mögen. Lassen Sie uns also jenen Gegenstand, der jetzt Millionen eben so nahe am Herzen liegt, den Staatscredit, die Schwankungen in dem Werthe der Staatspapiere, betrachten. Dies ist ein so wich- tiges Object für die National-Oekonomie gewor- den, daß bloß in Oestreich und in England sich die ostensibel darin befangene Nominal-Summe auf den Werth von etwa 5000 Millionen Thalern be- läuft. Diese Summe verändert sich unsichtbar in jeder Secunde; kein Calcul kann ihr beikom- men; ihr Steigen und ihr Fallen erfolgt nach viel tiefer liegenden Gesetzen. Die wirkliche, durch kein Palliativ zu ersetzende, innere und äußere National-Kraft giebt dieser Summe, an der das Wohl und Weh unzähliger Privat-Oekonomieen gebunden ist, Daseyn oder Nichtseyn; denn sie be- ruhet auf dem Unsichersten und auf dem Sicher- sten, was der Mensch geben oder zahlen kann, auf dem Worte, auf einem National-Worte, welches National-Wort wieder auf Dem beruhet, wovon alles Einzelne wirklich abhängt, wovon auch die ökonomische Theorie alles abhängig zei- gen sollte: auf der National-Kraft.
In der Lehre vom Credit, welche für die Staatswirthe unsrer Zeit ein so überwiegendes Ansehen gewonnen hat, und vor der alle übri- gen Objecte der ökonomischen Wissenschaften et-
moͤgen. Laſſen Sie uns alſo jenen Gegenſtand, der jetzt Millionen eben ſo nahe am Herzen liegt, den Staatscredit, die Schwankungen in dem Werthe der Staatspapiere, betrachten. Dies iſt ein ſo wich- tiges Object fuͤr die National-Oekonomie gewor- den, daß bloß in Oeſtreich und in England ſich die oſtenſibel darin befangene Nominal-Summe auf den Werth von etwa 5000 Millionen Thalern be- laͤuft. Dieſe Summe veraͤndert ſich unſichtbar in jeder Secunde; kein Calcul kann ihr beikom- men; ihr Steigen und ihr Fallen erfolgt nach viel tiefer liegenden Geſetzen. Die wirkliche, durch kein Palliativ zu erſetzende, innere und aͤußere National-Kraft giebt dieſer Summe, an der das Wohl und Weh unzaͤhliger Privat-Oekonomieen gebunden iſt, Daſeyn oder Nichtſeyn; denn ſie be- ruhet auf dem Unſicherſten und auf dem Sicher- ſten, was der Menſch geben oder zahlen kann, auf dem Worte, auf einem National-Worte, welches National-Wort wieder auf Dem beruhet, wovon alles Einzelne wirklich abhaͤngt, wovon auch die oͤkonomiſche Theorie alles abhaͤngig zei- gen ſollte: auf der National-Kraft.
In der Lehre vom Credit, welche fuͤr die Staatswirthe unſrer Zeit ein ſo uͤberwiegendes Anſehen gewonnen hat, und vor der alle uͤbri- gen Objecte der oͤkonomiſchen Wiſſenſchaften et-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0212"n="204"/>
moͤgen. Laſſen Sie uns alſo jenen Gegenſtand, der<lb/>
jetzt Millionen eben ſo nahe am Herzen liegt, den<lb/>
Staatscredit, die Schwankungen in dem Werthe<lb/>
der Staatspapiere, betrachten. Dies iſt ein ſo wich-<lb/>
tiges Object fuͤr die National-Oekonomie gewor-<lb/>
den, daß bloß in Oeſtreich und in England ſich die<lb/>
oſtenſibel darin befangene Nominal-Summe auf<lb/>
den Werth von etwa 5000 Millionen Thalern be-<lb/>
laͤuft. Dieſe Summe veraͤndert ſich unſichtbar<lb/>
in jeder Secunde; kein Calcul kann ihr beikom-<lb/>
men; ihr Steigen und ihr Fallen erfolgt nach<lb/>
viel tiefer liegenden Geſetzen. Die wirkliche, durch<lb/>
kein Palliativ zu erſetzende, innere und aͤußere<lb/>
National-Kraft giebt dieſer Summe, an der das<lb/>
Wohl und Weh unzaͤhliger Privat-Oekonomieen<lb/>
gebunden iſt, Daſeyn oder Nichtſeyn; denn ſie be-<lb/>
ruhet auf dem Unſicherſten und auf dem Sicher-<lb/>ſten, was der Menſch geben oder zahlen kann,<lb/>
auf dem Worte, auf einem <hirendition="#g">National-Worte</hi>,<lb/>
welches National-Wort wieder auf Dem beruhet,<lb/>
wovon alles Einzelne wirklich abhaͤngt, wovon<lb/>
auch die oͤkonomiſche Theorie alles abhaͤngig zei-<lb/>
gen ſollte: auf der <hirendition="#g">National-Kraft</hi>.</p><lb/><p>In der Lehre vom Credit, welche fuͤr die<lb/>
Staatswirthe unſrer Zeit ein ſo uͤberwiegendes<lb/>
Anſehen gewonnen hat, und vor der alle uͤbri-<lb/>
gen Objecte der oͤkonomiſchen Wiſſenſchaften et-<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[204/0212]
moͤgen. Laſſen Sie uns alſo jenen Gegenſtand, der
jetzt Millionen eben ſo nahe am Herzen liegt, den
Staatscredit, die Schwankungen in dem Werthe
der Staatspapiere, betrachten. Dies iſt ein ſo wich-
tiges Object fuͤr die National-Oekonomie gewor-
den, daß bloß in Oeſtreich und in England ſich die
oſtenſibel darin befangene Nominal-Summe auf
den Werth von etwa 5000 Millionen Thalern be-
laͤuft. Dieſe Summe veraͤndert ſich unſichtbar
in jeder Secunde; kein Calcul kann ihr beikom-
men; ihr Steigen und ihr Fallen erfolgt nach
viel tiefer liegenden Geſetzen. Die wirkliche, durch
kein Palliativ zu erſetzende, innere und aͤußere
National-Kraft giebt dieſer Summe, an der das
Wohl und Weh unzaͤhliger Privat-Oekonomieen
gebunden iſt, Daſeyn oder Nichtſeyn; denn ſie be-
ruhet auf dem Unſicherſten und auf dem Sicher-
ſten, was der Menſch geben oder zahlen kann,
auf dem Worte, auf einem National-Worte,
welches National-Wort wieder auf Dem beruhet,
wovon alles Einzelne wirklich abhaͤngt, wovon
auch die oͤkonomiſche Theorie alles abhaͤngig zei-
gen ſollte: auf der National-Kraft.
In der Lehre vom Credit, welche fuͤr die
Staatswirthe unſrer Zeit ein ſo uͤberwiegendes
Anſehen gewonnen hat, und vor der alle uͤbri-
gen Objecte der oͤkonomiſchen Wiſſenſchaften et-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809/212>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.