
              <l>Der &#x017F;cho&#x0364;nen Zeit, die ich nur darf verku&#x0364;nden,</l><lb/>
              <l>Daher &#x017F;ie mich den Mond der <hi rendition="#g">Hoffnung</hi> nennen.</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="4">
              <l>Und wenn der Wonnemond regiert im Lande,</l><lb/>
              <l>Wir&#x017F;t du <hi rendition="#g">Erfu&#x0364;llung</hi> auf den Fluren finden,</l><lb/>
              <l>Und ungelo&#x0364;&#x017F;cht &#x017F;oll dir kein Wun&#x017F;ch verbrennen.</l><lb/>
            </lg>
          </lg>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[110/0122] Maͤrz. Mit einem Strauß von Blumen, die mit Schneee Die kleinen weißen Kelche gern bedecken, Moͤcht' ich, wie ſie, mich deinem Blick verſtecken, Weil ich allein ſo aͤrmlich vor dir ſtehe. Wohin ich auch nach beſſern Gaben ſpaͤhe, Nur Keim und Knospe ſind' ich aller Ecken; Wohl moͤcht' ich Laub und Bluͤthe dir erwecken, Doch fuͤrcht' ich ſehr, mein Hauch thaͤt' ihnen wehe. So nimm denn, was ich bringe, als zum Pfande Der ſchoͤnen Zeit, die ich nur darf verkuͤnden, Daher ſie mich den Mond der Hoffnung nennen. Und wenn der Wonnemond regiert im Lande, Wirſt du Erfuͤllung auf den Fluren finden, Und ungeloͤſcht ſoll dir kein Wunſch verbrennen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_waldhornist_1821
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_waldhornist_1821/122
Zitationshilfe: Müller, Wilhelm: Sieben und siebzig Gedichte aus den hinterlassenen Papieren eines reisenden Waldhornisten. Dessau, 1821, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_waldhornist_1821/122>, abgerufen am 25.11.2024.