bare, und er viel eher ein Glied seines Leibes als manche Sachen entbehren könne: so liege in der Behauptung der Freiheit schon die Behaup- tung des Eigenthums mit eingeschlossen, und so wären die Sachen eben so wohl wie die übrigen Glieder des menschlichen Körpers bei der unend- lichen Bildung des Gesetzes durch den Streit der Freiheit mit der Gegenfreiheit thätig und hülfreich; -- die Rechtslehre sey also nur eine Geschichte der persönlischen Verhältnisse in der bürgerlichen Gesellschaft, und jenes Gesetz, wel- ches den Streit der Personen im Staate regu- lire, müsse nothwendig auch die Sachen umfas- sen, die ja überhaupt nur Werth hätten, in so fern sie Mittel oder, richtiger ausgedrückt, Glie- der, Organe von Personen wären. --
Dies wäre allerdings eine gute Manier, die Sachen, wenigstens indirecter Weise, in den lebendigen Umkreis der menschlichen Verhältnisse hinein zu ziehen, und zu beweisen, daß ein blo- ßer Verstandesbegriff die Eigenthumsverhältnisse des Lebens nicht reguliren könne, da nehmlich unaufhörlich die persönlichen Verhältnisse mit ih- nen concurrirten, diese aber, wie schon hinrei- chend erklärt worden, nur durch ein eben so le- bendiges, persönliches Gesetz aufrecht erhalten werden können. --
bare, und er viel eher ein Glied ſeines Leibes als manche Sachen entbehren koͤnne: ſo liege in der Behauptung der Freiheit ſchon die Behaup- tung des Eigenthums mit eingeſchloſſen, und ſo waͤren die Sachen eben ſo wohl wie die uͤbrigen Glieder des menſchlichen Koͤrpers bei der unend- lichen Bildung des Geſetzes durch den Streit der Freiheit mit der Gegenfreiheit thaͤtig und huͤlfreich; — die Rechtslehre ſey alſo nur eine Geſchichte der perſoͤnliſchen Verhaͤltniſſe in der buͤrgerlichen Geſellſchaft, und jenes Geſetz, wel- ches den Streit der Perſonen im Staate regu- lire, muͤſſe nothwendig auch die Sachen umfaſ- ſen, die ja uͤberhaupt nur Werth haͤtten, in ſo fern ſie Mittel oder, richtiger ausgedruͤckt, Glie- der, Organe von Perſonen waͤren. —
Dies waͤre allerdings eine gute Manier, die Sachen, wenigſtens indirecter Weiſe, in den lebendigen Umkreis der menſchlichen Verhaͤltniſſe hinein zu ziehen, und zu beweiſen, daß ein blo- ßer Verſtandesbegriff die Eigenthumsverhaͤltniſſe des Lebens nicht reguliren koͤnne, da nehmlich unaufhoͤrlich die perſoͤnlichen Verhaͤltniſſe mit ih- nen concurrirten, dieſe aber, wie ſchon hinrei- chend erklaͤrt worden, nur durch ein eben ſo le- bendiges, perſoͤnliches Geſetz aufrecht erhalten werden koͤnnen. —
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bare, und er viel eher ein Glied ſeines Leibes
als manche Sachen entbehren koͤnne: ſo liege in
der Behauptung der Freiheit ſchon die Behaup-
tung des Eigenthums mit eingeſchloſſen, und ſo
waͤren die Sachen eben ſo wohl wie die uͤbrigen
Glieder des menſchlichen Koͤrpers bei der unend-
lichen Bildung des Geſetzes durch den Streit
der Freiheit mit der Gegenfreiheit thaͤtig und
huͤlfreich; — die Rechtslehre ſey alſo nur eine
Geſchichte der perſoͤnliſchen Verhaͤltniſſe in der
buͤrgerlichen Geſellſchaft, und jenes Geſetz, wel-
ches den Streit der Perſonen im Staate regu-
lire, muͤſſe nothwendig auch die Sachen umfaſ-
ſen, die ja uͤberhaupt nur Werth haͤtten, in ſo
fern ſie Mittel oder, richtiger ausgedruͤckt, Glie-
der, Organe von Perſonen waͤren. —
Dies waͤre allerdings eine gute Manier, die
Sachen, wenigſtens indirecter Weiſe, in den
lebendigen Umkreis der menſchlichen Verhaͤltniſſe
hinein zu ziehen, und zu beweiſen, daß ein blo-
ßer Verſtandesbegriff die Eigenthumsverhaͤltniſſe
des Lebens nicht reguliren koͤnne, da nehmlich
unaufhoͤrlich die perſoͤnlichen Verhaͤltniſſe mit ih-
nen concurrirten, dieſe aber, wie ſchon hinrei-
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bendiges, perſoͤnliches Geſetz aufrecht erhalten
werden koͤnnen. —
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Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 1. Berlin, 1809, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst01_1809/254>, abgerufen am 22.11.2024.
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