und über die beweglichen, leicht zu verwandelnden Schätze, über das Geld, disponirt, auch den Augenblick für sich haben; während der Adel und das, was an die Scholle oder an das Grund- eigenthum gebunden ist, oft wegen der Trägheit und Unbehülflichkeit seines Besitzes den Augen- blick versäumen muß, wenn es schon die Dauer und das Gefühl der Sicherheit und Festigkeit auf seiner Seite hat.
Der Grundeigenthümer ist mit seinem gan- zen Glücke von den Jahreszeiten abhängig, und der Natur unmittelbarer unterworfen, folglich näher an das Bestehen nationaler Vereinigungen gebunden, aus deren Umkreise er seinen Besitz nicht heraus zu reißen vermag; also ist er der natürliche Wortredner des Gesetzes. Der Eigen- thümer des Beweglichen und des Geldes kann viel leichter in den Wahn verfallen, daß er al- les Lebensglück seinem Fleiße verdanke: so wird er auch viel mehr nach Unabhängigkeit streben, auf die unnationalen Reitzungen des Augenblicks hören, und des Vergangenen, wie der Zukunft, um einer reichen Gegenwart willen, vergessen; er ist der natürliche Wortführer der Freiheit. Es fällt in die Augen: beide Classen können einan- der nicht entbehren, und müssen einander in's Unendliche fort unterstützen, bald wechselseitig
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und uͤber die beweglichen, leicht zu verwandelnden Schaͤtze, uͤber das Geld, disponirt, auch den Augenblick fuͤr ſich haben; waͤhrend der Adel und das, was an die Scholle oder an das Grund- eigenthum gebunden iſt, oft wegen der Traͤgheit und Unbehuͤlflichkeit ſeines Beſitzes den Augen- blick verſaͤumen muß, wenn es ſchon die Dauer und das Gefuͤhl der Sicherheit und Feſtigkeit auf ſeiner Seite hat.
Der Grundeigenthuͤmer iſt mit ſeinem gan- zen Gluͤcke von den Jahreszeiten abhaͤngig, und der Natur unmittelbarer unterworfen, folglich naͤher an das Beſtehen nationaler Vereinigungen gebunden, aus deren Umkreiſe er ſeinen Beſitz nicht heraus zu reißen vermag; alſo iſt er der natuͤrliche Wortredner des Geſetzes. Der Eigen- thuͤmer des Beweglichen und des Geldes kann viel leichter in den Wahn verfallen, daß er al- les Lebensgluͤck ſeinem Fleiße verdanke: ſo wird er auch viel mehr nach Unabhaͤngigkeit ſtreben, auf die unnationalen Reitzungen des Augenblicks hoͤren, und des Vergangenen, wie der Zukunft, um einer reichen Gegenwart willen, vergeſſen; er iſt der natuͤrliche Wortfuͤhrer der Freiheit. Es faͤllt in die Augen: beide Claſſen koͤnnen einan- der nicht entbehren, und muͤſſen einander in’s Unendliche fort unterſtuͤtzen, bald wechſelſeitig
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und uͤber die beweglichen, leicht zu verwandelnden
Schaͤtze, uͤber das Geld, disponirt, auch den
Augenblick fuͤr ſich haben; waͤhrend der Adel
und das, was an die Scholle oder an das Grund-
eigenthum gebunden iſt, oft wegen der Traͤgheit
und Unbehuͤlflichkeit ſeines Beſitzes den Augen-
blick verſaͤumen muß, wenn es ſchon die Dauer
und das Gefuͤhl der Sicherheit und Feſtigkeit
auf ſeiner Seite hat.
Der Grundeigenthuͤmer iſt mit ſeinem gan-
zen Gluͤcke von den Jahreszeiten abhaͤngig, und
der Natur unmittelbarer unterworfen, folglich
naͤher an das Beſtehen nationaler Vereinigungen
gebunden, aus deren Umkreiſe er ſeinen Beſitz
nicht heraus zu reißen vermag; alſo iſt er der
natuͤrliche Wortredner des Geſetzes. Der Eigen-
thuͤmer des Beweglichen und des Geldes kann
viel leichter in den Wahn verfallen, daß er al-
les Lebensgluͤck ſeinem Fleiße verdanke: ſo wird
er auch viel mehr nach Unabhaͤngigkeit ſtreben,
auf die unnationalen Reitzungen des Augenblicks
hoͤren, und des Vergangenen, wie der Zukunft,
um einer reichen Gegenwart willen, vergeſſen; er
iſt der natuͤrliche Wortfuͤhrer der Freiheit. Es
faͤllt in die Augen: beide Claſſen koͤnnen einan-
der nicht entbehren, und muͤſſen einander in’s
Unendliche fort unterſtuͤtzen, bald wechſelſeitig
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Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809/136>, abgerufen am 25.11.2024.
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