Müller, Wilhelm: Sieben und siebzig Gedichte aus den hinterlassenen Papieren eines reisenden Waldhornisten. Dessau, 1821.Januar. Ich bringe dir in weißen kalten Händen Ein warmes Haus, erhellt von tausend Kerzen, Bewohnt von bunten Spielen, Tänzen, Scherzen, Von Amoretten auch, die Pfeile senden. Sie flattern auf und ab an allen Enden, Die Jungfrau schaut besorgt nach ihrem Herzen, Die Andre schon nach Einem, der den Schmerzen Der Wunde möchte süßen Balsam spenden. Als hülfreich hab' ich immer dich erfunden, Vor Allem, wo es gilt den schwachen Schönen, Drum, denk' ich, wird sie nicht bis morgen klagen. Bald sind verrauscht des Festes heiße Stunden, Schon hör' ich Hufschlag vor dem Thore dröhnen: Reich' ihr den Arm und führe sie zum Wagen! Januar. Ich bringe dir in weißen kalten Haͤnden Ein warmes Haus, erhellt von tauſend Kerzen, Bewohnt von bunten Spielen, Taͤnzen, Scherzen, Von Amoretten auch, die Pfeile ſenden. Sie flattern auf und ab an allen Enden, Die Jungfrau ſchaut beſorgt nach ihrem Herzen, Die Andre ſchon nach Einem, der den Schmerzen Der Wunde moͤchte ſuͤßen Balſam ſpenden. Als huͤlfreich hab' ich immer dich erfunden, Vor Allem, wo es gilt den ſchwachen Schoͤnen, Drum, denk' ich, wird ſie nicht bis morgen klagen. Bald ſind verrauſcht des Feſtes heiße Stunden, Schon hoͤr' ich Hufſchlag vor dem Thore droͤhnen: Reich' ihr den Arm und fuͤhre ſie zum Wagen! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0120" n="108"/> </div> <div n="2"> <head> <hi rendition="#g">Januar.</hi><lb/> </head> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">I</hi>ch bringe dir in weißen kalten Haͤnden</l><lb/> <l>Ein warmes Haus, erhellt von tauſend Kerzen,</l><lb/> <l>Bewohnt von bunten Spielen, Taͤnzen, Scherzen,</l><lb/> <l>Von Amoretten auch, die Pfeile ſenden.</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Sie flattern auf und ab an allen Enden,</l><lb/> <l>Die Jungfrau ſchaut beſorgt nach ihrem Herzen,</l><lb/> <l>Die Andre ſchon nach Einem, der den Schmerzen</l><lb/> <l>Der Wunde moͤchte ſuͤßen Balſam ſpenden.</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Als huͤlfreich hab' ich immer dich erfunden,</l><lb/> <l>Vor Allem, wo es gilt den ſchwachen Schoͤnen,</l><lb/> <l>Drum, denk' ich, wird ſie nicht bis morgen klagen.</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>Bald ſind verrauſcht des Feſtes heiße Stunden,</l><lb/> <l>Schon hoͤr' ich Hufſchlag vor dem Thore droͤhnen:</l><lb/> <l>Reich' ihr den Arm und fuͤhre ſie zum Wagen!</l><lb/> </lg> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [108/0120]
Januar.
Ich bringe dir in weißen kalten Haͤnden
Ein warmes Haus, erhellt von tauſend Kerzen,
Bewohnt von bunten Spielen, Taͤnzen, Scherzen,
Von Amoretten auch, die Pfeile ſenden.
Sie flattern auf und ab an allen Enden,
Die Jungfrau ſchaut beſorgt nach ihrem Herzen,
Die Andre ſchon nach Einem, der den Schmerzen
Der Wunde moͤchte ſuͤßen Balſam ſpenden.
Als huͤlfreich hab' ich immer dich erfunden,
Vor Allem, wo es gilt den ſchwachen Schoͤnen,
Drum, denk' ich, wird ſie nicht bis morgen klagen.
Bald ſind verrauſcht des Feſtes heiße Stunden,
Schon hoͤr' ich Hufſchlag vor dem Thore droͤhnen:
Reich' ihr den Arm und fuͤhre ſie zum Wagen!
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