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Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809.

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Macht, die nach unsrer Ansicht aus dem nattioo-
nalen Streben, das jede einzelne Person und
Sache ergreift, erst hervorgehen, die mit und
in dem lebendigen Reichthum erst kommen soll,
betrachteten sie als bereits existirend, oder ihre
Errichtung doch als eine Frage, welche die Na-
tional-Oekonomie nichts angehe. Ich habe ge-
zeigt, daß diese Macht nur existirt, in so fern
sie lebendig ist, d. h. in so fern sie in jedem
Augenblick auf's neue erzeugt und erhöhet wird,
und daß demnach von ihrem Daseyn und von
ihrer steigenden Größe Werth und Bedeutung
aller einzelnen Besitzstücke, der Personen wie der
Sachen, hergeleitet werden muß.

Auch Adam Smith sieht im National-Reich-
thume weiter nichts, als die Summe aller einze-
nen Privat-Reichthümer, und in der Nationa-
Production nichts, als den Inbegriff aller Pr-
vat-Productionen. Deshalb war es ein beder-
tender Schritt, als ein neuerer Schriftsteller zu-
erst den wichtigen Unterschied zwischen Den,
was die Engländer wealth of a nation, Natio-
nal-Reichthum nennen, und den riches, oder in-
dividuellen Reichthümern, ahndete. Ein Man[n],
den ich übrigens zu loben nicht geneigt bin, und der
in allen andern Stücken dem Zeitgeiste nur allzu
sehr gehuldigt hat, Lord Lauderdale, hat de

Macht, die nach unſrer Anſicht aus dem nattioo-
nalen Streben, das jede einzelne Perſon und
Sache ergreift, erſt hervorgehen, die mit und
in dem lebendigen Reichthum erſt kommen ſoll,
betrachteten ſie als bereits exiſtirend, oder ihre
Errichtung doch als eine Frage, welche die Na-
tional-Oekonomie nichts angehe. Ich habe ge-
zeigt, daß dieſe Macht nur exiſtirt, in ſo fern
ſie lebendig iſt, d. h. in ſo fern ſie in jedem
Augenblick auf’s neue erzeugt und erhoͤhet wird,
und daß demnach von ihrem Daſeyn und von
ihrer ſteigenden Groͤße Werth und Bedeutung
aller einzelnen Beſitzſtuͤcke, der Perſonen wie der
Sachen, hergeleitet werden muß.

Auch Adam Smith ſieht im National-Reich-
thume weiter nichts, als die Summe aller einze-
nen Privat-Reichthuͤmer, und in der Nationa-
Production nichts, als den Inbegriff aller Pr-
vat-Productionen. Deshalb war es ein beder-
tender Schritt, als ein neuerer Schriftſteller zu-
erſt den wichtigen Unterſchied zwiſchen Den,
was die Englaͤnder wealth of a nation, Natio-
nal-Reichthum nennen, und den riches, oder in-
dividuellen Reichthuͤmern, ahndete. Ein Man[n],
den ich uͤbrigens zu loben nicht geneigt bin, und der
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[248/0256] Macht, die nach unſrer Anſicht aus dem nattioo- nalen Streben, das jede einzelne Perſon und Sache ergreift, erſt hervorgehen, die mit und in dem lebendigen Reichthum erſt kommen ſoll, betrachteten ſie als bereits exiſtirend, oder ihre Errichtung doch als eine Frage, welche die Na- tional-Oekonomie nichts angehe. Ich habe ge- zeigt, daß dieſe Macht nur exiſtirt, in ſo fern ſie lebendig iſt, d. h. in ſo fern ſie in jedem Augenblick auf’s neue erzeugt und erhoͤhet wird, und daß demnach von ihrem Daſeyn und von ihrer ſteigenden Groͤße Werth und Bedeutung aller einzelnen Beſitzſtuͤcke, der Perſonen wie der Sachen, hergeleitet werden muß. Auch Adam Smith ſieht im National-Reich- thume weiter nichts, als die Summe aller einze- nen Privat-Reichthuͤmer, und in der Nationa- Production nichts, als den Inbegriff aller Pr- vat-Productionen. Deshalb war es ein beder- tender Schritt, als ein neuerer Schriftſteller zu- erſt den wichtigen Unterſchied zwiſchen Den, was die Englaͤnder wealth of a nation, Natio- nal-Reichthum nennen, und den riches, oder in- dividuellen Reichthuͤmern, ahndete. Ein Mann, den ich uͤbrigens zu loben nicht geneigt bin, und der in allen andern Stuͤcken dem Zeitgeiſte nur allzu ſehr gehuldigt hat, Lord Lauderdale, hat de

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Zitationshilfe: Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809/256>, abgerufen am 24.11.2024.