im Ganzen ähneln möge, allenthalben einen in- nerlich abweichenden Geist. -- Diese nationale Gestalt des Bedürfnisses fest zu halten, sie zu entwickeln, sie zu schmücken mit nationalen Tha- ten, das ist eine eben so wesentliche Pflicht der Regierungen, welche die Blüthe der Industrie wollen, als die bloße Beförderung der Produc- tion, auf die, unsre Theorieen wenigstens, allein gerichtet sind. --
Die National-Production mag seyn, welche sie wolle -- wenn ihr entweder kein angemesse- nes National-Begehren, oder gar ein unnationa- les ausländisches Begehren zur Seite geht, so wird man sie vergebens aufrecht zu erhalten suchen. -- Ich glaube, auch von dieser Seite erwiesen zu haben, daß die Finanz-Wissenschaft, abgesondert von dem übrigen Leben des Staa- tes, so wie wir sie uns gewöhnlich denken, den eigentlichen National-Reichthum nothwendig ver- fehlen, also, wenn man den Lauf ganzer Jahr- hunderte in Anschlag bringt, immer unpraktisch bleiben muß. -- Daß wir Sachen, Waaren, Gegenstände des Begehrens produciren, ist wenig, und hilft nichts, außer in so fern wir die begeh- renden Personen, jenen Sachen gemäß, national ausbilden; es hilft nichts, außer in so fern wir Personen und Sachen, Bedürfniß und Produc-
Müllers Elemente. II. [16]
im Ganzen aͤhneln moͤge, allenthalben einen in- nerlich abweichenden Geiſt. — Dieſe nationale Geſtalt des Beduͤrfniſſes feſt zu halten, ſie zu entwickeln, ſie zu ſchmuͤcken mit nationalen Tha- ten, das iſt eine eben ſo weſentliche Pflicht der Regierungen, welche die Bluͤthe der Induſtrie wollen, als die bloße Befoͤrderung der Produc- tion, auf die, unſre Theorieen wenigſtens, allein gerichtet ſind. —
Die National-Production mag ſeyn, welche ſie wolle — wenn ihr entweder kein angemeſſe- nes National-Begehren, oder gar ein unnationa- les auslaͤndiſches Begehren zur Seite geht, ſo wird man ſie vergebens aufrecht zu erhalten ſuchen. — Ich glaube, auch von dieſer Seite erwieſen zu haben, daß die Finanz-Wiſſenſchaft, abgeſondert von dem uͤbrigen Leben des Staa- tes, ſo wie wir ſie uns gewoͤhnlich denken, den eigentlichen National-Reichthum nothwendig ver- fehlen, alſo, wenn man den Lauf ganzer Jahr- hunderte in Anſchlag bringt, immer unpraktiſch bleiben muß. — Daß wir Sachen, Waaren, Gegenſtaͤnde des Begehrens produciren, iſt wenig, und hilft nichts, außer in ſo fern wir die begeh- renden Perſonen, jenen Sachen gemaͤß, national ausbilden; es hilft nichts, außer in ſo fern wir Perſonen und Sachen, Beduͤrfniß und Produc-
Müllers Elemente. II. [16]
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im Ganzen aͤhneln moͤge, allenthalben einen in-
nerlich abweichenden Geiſt. — Dieſe nationale
Geſtalt des Beduͤrfniſſes feſt zu halten, ſie zu
entwickeln, ſie zu ſchmuͤcken mit nationalen Tha-
ten, das iſt eine eben ſo weſentliche Pflicht der
Regierungen, welche die Bluͤthe der Induſtrie
wollen, als die bloße Befoͤrderung der Produc-
tion, auf die, unſre Theorieen wenigſtens, allein
gerichtet ſind. —
Die National-Production mag ſeyn, welche
ſie wolle — wenn ihr entweder kein angemeſſe-
nes National-Begehren, oder gar ein unnationa-
les auslaͤndiſches Begehren zur Seite geht, ſo
wird man ſie vergebens aufrecht zu erhalten
ſuchen. — Ich glaube, auch von dieſer Seite
erwieſen zu haben, daß die Finanz-Wiſſenſchaft,
abgeſondert von dem uͤbrigen Leben des Staa-
tes, ſo wie wir ſie uns gewoͤhnlich denken, den
eigentlichen National-Reichthum nothwendig ver-
fehlen, alſo, wenn man den Lauf ganzer Jahr-
hunderte in Anſchlag bringt, immer unpraktiſch
bleiben muß. — Daß wir Sachen, Waaren,
Gegenſtaͤnde des Begehrens produciren, iſt wenig,
und hilft nichts, außer in ſo fern wir die begeh-
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Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809, S. 241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809/249>, abgerufen am 24.11.2024.
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