Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809.

Bild:
<< vorherige Seite

Zwanzigste Vorlesung.

Von dem Wesen der ökonomischen Production.


Alle Arbeit setzt ein Bedürfniß oder ein Begeh-
ren, wie jede Handlung einen Willen, voraus.
Ob ich selbst, der Arbeitende, oder ob Andre
dieses Begehren direct empfinden, ist vorläufig
noch gleichgültig. Indeß je bürgerlicher und na-
tionaler mein Begehren ist, welches mich zur
Arbeit antreibt, um so größer muß auch der
bürgerliche Charakter meines Productes seyn, um
so mehr muß auch dem Begehren der Uebrigen
dadurch genügt werden. Deshalb ist es klar,
daß jeder Staat in dem Maße wahrhaft reich
zu nennen seyn wird, als das Interesse an dem
Gemeinwesen lebhaft jede Brust erfüllt. Je na-
tionaler das Begehren oder das Bedürfniß eines
Volkes ist, um so nationaler wird auch die Pro-
duction desselben seyn; es wird keiner besonderen
Polizei-Gesetzgebung bedürfen, welche fremde


Zwanzigſte Vorleſung.

Von dem Weſen der ökonomiſchen Production.


Alle Arbeit ſetzt ein Beduͤrfniß oder ein Begeh-
ren, wie jede Handlung einen Willen, voraus.
Ob ich ſelbſt, der Arbeitende, oder ob Andre
dieſes Begehren direct empfinden, iſt vorlaͤufig
noch gleichguͤltig. Indeß je buͤrgerlicher und na-
tionaler mein Begehren iſt, welches mich zur
Arbeit antreibt, um ſo groͤßer muß auch der
buͤrgerliche Charakter meines Productes ſeyn, um
ſo mehr muß auch dem Begehren der Uebrigen
dadurch genuͤgt werden. Deshalb iſt es klar,
daß jeder Staat in dem Maße wahrhaft reich
zu nennen ſeyn wird, als das Intereſſe an dem
Gemeinweſen lebhaft jede Bruſt erfuͤllt. Je na-
tionaler das Begehren oder das Beduͤrfniß eines
Volkes iſt, um ſo nationaler wird auch die Pro-
duction deſſelben ſeyn; es wird keiner beſonderen
Polizei-Geſetzgebung beduͤrfen, welche fremde

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0243" n="235"/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Zwanzig&#x017F;te Vorle&#x017F;ung.</hi> </head><lb/>
            <argument>
              <p> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Von dem We&#x017F;en der ökonomi&#x017F;chen Production</hi>.</hi> </p>
            </argument><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
            <p><hi rendition="#in">A</hi>lle Arbeit &#x017F;etzt ein Bedu&#x0364;rfniß oder ein Begeh-<lb/>
ren, wie jede Handlung einen Willen, voraus.<lb/>
Ob <hi rendition="#g">ich &#x017F;elb&#x017F;t</hi>, der Arbeitende, oder ob <hi rendition="#g">Andre</hi><lb/>
die&#x017F;es Begehren direct empfinden, i&#x017F;t vorla&#x0364;ufig<lb/>
noch gleichgu&#x0364;ltig. Indeß je bu&#x0364;rgerlicher und na-<lb/>
tionaler mein Begehren i&#x017F;t, welches mich zur<lb/>
Arbeit antreibt, um &#x017F;o gro&#x0364;ßer muß auch der<lb/>
bu&#x0364;rgerliche Charakter meines Productes &#x017F;eyn, um<lb/>
&#x017F;o mehr muß auch dem Begehren der Uebrigen<lb/>
dadurch genu&#x0364;gt werden. Deshalb i&#x017F;t es klar,<lb/>
daß jeder Staat in dem Maße wahrhaft reich<lb/>
zu nennen &#x017F;eyn wird, als das Intere&#x017F;&#x017F;e an dem<lb/>
Gemeinwe&#x017F;en lebhaft jede Bru&#x017F;t erfu&#x0364;llt. Je na-<lb/>
tionaler das Begehren oder das Bedu&#x0364;rfniß eines<lb/>
Volkes i&#x017F;t, um &#x017F;o nationaler wird auch die Pro-<lb/>
duction de&#x017F;&#x017F;elben &#x017F;eyn; es wird keiner be&#x017F;onderen<lb/>
Polizei-Ge&#x017F;etzgebung bedu&#x0364;rfen, welche fremde<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[235/0243] Zwanzigſte Vorleſung. Von dem Weſen der ökonomiſchen Production. Alle Arbeit ſetzt ein Beduͤrfniß oder ein Begeh- ren, wie jede Handlung einen Willen, voraus. Ob ich ſelbſt, der Arbeitende, oder ob Andre dieſes Begehren direct empfinden, iſt vorlaͤufig noch gleichguͤltig. Indeß je buͤrgerlicher und na- tionaler mein Begehren iſt, welches mich zur Arbeit antreibt, um ſo groͤßer muß auch der buͤrgerliche Charakter meines Productes ſeyn, um ſo mehr muß auch dem Begehren der Uebrigen dadurch genuͤgt werden. Deshalb iſt es klar, daß jeder Staat in dem Maße wahrhaft reich zu nennen ſeyn wird, als das Intereſſe an dem Gemeinweſen lebhaft jede Bruſt erfuͤllt. Je na- tionaler das Begehren oder das Beduͤrfniß eines Volkes iſt, um ſo nationaler wird auch die Pro- duction deſſelben ſeyn; es wird keiner beſonderen Polizei-Geſetzgebung beduͤrfen, welche fremde

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809/243
Zitationshilfe: Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809/243>, abgerufen am 22.12.2024.