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Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809.

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Privilegien, Familienrechte, selbst Fideicommisse,
und solche Institutionen der Privaten, welche
den Besitz oder die sogenannten natürlichen Rech-
te des vorübergehenden Nießbrauchers beschrän-
ken -- werden mit unzähligen andern legislati-
ven Erbstücken des Mittelalters zusammengegrif-
fen, und, als eben so viele mittel- oder unmittel-
bare Folgen des Lehnsrechtes, gemeinschaftlich als
Feudalismus, d. h. als eine Masse politischer
Gräuel, verdammt. --

Es möchte sich nicht der Mühe verlohnen, in
dem großen Getriebe der Europäischen Gesetzge-
bungen die unzähligen sogenannten feudalistischen
Spuren aufzusuchen. Viel natürlicher ist es, den
sonderbaren Instinct des großen Haufens von
Europa, der das feudalistische Element in allen
unsern Gesetzen herausgewittert hat, zu erwä-
gen, und das sonderbare und doch so allgemeine
Aergerniß daran zu erklären. --

Ich finde es sehr natürlich, daß eine Gene-
ration sich regt, sich schüttelt und von Freiheit
spricht, wenn Gesetze, anstatt lebendig und nach-
giebig gegen das Leben in die Gegenwart einzu-
greifen, in die Versteinerung übergehen, wenn
sie als Massen drücken, wenn der Bau der Vor-
zeit, anstatt eines Wohnhauses, zu einem Ge-
fängnisse dient. Daß die gegenwärtige Genera-

Privilegien, Familienrechte, ſelbſt Fideicommiſſe,
und ſolche Inſtitutionen der Privaten, welche
den Beſitz oder die ſogenannten natuͤrlichen Rech-
te des voruͤbergehenden Nießbrauchers beſchraͤn-
ken — werden mit unzaͤhligen andern legislati-
ven Erbſtuͤcken des Mittelalters zuſammengegrif-
fen, und, als eben ſo viele mittel- oder unmittel-
bare Folgen des Lehnsrechtes, gemeinſchaftlich als
Feudalismus, d. h. als eine Maſſe politiſcher
Graͤuel, verdammt. —

Es moͤchte ſich nicht der Muͤhe verlohnen, in
dem großen Getriebe der Europaͤiſchen Geſetzge-
bungen die unzaͤhligen ſogenannten feudaliſtiſchen
Spuren aufzuſuchen. Viel natuͤrlicher iſt es, den
ſonderbaren Inſtinct des großen Haufens von
Europa, der das feudaliſtiſche Element in allen
unſern Geſetzen herausgewittert hat, zu erwaͤ-
gen, und das ſonderbare und doch ſo allgemeine
Aergerniß daran zu erklaͤren. —

Ich finde es ſehr natuͤrlich, daß eine Gene-
ration ſich regt, ſich ſchuͤttelt und von Freiheit
ſpricht, wenn Geſetze, anſtatt lebendig und nach-
giebig gegen das Leben in die Gegenwart einzu-
greifen, in die Verſteinerung uͤbergehen, wenn
ſie als Maſſen druͤcken, wenn der Bau der Vor-
zeit, anſtatt eines Wohnhauſes, zu einem Ge-
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[73/0081] Privilegien, Familienrechte, ſelbſt Fideicommiſſe, und ſolche Inſtitutionen der Privaten, welche den Beſitz oder die ſogenannten natuͤrlichen Rech- te des voruͤbergehenden Nießbrauchers beſchraͤn- ken — werden mit unzaͤhligen andern legislati- ven Erbſtuͤcken des Mittelalters zuſammengegrif- fen, und, als eben ſo viele mittel- oder unmittel- bare Folgen des Lehnsrechtes, gemeinſchaftlich als Feudalismus, d. h. als eine Maſſe politiſcher Graͤuel, verdammt. — Es moͤchte ſich nicht der Muͤhe verlohnen, in dem großen Getriebe der Europaͤiſchen Geſetzge- bungen die unzaͤhligen ſogenannten feudaliſtiſchen Spuren aufzuſuchen. Viel natuͤrlicher iſt es, den ſonderbaren Inſtinct des großen Haufens von Europa, der das feudaliſtiſche Element in allen unſern Geſetzen herausgewittert hat, zu erwaͤ- gen, und das ſonderbare und doch ſo allgemeine Aergerniß daran zu erklaͤren. — Ich finde es ſehr natuͤrlich, daß eine Gene- ration ſich regt, ſich ſchuͤttelt und von Freiheit ſpricht, wenn Geſetze, anſtatt lebendig und nach- giebig gegen das Leben in die Gegenwart einzu- greifen, in die Verſteinerung uͤbergehen, wenn ſie als Maſſen druͤcken, wenn der Bau der Vor- zeit, anſtatt eines Wohnhauſes, zu einem Ge- faͤngniſſe dient. Daß die gegenwaͤrtige Genera-

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Zitationshilfe: Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809/81>, abgerufen am 27.11.2024.