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Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809.

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Sich-Messen und Entgelten besteht der Handel.
Die Waare hat als Aequivalent einen Privat-
Werth, als Maßstab einen geselligen, bürgerli-
chen Werth: eben so das Geld als Aequivalent
einen Gebrauchs-, und als Maßstab einen Tausch-
Werth. Alle diese Werthe ausgleichen, oder aus
beiden Maßstäben einen dritten, höheren erzeugen,
und beide vielleicht noch von einander abwei-
chende Aequivalente in vollständiges Gleichgewicht
bringen, heißt, einen Handel abschließen.

Hier zeigt sich nun ganz klar, daß ein drit-
tes Höheres und Unsichtbares zwischen dem Käu-
fer und dem Verkäufer, zwischen dem Metall-
geld und der Waare, vermittelt, und daß über dem
hohen Throne des Metallgeldes dennoch ein im-
mer höherer Suverän waltet. In jedem einzelnen
Handel machen sich Käufer und Verkäufer, oder
der Producent und der Begehrende, erst ihr be-
sonderes Geld: sie feilschen und fühlen gemein-
schaftlich ein unsichtbares Geld heraus, welches
das sichtbare Geld mit der sichtbaren Waare
auseinandersetzt und vermittelt, ein lebendiges
Geld. Denn, so wie ich neulich gezeigt habe,
daß aus der größten Wechselwirkung zwischen
dem nationalen Begehren, oder der Nation als
Käufer, und der nationalen Production, oder
der Nation als Verkäufer, die größte National-

Sich-Meſſen und Entgelten beſteht der Handel.
Die Waare hat als Aequivalent einen Privat-
Werth, als Maßſtab einen geſelligen, buͤrgerli-
chen Werth: eben ſo das Geld als Aequivalent
einen Gebrauchs-, und als Maßſtab einen Tauſch-
Werth. Alle dieſe Werthe ausgleichen, oder aus
beiden Maßſtaͤben einen dritten, hoͤheren erzeugen,
und beide vielleicht noch von einander abwei-
chende Aequivalente in vollſtaͤndiges Gleichgewicht
bringen, heißt, einen Handel abſchließen.

Hier zeigt ſich nun ganz klar, daß ein drit-
tes Hoͤheres und Unſichtbares zwiſchen dem Kaͤu-
fer und dem Verkaͤufer, zwiſchen dem Metall-
geld und der Waare, vermittelt, und daß uͤber dem
hohen Throne des Metallgeldes dennoch ein im-
mer hoͤherer Suveraͤn waltet. In jedem einzelnen
Handel machen ſich Kaͤufer und Verkaͤufer, oder
der Producent und der Begehrende, erſt ihr be-
ſonderes Geld: ſie feilſchen und fuͤhlen gemein-
ſchaftlich ein unſichtbares Geld heraus, welches
das ſichtbare Geld mit der ſichtbaren Waare
auseinanderſetzt und vermittelt, ein lebendiges
Geld. Denn, ſo wie ich neulich gezeigt habe,
daß aus der groͤßten Wechſelwirkung zwiſchen
dem nationalen Begehren, oder der Nation als
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[276/0284] Sich-Meſſen und Entgelten beſteht der Handel. Die Waare hat als Aequivalent einen Privat- Werth, als Maßſtab einen geſelligen, buͤrgerli- chen Werth: eben ſo das Geld als Aequivalent einen Gebrauchs-, und als Maßſtab einen Tauſch- Werth. Alle dieſe Werthe ausgleichen, oder aus beiden Maßſtaͤben einen dritten, hoͤheren erzeugen, und beide vielleicht noch von einander abwei- chende Aequivalente in vollſtaͤndiges Gleichgewicht bringen, heißt, einen Handel abſchließen. Hier zeigt ſich nun ganz klar, daß ein drit- tes Hoͤheres und Unſichtbares zwiſchen dem Kaͤu- fer und dem Verkaͤufer, zwiſchen dem Metall- geld und der Waare, vermittelt, und daß uͤber dem hohen Throne des Metallgeldes dennoch ein im- mer hoͤherer Suveraͤn waltet. In jedem einzelnen Handel machen ſich Kaͤufer und Verkaͤufer, oder der Producent und der Begehrende, erſt ihr be- ſonderes Geld: ſie feilſchen und fuͤhlen gemein- ſchaftlich ein unſichtbares Geld heraus, welches das ſichtbare Geld mit der ſichtbaren Waare auseinanderſetzt und vermittelt, ein lebendiges Geld. Denn, ſo wie ich neulich gezeigt habe, daß aus der groͤßten Wechſelwirkung zwiſchen dem nationalen Begehren, oder der Nation als Kaͤufer, und der nationalen Production, oder der Nation als Verkaͤufer, die groͤßte National-

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Zitationshilfe: Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809, S. 276. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809/284>, abgerufen am 24.11.2024.