Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

tion, Käufer und Verkäufer einander angemessen
machen. Dies nun ist nicht anders möglich, als
indem ein und derselbe vaterländische Geist den
Bedürftigen bei seinem Begehren, und den Ar-
beiter bei seiner Production durchdringt; indem
also das Ideal eines National-Lebens realisirt
wird, welches des Arbeiters und des Käufers
gemeinschaftliches höchstes Gut ist.

So nun ist die wahre National-Oekonomie
eine vermittelnde Kunst, wie alle anderen Kün-
ste: sie hat das National-Begehren, oder die
Nation als Käufer, mit der National-Pro-
duction, oder mit der Nation in ihrer andern
großen Qualität als Verkäufer, in's Gleich-
gewicht zu bringen, in ein lebendiges Gleichge-
wicht, welches nur von der National-Kraft,
oder dem zwischen diesem großen Käufer und
Verkäufer vermittelnden, wahren Gelde zu be-
wirken ist, wie denn die Frucht dieses Gleichge-
wichtes auch wieder nichts anderes als ein höherer
Grad der National-Kraft, oder die Vermehrung
jenes wahren und einzigen Geldes, seyn kann.

Ich sage nicht, daß die Regierungen ihre an-
dre große Pflicht, das Bedürfniß oder das Be-
gehren, eben so gut wie die Production, zu di-
rigiren ganz versäumt hätten; vielmehr hat man
sehr ernstlich versucht, die Neigungen der Staats-

tion, Kaͤufer und Verkaͤufer einander angemeſſen
machen. Dies nun iſt nicht anders moͤglich, als
indem ein und derſelbe vaterlaͤndiſche Geiſt den
Beduͤrftigen bei ſeinem Begehren, und den Ar-
beiter bei ſeiner Production durchdringt; indem
alſo das Ideal eines National-Lebens realiſirt
wird, welches des Arbeiters und des Kaͤufers
gemeinſchaftliches hoͤchſtes Gut iſt.

So nun iſt die wahre National-Oekonomie
eine vermittelnde Kunſt, wie alle anderen Kuͤn-
ſte: ſie hat das National-Begehren, oder die
Nation als Kaͤufer, mit der National-Pro-
duction, oder mit der Nation in ihrer andern
großen Qualitaͤt als Verkaͤufer, in’s Gleich-
gewicht zu bringen, in ein lebendiges Gleichge-
wicht, welches nur von der National-Kraft,
oder dem zwiſchen dieſem großen Kaͤufer und
Verkaͤufer vermittelnden, wahren Gelde zu be-
wirken iſt, wie denn die Frucht dieſes Gleichge-
wichtes auch wieder nichts anderes als ein hoͤherer
Grad der National-Kraft, oder die Vermehrung
jenes wahren und einzigen Geldes, ſeyn kann.

Ich ſage nicht, daß die Regierungen ihre an-
dre große Pflicht, das Beduͤrfniß oder das Be-
gehren, eben ſo gut wie die Production, zu di-
rigiren ganz verſaͤumt haͤtten; vielmehr hat man
ſehr ernſtlich verſucht, die Neigungen der Staats-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0250" n="242"/>
tion, Ka&#x0364;ufer und Verka&#x0364;ufer einander angeme&#x017F;&#x017F;en<lb/>
machen. Dies nun i&#x017F;t nicht anders mo&#x0364;glich, als<lb/>
indem ein und der&#x017F;elbe vaterla&#x0364;ndi&#x017F;che Gei&#x017F;t den<lb/>
Bedu&#x0364;rftigen bei &#x017F;einem Begehren, und den Ar-<lb/>
beiter bei &#x017F;einer Production durchdringt; indem<lb/>
al&#x017F;o das Ideal eines National-Lebens reali&#x017F;irt<lb/>
wird, welches des Arbeiters und des Ka&#x0364;ufers<lb/>
gemein&#x017F;chaftliches ho&#x0364;ch&#x017F;tes Gut i&#x017F;t.</p><lb/>
            <p>So nun i&#x017F;t die wahre National-Oekonomie<lb/>
eine vermittelnde Kun&#x017F;t, wie alle anderen Ku&#x0364;n-<lb/>
&#x017F;te: &#x017F;ie hat das National-Begehren, oder die<lb/>
Nation als <hi rendition="#g">Ka&#x0364;ufer</hi>, mit der National-Pro-<lb/>
duction, oder mit der Nation in ihrer andern<lb/>
großen Qualita&#x0364;t als <hi rendition="#g">Verka&#x0364;ufer</hi>, in&#x2019;s Gleich-<lb/>
gewicht zu bringen, in ein lebendiges Gleichge-<lb/>
wicht, welches nur von der National-Kraft,<lb/>
oder dem zwi&#x017F;chen die&#x017F;em großen Ka&#x0364;ufer und<lb/>
Verka&#x0364;ufer vermittelnden, wahren Gelde zu be-<lb/>
wirken i&#x017F;t, wie denn die Frucht die&#x017F;es Gleichge-<lb/>
wichtes auch wieder nichts anderes als ein ho&#x0364;herer<lb/>
Grad der National-Kraft, oder die Vermehrung<lb/>
jenes wahren und einzigen Geldes, &#x017F;eyn kann.</p><lb/>
            <p>Ich &#x017F;age nicht, daß die Regierungen ihre an-<lb/>
dre große Pflicht, das Bedu&#x0364;rfniß oder das Be-<lb/>
gehren, eben &#x017F;o gut wie die Production, zu di-<lb/>
rigiren ganz ver&#x017F;a&#x0364;umt ha&#x0364;tten; vielmehr hat man<lb/>
&#x017F;ehr ern&#x017F;tlich ver&#x017F;ucht, die Neigungen der Staats-<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[242/0250] tion, Kaͤufer und Verkaͤufer einander angemeſſen machen. Dies nun iſt nicht anders moͤglich, als indem ein und derſelbe vaterlaͤndiſche Geiſt den Beduͤrftigen bei ſeinem Begehren, und den Ar- beiter bei ſeiner Production durchdringt; indem alſo das Ideal eines National-Lebens realiſirt wird, welches des Arbeiters und des Kaͤufers gemeinſchaftliches hoͤchſtes Gut iſt. So nun iſt die wahre National-Oekonomie eine vermittelnde Kunſt, wie alle anderen Kuͤn- ſte: ſie hat das National-Begehren, oder die Nation als Kaͤufer, mit der National-Pro- duction, oder mit der Nation in ihrer andern großen Qualitaͤt als Verkaͤufer, in’s Gleich- gewicht zu bringen, in ein lebendiges Gleichge- wicht, welches nur von der National-Kraft, oder dem zwiſchen dieſem großen Kaͤufer und Verkaͤufer vermittelnden, wahren Gelde zu be- wirken iſt, wie denn die Frucht dieſes Gleichge- wichtes auch wieder nichts anderes als ein hoͤherer Grad der National-Kraft, oder die Vermehrung jenes wahren und einzigen Geldes, ſeyn kann. Ich ſage nicht, daß die Regierungen ihre an- dre große Pflicht, das Beduͤrfniß oder das Be- gehren, eben ſo gut wie die Production, zu di- rigiren ganz verſaͤumt haͤtten; vielmehr hat man ſehr ernſtlich verſucht, die Neigungen der Staats-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809/250
Zitationshilfe: Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809/250>, abgerufen am 27.11.2024.