lassen wollte, würde ein unproductiver, d. h. ein Nichtarbeiter, zu nennen seyn. --
Eine Staatswirthschaft also, welche -- an- statt zwischen dem Bedürfnisse der Nation, dem staatswirthschaftlichen Material, und zwischen der Arbeit der Nation, dem staatswirthschaftlichen Handwerkszeu- ge, zu vermitteln -- auf die Eine Seite aus- schließend, nehmlich auf die Seite der Arbeit hinüber träte und so das Bedürfniß behandeln, produciren und entwickeln wollte, würde eine unproductive Staatswirthschaft zu nen- nen seyn. So trat das merkantilistische System absolut auf die Seite der Arbeit hinüber. In Preussen z. B. sollte noch, bis in die neueren Zei- ten her, das Bedürfniß der Nation einheimisch ausgearbeitet, ausfabricirt, alles durch die Arbeit gezwungen werden, indessen das Begehren der Nation sich mehr und mehr zu ausländischen Bedürfnissen hin wendete, und der eigentliche National-Reichthum immer unsichrer wurde. -- Das ist es, was ich meinte, als ich im Anfange unsrer Betrachtungen vom wahren Staatsmanne verlangte, er müsse die große Vereinigung eben so wohl zusammen-reitzen als zusammen-zwin- gen; denn aus diesen beiden Geschäften bestehet alle Vermittelung, also, meiner Erklärung zu Fol-
laſſen wollte, wuͤrde ein unproductiver, d. h. ein Nichtarbeiter, zu nennen ſeyn. —
Eine Staatswirthſchaft alſo, welche — an- ſtatt zwiſchen dem Beduͤrfniſſe der Nation, dem ſtaatswirthſchaftlichen Material, und zwiſchen der Arbeit der Nation, dem ſtaatswirthſchaftlichen Handwerkszeu- ge, zu vermitteln — auf die Eine Seite aus- ſchließend, nehmlich auf die Seite der Arbeit hinuͤber traͤte und ſo das Beduͤrfniß behandeln, produciren und entwickeln wollte, wuͤrde eine unproductive Staatswirthſchaft zu nen- nen ſeyn. So trat das merkantiliſtiſche Syſtem abſolut auf die Seite der Arbeit hinuͤber. In Preuſſen z. B. ſollte noch, bis in die neueren Zei- ten her, das Beduͤrfniß der Nation einheimiſch ausgearbeitet, ausfabricirt, alles durch die Arbeit gezwungen werden, indeſſen das Begehren der Nation ſich mehr und mehr zu auslaͤndiſchen Beduͤrfniſſen hin wendete, und der eigentliche National-Reichthum immer unſichrer wurde. — Das iſt es, was ich meinte, als ich im Anfange unſrer Betrachtungen vom wahren Staatsmanne verlangte, er muͤſſe die große Vereinigung eben ſo wohl zuſammen-reitzen als zuſammen-zwin- gen; denn aus dieſen beiden Geſchaͤften beſtehet alle Vermittelung, alſo, meiner Erklaͤrung zu Fol-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0262"n="254"/>
laſſen wollte, wuͤrde ein unproductiver, d. h.<lb/>
ein Nichtarbeiter, zu nennen ſeyn. —</p><lb/><p>Eine Staatswirthſchaft alſo, welche — an-<lb/>ſtatt zwiſchen dem <hirendition="#g">Beduͤrfniſſe</hi> der Nation,<lb/>
dem <hirendition="#g">ſtaatswirthſchaftlichen Material</hi>,<lb/>
und zwiſchen der <hirendition="#g">Arbeit</hi> der Nation, dem<lb/><hirendition="#g">ſtaatswirthſchaftlichen Handwerkszeu-<lb/>
ge</hi>, zu vermitteln — auf die Eine Seite aus-<lb/>ſchließend, nehmlich auf die Seite der Arbeit<lb/>
hinuͤber traͤte und ſo das Beduͤrfniß behandeln,<lb/>
produciren und entwickeln wollte, wuͤrde eine<lb/><hirendition="#g">unproductive Staatswirthſchaft</hi> zu nen-<lb/>
nen ſeyn. So trat das merkantiliſtiſche Syſtem<lb/>
abſolut auf die Seite der Arbeit hinuͤber. In<lb/>
Preuſſen z. B. ſollte noch, bis in die neueren Zei-<lb/>
ten her, das Beduͤrfniß der Nation einheimiſch<lb/>
ausgearbeitet, ausfabricirt, alles durch die Arbeit<lb/>
gezwungen werden, indeſſen das Begehren der<lb/>
Nation ſich mehr und mehr zu auslaͤndiſchen<lb/>
Beduͤrfniſſen hin wendete, und der eigentliche<lb/>
National-Reichthum immer unſichrer wurde. —<lb/>
Das iſt es, was ich meinte, als ich im Anfange<lb/>
unſrer Betrachtungen vom wahren Staatsmanne<lb/>
verlangte, er muͤſſe die große Vereinigung eben<lb/>ſo wohl zuſammen-<hirendition="#g">reitzen</hi> als zuſammen-<hirendition="#g">zwin-<lb/>
gen</hi>; denn aus dieſen beiden Geſchaͤften beſtehet<lb/>
alle Vermittelung, alſo, meiner Erklaͤrung zu Fol-<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[254/0262]
laſſen wollte, wuͤrde ein unproductiver, d. h.
ein Nichtarbeiter, zu nennen ſeyn. —
Eine Staatswirthſchaft alſo, welche — an-
ſtatt zwiſchen dem Beduͤrfniſſe der Nation,
dem ſtaatswirthſchaftlichen Material,
und zwiſchen der Arbeit der Nation, dem
ſtaatswirthſchaftlichen Handwerkszeu-
ge, zu vermitteln — auf die Eine Seite aus-
ſchließend, nehmlich auf die Seite der Arbeit
hinuͤber traͤte und ſo das Beduͤrfniß behandeln,
produciren und entwickeln wollte, wuͤrde eine
unproductive Staatswirthſchaft zu nen-
nen ſeyn. So trat das merkantiliſtiſche Syſtem
abſolut auf die Seite der Arbeit hinuͤber. In
Preuſſen z. B. ſollte noch, bis in die neueren Zei-
ten her, das Beduͤrfniß der Nation einheimiſch
ausgearbeitet, ausfabricirt, alles durch die Arbeit
gezwungen werden, indeſſen das Begehren der
Nation ſich mehr und mehr zu auslaͤndiſchen
Beduͤrfniſſen hin wendete, und der eigentliche
National-Reichthum immer unſichrer wurde. —
Das iſt es, was ich meinte, als ich im Anfange
unſrer Betrachtungen vom wahren Staatsmanne
verlangte, er muͤſſe die große Vereinigung eben
ſo wohl zuſammen-reitzen als zuſammen-zwin-
gen; denn aus dieſen beiden Geſchaͤften beſtehet
alle Vermittelung, alſo, meiner Erklaͤrung zu Fol-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809/262>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.