biete wieder die einzelnen Waaren an Qualität von einander abweichen: so ist wieder ein höherer Regent nöthig, der über alle jene einzelnen Re- genten, Elle, Pfund, Scheffel u. s. w., herrsche, und an den sich der einzelne Bedürfende direct wenden, wie der einzelne Producent sein beson- deres Maß auf ihn, das Allerweltsmaß, bezie- hen könne. Vor dem Throne dieses königlichen Maßstabes geht aller Verkehr vor sich und wird aller Handel abgeschlossen: er entscheidet nicht bloß, wie jene kleinen Regenten; er vermit- telt auch, er mißt und vergilt zugleich: in die- sem Handel wird mit der Elle, mit dem Maß- stabe selbst bezahlt. Kurz die edlen Metalle sind qualitativer und quantitativer Maßstab zugleich, während die andern Maßstäbe entweder bloß qualitativ, oder bloß quantitativ entscheiden: die edlen Metalle sind Maßstab und Aequi- valent zugleich. In geringerem Grade hat die Waare, welche der Kaufmann mir für das Geld giebt, dieselben beiden Eigenschaften: er will mein Geld kaufen, mißt mein Geld mit seiner Waare ab, und giebt mir dann den Maßstab, womit er mein Geld gemessen hat, zugleich als Aequi- valent hin, nehmlich die Waaren. Zu jedem eigentlichen Handel gehören also zwei Maßstäbe und zwei Aequivalente, und in dem gegenseitigen
biete wieder die einzelnen Waaren an Qualitaͤt von einander abweichen: ſo iſt wieder ein hoͤherer Regent noͤthig, der uͤber alle jene einzelnen Re- genten, Elle, Pfund, Scheffel u. ſ. w., herrſche, und an den ſich der einzelne Beduͤrfende direct wenden, wie der einzelne Producent ſein beſon- deres Maß auf ihn, das Allerweltsmaß, bezie- hen koͤnne. Vor dem Throne dieſes koͤniglichen Maßſtabes geht aller Verkehr vor ſich und wird aller Handel abgeſchloſſen: er entſcheidet nicht bloß, wie jene kleinen Regenten; er vermit- telt auch, er mißt und vergilt zugleich: in die- ſem Handel wird mit der Elle, mit dem Maß- ſtabe ſelbſt bezahlt. Kurz die edlen Metalle ſind qualitativer und quantitativer Maßſtab zugleich, waͤhrend die andern Maßſtaͤbe entweder bloß qualitativ, oder bloß quantitativ entſcheiden: die edlen Metalle ſind Maßſtab und Aequi- valent zugleich. In geringerem Grade hat die Waare, welche der Kaufmann mir fuͤr das Geld giebt, dieſelben beiden Eigenſchaften: er will mein Geld kaufen, mißt mein Geld mit ſeiner Waare ab, und giebt mir dann den Maßſtab, womit er mein Geld gemeſſen hat, zugleich als Aequi- valent hin, nehmlich die Waaren. Zu jedem eigentlichen Handel gehoͤren alſo zwei Maßſtaͤbe und zwei Aequivalente, und in dem gegenſeitigen
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biete wieder die einzelnen Waaren an Qualitaͤt
von einander abweichen: ſo iſt wieder ein hoͤherer
Regent noͤthig, der uͤber alle jene einzelnen Re-
genten, Elle, Pfund, Scheffel u. ſ. w., herrſche,
und an den ſich der einzelne Beduͤrfende direct
wenden, wie der einzelne Producent ſein beſon-
deres Maß auf ihn, das Allerweltsmaß, bezie-
hen koͤnne. Vor dem Throne dieſes koͤniglichen
Maßſtabes geht aller Verkehr vor ſich und wird
aller Handel abgeſchloſſen: er entſcheidet nicht
bloß, wie jene kleinen Regenten; er vermit-
telt auch, er mißt und vergilt zugleich: in die-
ſem Handel wird mit der Elle, mit dem Maß-
ſtabe ſelbſt bezahlt. Kurz die edlen Metalle ſind
qualitativer und quantitativer Maßſtab zugleich,
waͤhrend die andern Maßſtaͤbe entweder bloß
qualitativ, oder bloß quantitativ entſcheiden:
die edlen Metalle ſind Maßſtab und Aequi-
valent zugleich. In geringerem Grade hat die
Waare, welche der Kaufmann mir fuͤr das Geld
giebt, dieſelben beiden Eigenſchaften: er will mein
Geld kaufen, mißt mein Geld mit ſeiner Waare
ab, und giebt mir dann den Maßſtab, womit
er mein Geld gemeſſen hat, zugleich als Aequi-
valent hin, nehmlich die Waaren. Zu jedem
eigentlichen Handel gehoͤren alſo zwei Maßſtaͤbe
und zwei Aequivalente, und in dem gegenſeitigen
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Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809, S. 275. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809/283>, abgerufen am 28.11.2024.
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