Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809.

Bild:
<< vorherige Seite

den, so muß die Verfassung und die Macht die-
ses Landes, oder die Sicherheit, fest begründet
seyn. --

Wie die wahre innere Bewegung des Staa-
tes wächst, so wächst auch seine Festigkeit; und
diese Festigkeit ist die Probe, ob der innere Ver-
kehr ein dauernder, gründlicher und lebendiger,
oder ob er ein vorübergehender, bloß durch zu-
fällige Umstände herbeigeführter, sey. Also, je
fester die politische Gesammt-Existenz des Staa-
tes wird, um so lebhafter wird die wahre Cir-
culation des Geldes. Der äußere Anstoß nun,
welchen das Metallgeld braucht, um zu bedeu-
ten, kann nur aus dem Inneren des bürgerlichen
Gesammtlebens kommen. Bielfältiges persönli-
ches Einander-Bedürfen muß voran gehen, um
einer Waare Werth zu geben, deren ganze Be-
stimmung darin liegt, die Befriedigung des viel-
fältigsten Bedürfnisses möglich zu machen. --
Wenn die Menschen nichts bedürften, als Feld-
früchte, so würden sie den edlen Metallen
eben so wenig einen Gebrauchswerth beilegen,
als die Thiere denselben daran zu schätzen wissen.
Wenn die Menschen bloß in der Familie leb-
ten und sich beständig unmittelbar berührten,
und es bei diesem directen Verkehr sein Bewen-
den hätte, so würde es ebenfalls bei einem direc-

den, ſo muß die Verfaſſung und die Macht die-
ſes Landes, oder die Sicherheit, feſt begruͤndet
ſeyn. —

Wie die wahre innere Bewegung des Staa-
tes waͤchſt, ſo waͤchſt auch ſeine Feſtigkeit; und
dieſe Feſtigkeit iſt die Probe, ob der innere Ver-
kehr ein dauernder, gruͤndlicher und lebendiger,
oder ob er ein voruͤbergehender, bloß durch zu-
faͤllige Umſtaͤnde herbeigefuͤhrter, ſey. Alſo, je
feſter die politiſche Geſammt-Exiſtenz des Staa-
tes wird, um ſo lebhafter wird die wahre Cir-
culation des Geldes. Der aͤußere Anſtoß nun,
welchen das Metallgeld braucht, um zu bedeu-
ten, kann nur aus dem Inneren des buͤrgerlichen
Geſammtlebens kommen. Bielfaͤltiges perſoͤnli-
ches Einander-Beduͤrfen muß voran gehen, um
einer Waare Werth zu geben, deren ganze Be-
ſtimmung darin liegt, die Befriedigung des viel-
faͤltigſten Beduͤrfniſſes moͤglich zu machen. —
Wenn die Menſchen nichts beduͤrften, als Feld-
fruͤchte, ſo wuͤrden ſie den edlen Metallen
eben ſo wenig einen Gebrauchswerth beilegen,
als die Thiere denſelben daran zu ſchaͤtzen wiſſen.
Wenn die Menſchen bloß in der Familie leb-
ten und ſich beſtaͤndig unmittelbar beruͤhrten,
und es bei dieſem directen Verkehr ſein Bewen-
den haͤtte, ſo wuͤrde es ebenfalls bei einem direc-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0303" n="295"/>
den, &#x017F;o muß die Verfa&#x017F;&#x017F;ung und die Macht die-<lb/>
&#x017F;es Landes, oder die Sicherheit, fe&#x017F;t begru&#x0364;ndet<lb/>
&#x017F;eyn. &#x2014;</p><lb/>
            <p>Wie die wahre innere Bewegung des Staa-<lb/>
tes wa&#x0364;ch&#x017F;t, &#x017F;o wa&#x0364;ch&#x017F;t auch &#x017F;eine Fe&#x017F;tigkeit; und<lb/>
die&#x017F;e Fe&#x017F;tigkeit i&#x017F;t die Probe, ob der innere Ver-<lb/>
kehr ein dauernder, gru&#x0364;ndlicher und lebendiger,<lb/>
oder ob er ein voru&#x0364;bergehender, bloß durch zu-<lb/>
fa&#x0364;llige Um&#x017F;ta&#x0364;nde herbeigefu&#x0364;hrter, &#x017F;ey. Al&#x017F;o, je<lb/>
fe&#x017F;ter die politi&#x017F;che Ge&#x017F;ammt-Exi&#x017F;tenz des Staa-<lb/>
tes wird, um &#x017F;o lebhafter wird die wahre Cir-<lb/>
culation des Geldes. Der a&#x0364;ußere An&#x017F;toß nun,<lb/>
welchen das Metallgeld braucht, um zu bedeu-<lb/>
ten, kann nur aus dem Inneren des bu&#x0364;rgerlichen<lb/>
Ge&#x017F;ammtlebens kommen. Bielfa&#x0364;ltiges per&#x017F;o&#x0364;nli-<lb/>
ches Einander-Bedu&#x0364;rfen muß voran gehen, um<lb/>
einer Waare Werth zu geben, deren ganze Be-<lb/>
&#x017F;timmung darin liegt, die Befriedigung des viel-<lb/>
fa&#x0364;ltig&#x017F;ten Bedu&#x0364;rfni&#x017F;&#x017F;es mo&#x0364;glich zu machen. &#x2014;<lb/>
Wenn die Men&#x017F;chen nichts bedu&#x0364;rften, als Feld-<lb/>
fru&#x0364;chte, &#x017F;o wu&#x0364;rden &#x017F;ie den edlen Metallen<lb/>
eben &#x017F;o wenig einen Gebrauchswerth beilegen,<lb/>
als die Thiere den&#x017F;elben daran zu &#x017F;cha&#x0364;tzen wi&#x017F;&#x017F;en.<lb/>
Wenn die Men&#x017F;chen bloß in der Familie leb-<lb/>
ten und &#x017F;ich be&#x017F;ta&#x0364;ndig unmittelbar beru&#x0364;hrten,<lb/>
und es bei die&#x017F;em directen Verkehr &#x017F;ein Bewen-<lb/>
den ha&#x0364;tte, &#x017F;o wu&#x0364;rde es ebenfalls bei einem direc-<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[295/0303] den, ſo muß die Verfaſſung und die Macht die- ſes Landes, oder die Sicherheit, feſt begruͤndet ſeyn. — Wie die wahre innere Bewegung des Staa- tes waͤchſt, ſo waͤchſt auch ſeine Feſtigkeit; und dieſe Feſtigkeit iſt die Probe, ob der innere Ver- kehr ein dauernder, gruͤndlicher und lebendiger, oder ob er ein voruͤbergehender, bloß durch zu- faͤllige Umſtaͤnde herbeigefuͤhrter, ſey. Alſo, je feſter die politiſche Geſammt-Exiſtenz des Staa- tes wird, um ſo lebhafter wird die wahre Cir- culation des Geldes. Der aͤußere Anſtoß nun, welchen das Metallgeld braucht, um zu bedeu- ten, kann nur aus dem Inneren des buͤrgerlichen Geſammtlebens kommen. Bielfaͤltiges perſoͤnli- ches Einander-Beduͤrfen muß voran gehen, um einer Waare Werth zu geben, deren ganze Be- ſtimmung darin liegt, die Befriedigung des viel- faͤltigſten Beduͤrfniſſes moͤglich zu machen. — Wenn die Menſchen nichts beduͤrften, als Feld- fruͤchte, ſo wuͤrden ſie den edlen Metallen eben ſo wenig einen Gebrauchswerth beilegen, als die Thiere denſelben daran zu ſchaͤtzen wiſſen. Wenn die Menſchen bloß in der Familie leb- ten und ſich beſtaͤndig unmittelbar beruͤhrten, und es bei dieſem directen Verkehr ſein Bewen- den haͤtte, ſo wuͤrde es ebenfalls bei einem direc-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809/303
Zitationshilfe: Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809, S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809/303>, abgerufen am 28.11.2024.