Müller, Wilhelm: Sieben und siebzig Gedichte aus den hinterlassenen Papieren eines reisenden Waldhornisten. Dessau, 1821.An Ludwig Sigismund Ruhl. Ich zog mit dir aus Roma's heil'gen Mauern, Den Rücken jenen Fluren zugewendet, Wo sich der Himmel nimmer müde spendet Mit seines Füllhorns frischen Blumenschauern. Da faßte plötzlich dich ein heißes Trauern, Das über ihren Strom dir nachgesendet Die Stadt, der du, ich weiß nicht was, verpfändet: Ich hörte deine Seufzer mit Bedauern. Germania, mach' auf dich ohne Weilen, Geschmückt mit aller deiner Reize Waffen, Den hart gefeiten Flüchtling zu begrüßen! Heiß der zwölf Monde Schaar voraus dir eilen, Und was ein jeder Bestes kann erschaffen, Leg' er als Angebind' ihm gern zu Füßen. An Ludwig Sigismund Ruhl. Ich zog mit dir aus Roma's heil'gen Mauern, Den Ruͤcken jenen Fluren zugewendet, Wo ſich der Himmel nimmer muͤde ſpendet Mit ſeines Fuͤllhorns friſchen Blumenſchauern. Da faßte ploͤtzlich dich ein heißes Trauern, Das uͤber ihren Strom dir nachgeſendet Die Stadt, der du, ich weiß nicht was, verpfaͤndet: Ich hoͤrte deine Seufzer mit Bedauern. Germania, mach' auf dich ohne Weilen, Geſchmuͤckt mit aller deiner Reize Waffen, Den hart gefeiten Fluͤchtling zu begruͤßen! Heiß der zwoͤlf Monde Schaar voraus dir eilen, Und was ein jeder Beſtes kann erſchaffen, Leg' er als Angebind' ihm gern zu Fuͤßen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0119" n="[107]"/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#g">An Ludwig Sigismund Ruhl.</hi><lb/> </head> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">I</hi>ch zog mit dir aus Roma's heil'gen Mauern,</l><lb/> <l>Den Ruͤcken jenen Fluren zugewendet,</l><lb/> <l>Wo ſich der Himmel nimmer muͤde ſpendet</l><lb/> <l>Mit ſeines Fuͤllhorns friſchen Blumenſchauern.</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Da faßte ploͤtzlich dich ein heißes Trauern,</l><lb/> <l>Das uͤber ihren Strom dir nachgeſendet</l><lb/> <l>Die Stadt, der du, ich weiß nicht was, verpfaͤndet:</l><lb/> <l>Ich hoͤrte deine Seufzer mit Bedauern.</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Germania, mach' auf dich ohne Weilen,</l><lb/> <l>Geſchmuͤckt mit aller deiner Reize Waffen,</l><lb/> <l>Den hart gefeiten Fluͤchtling zu begruͤßen!</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>Heiß der zwoͤlf Monde Schaar voraus dir eilen,</l><lb/> <l>Und was ein jeder Beſtes kann erſchaffen,</l><lb/> <l>Leg' er als Angebind' ihm gern zu Fuͤßen.</l><lb/> </lg> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[107]/0119]
An Ludwig Sigismund Ruhl.
Ich zog mit dir aus Roma's heil'gen Mauern,
Den Ruͤcken jenen Fluren zugewendet,
Wo ſich der Himmel nimmer muͤde ſpendet
Mit ſeines Fuͤllhorns friſchen Blumenſchauern.
Da faßte ploͤtzlich dich ein heißes Trauern,
Das uͤber ihren Strom dir nachgeſendet
Die Stadt, der du, ich weiß nicht was, verpfaͤndet:
Ich hoͤrte deine Seufzer mit Bedauern.
Germania, mach' auf dich ohne Weilen,
Geſchmuͤckt mit aller deiner Reize Waffen,
Den hart gefeiten Fluͤchtling zu begruͤßen!
Heiß der zwoͤlf Monde Schaar voraus dir eilen,
Und was ein jeder Beſtes kann erſchaffen,
Leg' er als Angebind' ihm gern zu Fuͤßen.
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Zitationshilfe: | Müller, Wilhelm: Sieben und siebzig Gedichte aus den hinterlassenen Papieren eines reisenden Waldhornisten. Dessau, 1821, S. [107]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_waldhornist_1821/119>, abgerufen am 23.02.2025. |