Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809.

Bild:
<< vorherige Seite

lich wird Eine Production die andre überflügeln:
in einem kornarmen Jahre wird der Landbau
wichtiger und nationaler, als die Stadtwirth-
schaft erscheinen; in einem kornreichen Jahre
wieder die Stadtwirthschaft wichtiger als jene.
Bei einem ausbrechenden Kriege werden die Fa-
brikanten, welche Kriegesbedürfnisse fabriciren,
alle andren überflügeln; auf die Dauer hingegen
wird es das höchste Interesse jedes einzelnen
Producenten seyn, daß er in den natürlichen,
lebendigen und bürgerlichen Schranken erhalten
werde, kurz, daß zwischen seiner Production
und dem Begehren der Uebrigen, von einem hö-
heren Producenten, dem Staatsmanne nehmlich,
vermittelt werde.

Die Kraft also, welche aller Production ihre
natürlichen Schranken anweis't, und die unge-
heure Bewegung einer Staatswirthschaft, nur
das unendliche Gewühl von Geschäften auf der
Börse einer Handelsstadt an einem einzigen
Posttage, ordnet -- diese Kraft ist die conditio
sine qua non
aller Production. Jede einzelne
productive Kraft kann also nur produciren oder
vermitteln, in so fern sie selbst wieder von einer
höheren productiven Kraft, der bürgerlichen Ge-
sellschaft oder der National-Kraft nehmlich, pro-
ducirt und vermittelt wird. Hört der Staat

auf

lich wird Eine Production die andre uͤberfluͤgeln:
in einem kornarmen Jahre wird der Landbau
wichtiger und nationaler, als die Stadtwirth-
ſchaft erſcheinen; in einem kornreichen Jahre
wieder die Stadtwirthſchaft wichtiger als jene.
Bei einem ausbrechenden Kriege werden die Fa-
brikanten, welche Kriegesbeduͤrfniſſe fabriciren,
alle andren uͤberfluͤgeln; auf die Dauer hingegen
wird es das hoͤchſte Intereſſe jedes einzelnen
Producenten ſeyn, daß er in den natuͤrlichen,
lebendigen und buͤrgerlichen Schranken erhalten
werde, kurz, daß zwiſchen ſeiner Production
und dem Begehren der Uebrigen, von einem hoͤ-
heren Producenten, dem Staatsmanne nehmlich,
vermittelt werde.

Die Kraft alſo, welche aller Production ihre
natuͤrlichen Schranken anweiſ’t, und die unge-
heure Bewegung einer Staatswirthſchaft, nur
das unendliche Gewuͤhl von Geſchaͤften auf der
Boͤrſe einer Handelsſtadt an einem einzigen
Poſttage, ordnet — dieſe Kraft iſt die conditio
sine qua non
aller Production. Jede einzelne
productive Kraft kann alſo nur produciren oder
vermitteln, in ſo fern ſie ſelbſt wieder von einer
hoͤheren productiven Kraft, der buͤrgerlichen Ge-
ſellſchaft oder der National-Kraft nehmlich, pro-
ducirt und vermittelt wird. Hoͤrt der Staat

auf
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0264" n="256"/>
lich wird Eine Production die andre u&#x0364;berflu&#x0364;geln:<lb/>
in einem kor<hi rendition="#g">narmen</hi> Jahre wird der Landbau<lb/>
wichtiger und nationaler, als die Stadtwirth-<lb/>
&#x017F;chaft er&#x017F;cheinen; in einem kor<hi rendition="#g">nreichen</hi> Jahre<lb/>
wieder die Stadtwirth&#x017F;chaft wichtiger als jene.<lb/>
Bei einem ausbrechenden Kriege werden die Fa-<lb/>
brikanten, welche Kriegesbedu&#x0364;rfni&#x017F;&#x017F;e fabriciren,<lb/>
alle andren u&#x0364;berflu&#x0364;geln; auf die Dauer hingegen<lb/>
wird es das ho&#x0364;ch&#x017F;te Intere&#x017F;&#x017F;e jedes einzelnen<lb/>
Producenten &#x017F;eyn, daß er in den natu&#x0364;rlichen,<lb/>
lebendigen und bu&#x0364;rgerlichen Schranken erhalten<lb/>
werde, kurz, daß zwi&#x017F;chen &#x017F;einer Production<lb/>
und dem Begehren der Uebrigen, von einem ho&#x0364;-<lb/>
heren Producenten, dem Staatsmanne nehmlich,<lb/>
vermittelt werde.</p><lb/>
            <p>Die Kraft al&#x017F;o, welche aller Production ihre<lb/>
natu&#x0364;rlichen Schranken anwei&#x017F;&#x2019;t, und die unge-<lb/>
heure Bewegung einer Staatswirth&#x017F;chaft, nur<lb/>
das unendliche Gewu&#x0364;hl von Ge&#x017F;cha&#x0364;ften auf der<lb/>
Bo&#x0364;r&#x017F;e einer Handels&#x017F;tadt an einem einzigen<lb/>
Po&#x017F;ttage, ordnet &#x2014; die&#x017F;e Kraft i&#x017F;t die <hi rendition="#aq">conditio<lb/>
sine qua non</hi> aller Production. Jede einzelne<lb/>
productive Kraft kann al&#x017F;o nur produciren oder<lb/>
vermitteln, in &#x017F;o fern &#x017F;ie &#x017F;elb&#x017F;t wieder von einer<lb/>
ho&#x0364;heren productiven Kraft, der bu&#x0364;rgerlichen Ge-<lb/>
&#x017F;ell&#x017F;chaft oder der National-Kraft nehmlich, pro-<lb/>
ducirt und vermittelt <hi rendition="#g">wird</hi>. Ho&#x0364;rt der Staat<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">auf</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[256/0264] lich wird Eine Production die andre uͤberfluͤgeln: in einem kornarmen Jahre wird der Landbau wichtiger und nationaler, als die Stadtwirth- ſchaft erſcheinen; in einem kornreichen Jahre wieder die Stadtwirthſchaft wichtiger als jene. Bei einem ausbrechenden Kriege werden die Fa- brikanten, welche Kriegesbeduͤrfniſſe fabriciren, alle andren uͤberfluͤgeln; auf die Dauer hingegen wird es das hoͤchſte Intereſſe jedes einzelnen Producenten ſeyn, daß er in den natuͤrlichen, lebendigen und buͤrgerlichen Schranken erhalten werde, kurz, daß zwiſchen ſeiner Production und dem Begehren der Uebrigen, von einem hoͤ- heren Producenten, dem Staatsmanne nehmlich, vermittelt werde. Die Kraft alſo, welche aller Production ihre natuͤrlichen Schranken anweiſ’t, und die unge- heure Bewegung einer Staatswirthſchaft, nur das unendliche Gewuͤhl von Geſchaͤften auf der Boͤrſe einer Handelsſtadt an einem einzigen Poſttage, ordnet — dieſe Kraft iſt die conditio sine qua non aller Production. Jede einzelne productive Kraft kann alſo nur produciren oder vermitteln, in ſo fern ſie ſelbſt wieder von einer hoͤheren productiven Kraft, der buͤrgerlichen Ge- ſellſchaft oder der National-Kraft nehmlich, pro- ducirt und vermittelt wird. Hoͤrt der Staat auf

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809/264
Zitationshilfe: Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809, S. 256. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809/264>, abgerufen am 24.11.2024.