wir dieses letzte Haupt-Product übersehen, so ist unsre ganze übrige Production sehr wenig werth: sie ist ohne Garantie, abhängig von jeder Luft der Zeit und von jeder Laune des Schicksals. Erwägen wir, wie das Steigen und Fallen der Güterpreise (also einer der wichtigsten ökonomi- schen Werthe) von den Schwankungen der gro- ßen Weltbegebenheiten abhängt, denen man durch keine gemeine ökonomische Maßregel begegnen kann und die sich durch keine Assecuranz verhüten las- sen, denen nichts widerstehet, als jene gediegene, organische Ganzheit, welche der Staat seinen Stürmen entgegensetzen muß, wie die Eiche den ihrigen: soll diese organische Ganzheit, von wel- cher alle unsere unsicheren Berechnungen abhan- gen, nicht in die ökonomische Theorie hinein ge- zogen werden? soll sie nicht auch, und vorzüg- lich, neben den übrigen Producten als ein öko- nomisches Product betrachtet werden, wie ja jeder gemeine Speculant wenigstens ein dunkles Gefühl von der so genannten politischen Lage der Dinge in seine Rechnung zieht? -- Aber an dem Güterpreise wird der unmittelbare Einfluß der politischen Ganzheit auf die Oekonomie noch nicht so sichtbar, weil alle von außen her kom- menden Veränderungen solcher Art nicht so leicht und unmittelbar den Güterbesitzer anzutasten ver-
wir dieſes letzte Haupt-Product uͤberſehen, ſo iſt unſre ganze uͤbrige Production ſehr wenig werth: ſie iſt ohne Garantie, abhaͤngig von jeder Luft der Zeit und von jeder Laune des Schickſals. Erwaͤgen wir, wie das Steigen und Fallen der Guͤterpreiſe (alſo einer der wichtigſten oͤkonomi- ſchen Werthe) von den Schwankungen der gro- ßen Weltbegebenheiten abhaͤngt, denen man durch keine gemeine oͤkonomiſche Maßregel begegnen kann und die ſich durch keine Aſſecuranz verhuͤten laſ- ſen, denen nichts widerſtehet, als jene gediegene, organiſche Ganzheit, welche der Staat ſeinen Stuͤrmen entgegenſetzen muß, wie die Eiche den ihrigen: ſoll dieſe organiſche Ganzheit, von wel- cher alle unſere unſicheren Berechnungen abhan- gen, nicht in die oͤkonomiſche Theorie hinein ge- zogen werden? ſoll ſie nicht auch, und vorzuͤg- lich, neben den uͤbrigen Producten als ein oͤko- nomiſches Product betrachtet werden, wie ja jeder gemeine Speculant wenigſtens ein dunkles Gefuͤhl von der ſo genannten politiſchen Lage der Dinge in ſeine Rechnung zieht? — Aber an dem Guͤterpreiſe wird der unmittelbare Einfluß der politiſchen Ganzheit auf die Oekonomie noch nicht ſo ſichtbar, weil alle von außen her kom- menden Veraͤnderungen ſolcher Art nicht ſo leicht und unmittelbar den Guͤterbeſitzer anzutaſten ver-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0211"n="203"/>
wir dieſes letzte Haupt-Product uͤberſehen, ſo iſt<lb/>
unſre ganze uͤbrige Production ſehr wenig werth:<lb/>ſie iſt ohne Garantie, abhaͤngig von jeder Luft<lb/>
der Zeit und von jeder Laune des Schickſals.<lb/>
Erwaͤgen wir, wie das Steigen und Fallen der<lb/>
Guͤterpreiſe (alſo einer der wichtigſten oͤkonomi-<lb/>ſchen Werthe) von den Schwankungen der gro-<lb/>
ßen Weltbegebenheiten abhaͤngt, denen man durch<lb/>
keine gemeine oͤkonomiſche Maßregel begegnen kann<lb/>
und die ſich durch keine Aſſecuranz verhuͤten laſ-<lb/>ſen, denen nichts widerſtehet, als jene gediegene,<lb/>
organiſche Ganzheit, welche der Staat <hirendition="#g">ſeinen</hi><lb/>
Stuͤrmen entgegenſetzen muß, wie die Eiche den<lb/>
ihrigen: ſoll dieſe organiſche Ganzheit, von wel-<lb/>
cher alle unſere unſicheren Berechnungen abhan-<lb/>
gen, nicht in die oͤkonomiſche Theorie hinein ge-<lb/>
zogen werden? ſoll ſie nicht auch, und vorzuͤg-<lb/>
lich, neben den uͤbrigen Producten als ein oͤko-<lb/>
nomiſches Product betrachtet werden, wie ja<lb/>
jeder gemeine Speculant wenigſtens ein dunkles<lb/>
Gefuͤhl von der ſo genannten politiſchen Lage<lb/>
der Dinge in ſeine Rechnung zieht? — Aber an<lb/>
dem Guͤterpreiſe wird der unmittelbare Einfluß<lb/>
der politiſchen Ganzheit auf die Oekonomie noch<lb/>
nicht ſo ſichtbar, weil alle von außen her kom-<lb/>
menden Veraͤnderungen ſolcher Art nicht ſo leicht<lb/>
und unmittelbar den Guͤterbeſitzer anzutaſten ver-<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[203/0211]
wir dieſes letzte Haupt-Product uͤberſehen, ſo iſt
unſre ganze uͤbrige Production ſehr wenig werth:
ſie iſt ohne Garantie, abhaͤngig von jeder Luft
der Zeit und von jeder Laune des Schickſals.
Erwaͤgen wir, wie das Steigen und Fallen der
Guͤterpreiſe (alſo einer der wichtigſten oͤkonomi-
ſchen Werthe) von den Schwankungen der gro-
ßen Weltbegebenheiten abhaͤngt, denen man durch
keine gemeine oͤkonomiſche Maßregel begegnen kann
und die ſich durch keine Aſſecuranz verhuͤten laſ-
ſen, denen nichts widerſtehet, als jene gediegene,
organiſche Ganzheit, welche der Staat ſeinen
Stuͤrmen entgegenſetzen muß, wie die Eiche den
ihrigen: ſoll dieſe organiſche Ganzheit, von wel-
cher alle unſere unſicheren Berechnungen abhan-
gen, nicht in die oͤkonomiſche Theorie hinein ge-
zogen werden? ſoll ſie nicht auch, und vorzuͤg-
lich, neben den uͤbrigen Producten als ein oͤko-
nomiſches Product betrachtet werden, wie ja
jeder gemeine Speculant wenigſtens ein dunkles
Gefuͤhl von der ſo genannten politiſchen Lage
der Dinge in ſeine Rechnung zieht? — Aber an
dem Guͤterpreiſe wird der unmittelbare Einfluß
der politiſchen Ganzheit auf die Oekonomie noch
nicht ſo ſichtbar, weil alle von außen her kom-
menden Veraͤnderungen ſolcher Art nicht ſo leicht
und unmittelbar den Guͤterbeſitzer anzutaſten ver-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809/211>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.