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Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809.

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der gemeine Krämer keine Vorstellung hat: die
geistigen Reichthümer, welche der Bewegung des
Gesammtvermögens erst den wahren Schwung
geben müssen, die Idee, welche allen Besitz erst
befestigen muß, die öffentlichen Vorurtheile, welche
besiegt, und die öffentliche Meinung, welcher
wahre Gegenstände der Bewunderung, echte Bei-
spiele und würdige Richtungen gegeben werden
sollen. Kurz, es sind zwei durchaus heterogene
Sphären, in denen der Krämer und der Staats-
wirth sich bewegen; keine Regel wird aus der
Einen in die andre übertragen werden können. --

Wenn jeder einzelne Bürger eines Staates
bei seinem abgesonderten Geschäfte von dem Geiste
des Ganzen durchdrungen wäre; wenn er es in
einem nationalen Sinne zu treiben wüßte: so
würde der Staatsmann bei einem jeden Bürger
lernen, und allenthalben denselben nationalen
Willen in den verschiedenartigsten Formen wieder
ausgeprägt finden. Aber jetzt, wo das öffent-
liche Leben
allenthalben zu einer alles umfas-
senden Nationalität hingedrängt wird, und nur
die Lehre der Zeit noch nicht tief genug in das
Privatleben eingedrungen ist, nur die Ein-
zelnen noch mit Hartnäckigkeit an dem Vorur-
theile Römischer Welteinrichtungen kleben --:

der gemeine Kraͤmer keine Vorſtellung hat: die
geiſtigen Reichthuͤmer, welche der Bewegung des
Geſammtvermoͤgens erſt den wahren Schwung
geben muͤſſen, die Idee, welche allen Beſitz erſt
befeſtigen muß, die oͤffentlichen Vorurtheile, welche
beſiegt, und die oͤffentliche Meinung, welcher
wahre Gegenſtaͤnde der Bewunderung, echte Bei-
ſpiele und wuͤrdige Richtungen gegeben werden
ſollen. Kurz, es ſind zwei durchaus heterogene
Sphaͤren, in denen der Kraͤmer und der Staats-
wirth ſich bewegen; keine Regel wird aus der
Einen in die andre uͤbertragen werden koͤnnen. —

Wenn jeder einzelne Buͤrger eines Staates
bei ſeinem abgeſonderten Geſchaͤfte von dem Geiſte
des Ganzen durchdrungen waͤre; wenn er es in
einem nationalen Sinne zu treiben wuͤßte: ſo
wuͤrde der Staatsmann bei einem jeden Buͤrger
lernen, und allenthalben denſelben nationalen
Willen in den verſchiedenartigſten Formen wieder
ausgepraͤgt finden. Aber jetzt, wo das oͤffent-
liche Leben
allenthalben zu einer alles umfaſ-
ſenden Nationalitaͤt hingedraͤngt wird, und nur
die Lehre der Zeit noch nicht tief genug in das
Privatleben eingedrungen iſt, nur die Ein-
zelnen noch mit Hartnaͤckigkeit an dem Vorur-
theile Roͤmiſcher Welteinrichtungen kleben —:

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[370/0376] der gemeine Kraͤmer keine Vorſtellung hat: die geiſtigen Reichthuͤmer, welche der Bewegung des Geſammtvermoͤgens erſt den wahren Schwung geben muͤſſen, die Idee, welche allen Beſitz erſt befeſtigen muß, die oͤffentlichen Vorurtheile, welche beſiegt, und die oͤffentliche Meinung, welcher wahre Gegenſtaͤnde der Bewunderung, echte Bei- ſpiele und wuͤrdige Richtungen gegeben werden ſollen. Kurz, es ſind zwei durchaus heterogene Sphaͤren, in denen der Kraͤmer und der Staats- wirth ſich bewegen; keine Regel wird aus der Einen in die andre uͤbertragen werden koͤnnen. — Wenn jeder einzelne Buͤrger eines Staates bei ſeinem abgeſonderten Geſchaͤfte von dem Geiſte des Ganzen durchdrungen waͤre; wenn er es in einem nationalen Sinne zu treiben wuͤßte: ſo wuͤrde der Staatsmann bei einem jeden Buͤrger lernen, und allenthalben denſelben nationalen Willen in den verſchiedenartigſten Formen wieder ausgepraͤgt finden. Aber jetzt, wo das oͤffent- liche Leben allenthalben zu einer alles umfaſ- ſenden Nationalitaͤt hingedraͤngt wird, und nur die Lehre der Zeit noch nicht tief genug in das Privatleben eingedrungen iſt, nur die Ein- zelnen noch mit Hartnaͤckigkeit an dem Vorur- theile Roͤmiſcher Welteinrichtungen kleben —:

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Zitationshilfe: Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809, S. 370. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809/376>, abgerufen am 24.11.2024.