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Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809.

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Vergleichen Sie den vermeintlich allmächti-
gen, Römischen, aber verarmten tiers-etat des
Continents von Europa, mit dem weise balan-
cirten und beschränkten, aber blühenden tiers-etat
von England. Ein recht großes Handelshaus
wird sein Capital ebenfalls nicht anders, denn
als ein Lehn betrachten. --

So ist, frei von allen Entstellungen blinder
Partheiwuth, der wahre Geist des Lehnsrechtes.
Wenn man es im Ganzen und Großen und in
seiner Einwirkung auf die Weltgeschichte betrach-
tet, so wird man darin vor allen andern Gesetz-
gebungen ein schönes Gleichgewicht der Herr-
schaft und des Gehorsams, eine unvergleichliche
und unaufhörliche Wechselwirkung zwischen der
Freiheit und der Autorität finden, die aus kei-
ner andern Quelle herzuleiten ist, als aus dem
natürlichen Einfluß christlicher Ideen auf die Ge-
müther jugendlicher, freiheitsliebender Völker.


Vergleichen Sie den vermeintlich allmaͤchti-
gen, Roͤmiſchen, aber verarmten tiers-état des
Continents von Europa, mit dem weiſe balan-
cirten und beſchraͤnkten, aber bluͤhenden tiers-état
von England. Ein recht großes Handelshaus
wird ſein Capital ebenfalls nicht anders, denn
als ein Lehn betrachten. —

So iſt, frei von allen Entſtellungen blinder
Partheiwuth, der wahre Geiſt des Lehnsrechtes.
Wenn man es im Ganzen und Großen und in
ſeiner Einwirkung auf die Weltgeſchichte betrach-
tet, ſo wird man darin vor allen andern Geſetz-
gebungen ein ſchoͤnes Gleichgewicht der Herr-
ſchaft und des Gehorſams, eine unvergleichliche
und unaufhoͤrliche Wechſelwirkung zwiſchen der
Freiheit und der Autoritaͤt finden, die aus kei-
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[99/0107] Vergleichen Sie den vermeintlich allmaͤchti- gen, Roͤmiſchen, aber verarmten tiers-état des Continents von Europa, mit dem weiſe balan- cirten und beſchraͤnkten, aber bluͤhenden tiers-état von England. Ein recht großes Handelshaus wird ſein Capital ebenfalls nicht anders, denn als ein Lehn betrachten. — So iſt, frei von allen Entſtellungen blinder Partheiwuth, der wahre Geiſt des Lehnsrechtes. Wenn man es im Ganzen und Großen und in ſeiner Einwirkung auf die Weltgeſchichte betrach- tet, ſo wird man darin vor allen andern Geſetz- gebungen ein ſchoͤnes Gleichgewicht der Herr- ſchaft und des Gehorſams, eine unvergleichliche und unaufhoͤrliche Wechſelwirkung zwiſchen der Freiheit und der Autoritaͤt finden, die aus kei- ner andern Quelle herzuleiten iſt, als aus dem natuͤrlichen Einfluß chriſtlicher Ideen auf die Ge- muͤther jugendlicher, freiheitsliebender Voͤlker.

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Zitationshilfe: Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809/107>, abgerufen am 23.11.2024.