Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 1. Berlin, 1809.

Bild:
<< vorherige Seite

der Staatsarbeit an und für sich, ist freilich der
augenblicklichen Ordnung günstig; aber der Ver-
band des Ganzen, die Bedingung aller Gerech-
tigkeit und alles Reichthums gehen durch diese
absolute Theilung verloren. Wie er verloren
gehe, zeige sich, habe ich früher gesagt, wenn
solche in ihrem Innern wohl geordnete Staaten
in einen Krieg gerathen. Im Kriege solle sich nun
zeigen, daß sie ein Ganzes seyen, denn als ein
solches sollen sie sich ja ihrem Feinde gegenüber
stellen, und da werde denn klar, wie die nach
dem Begriff geordneten Behörden, Institute und
Armeen einen nicht geringen Antheil an ihrem
Unglücke haben, wenn keins dem Ganzen, son-
dern nur einem Theile vom Begriffe des Gan-
zen, diene. --

Mehreren Staaten und Ländern, die in unsern
Zeiten einen so schmerzlichen Glückswechsel erfah-
ren haben, hat nichts gefehlt, als dieser Ver-
band, dieses unsichtbare kräftige und republikani-
sche Ineinandergreifen aller Elemente, welches
man fühlt, wenn man sich der Vorfahren oder
der antiken Staaten erinnert, und in dieser Be-
trachtung die Nahmen Gott oder Vaterland
aussprechen will; -- damit hat ihnen aber alles
gefehlt. Diesen Verband herzustellen -- ist die
allgemeine Forderung der ganzen gegenwärtigen

der Staatsarbeit an und fuͤr ſich, iſt freilich der
augenblicklichen Ordnung guͤnſtig; aber der Ver-
band des Ganzen, die Bedingung aller Gerech-
tigkeit und alles Reichthums gehen durch dieſe
abſolute Theilung verloren. Wie er verloren
gehe, zeige ſich, habe ich fruͤher geſagt, wenn
ſolche in ihrem Innern wohl geordnete Staaten
in einen Krieg gerathen. Im Kriege ſolle ſich nun
zeigen, daß ſie ein Ganzes ſeyen, denn als ein
ſolches ſollen ſie ſich ja ihrem Feinde gegenuͤber
ſtellen, und da werde denn klar, wie die nach
dem Begriff geordneten Behoͤrden, Inſtitute und
Armeen einen nicht geringen Antheil an ihrem
Ungluͤcke haben, wenn keins dem Ganzen, ſon-
dern nur einem Theile vom Begriffe des Gan-
zen, diene. —

Mehreren Staaten und Laͤndern, die in unſern
Zeiten einen ſo ſchmerzlichen Gluͤckswechſel erfah-
ren haben, hat nichts gefehlt, als dieſer Ver-
band, dieſes unſichtbare kraͤftige und republikani-
ſche Ineinandergreifen aller Elemente, welches
man fuͤhlt, wenn man ſich der Vorfahren oder
der antiken Staaten erinnert, und in dieſer Be-
trachtung die Nahmen Gott oder Vaterland
ausſprechen will; — damit hat ihnen aber alles
gefehlt. Dieſen Verband herzuſtellen — iſt die
allgemeine Forderung der ganzen gegenwaͤrtigen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0232" n="198"/>
der Staatsarbeit an und fu&#x0364;r &#x017F;ich, i&#x017F;t freilich der<lb/>
augenblicklichen Ordnung gu&#x0364;n&#x017F;tig; aber der Ver-<lb/>
band des Ganzen, die Bedingung aller Gerech-<lb/>
tigkeit und alles Reichthums gehen durch die&#x017F;e<lb/>
ab&#x017F;olute Theilung verloren. Wie er verloren<lb/>
gehe, zeige &#x017F;ich, habe ich fru&#x0364;her ge&#x017F;agt, wenn<lb/>
&#x017F;olche in ihrem Innern wohl geordnete Staaten<lb/>
in einen Krieg gerathen. Im Kriege &#x017F;olle &#x017F;ich nun<lb/>
zeigen, daß &#x017F;ie ein Ganzes &#x017F;eyen, denn als ein<lb/>
&#x017F;olches &#x017F;ollen &#x017F;ie &#x017F;ich ja ihrem Feinde gegenu&#x0364;ber<lb/>
&#x017F;tellen, und da werde denn klar, wie die nach<lb/>
dem Begriff geordneten Beho&#x0364;rden, In&#x017F;titute und<lb/>
Armeen einen nicht geringen Antheil an ihrem<lb/>
Unglu&#x0364;cke haben, wenn keins dem Ganzen, &#x017F;on-<lb/>
dern nur einem Theile vom Begriffe des Gan-<lb/>
zen, diene. &#x2014;</p><lb/>
            <p>Mehreren Staaten und La&#x0364;ndern, die in un&#x017F;ern<lb/>
Zeiten einen &#x017F;o &#x017F;chmerzlichen Glu&#x0364;ckswech&#x017F;el erfah-<lb/>
ren haben, hat <hi rendition="#g">nichts</hi> gefehlt, als die&#x017F;er Ver-<lb/>
band, die&#x017F;es un&#x017F;ichtbare kra&#x0364;ftige und republikani-<lb/>
&#x017F;che Ineinandergreifen aller Elemente, welches<lb/>
man fu&#x0364;hlt, wenn man &#x017F;ich der Vorfahren oder<lb/>
der antiken Staaten erinnert, und in die&#x017F;er Be-<lb/>
trachtung die Nahmen <hi rendition="#g">Gott</hi> oder <hi rendition="#g">Vaterland</hi><lb/>
aus&#x017F;prechen will; &#x2014; damit hat ihnen aber <hi rendition="#g">alles</hi><lb/>
gefehlt. Die&#x017F;en Verband herzu&#x017F;tellen &#x2014; i&#x017F;t die<lb/>
allgemeine Forderung der ganzen gegenwa&#x0364;rtigen<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[198/0232] der Staatsarbeit an und fuͤr ſich, iſt freilich der augenblicklichen Ordnung guͤnſtig; aber der Ver- band des Ganzen, die Bedingung aller Gerech- tigkeit und alles Reichthums gehen durch dieſe abſolute Theilung verloren. Wie er verloren gehe, zeige ſich, habe ich fruͤher geſagt, wenn ſolche in ihrem Innern wohl geordnete Staaten in einen Krieg gerathen. Im Kriege ſolle ſich nun zeigen, daß ſie ein Ganzes ſeyen, denn als ein ſolches ſollen ſie ſich ja ihrem Feinde gegenuͤber ſtellen, und da werde denn klar, wie die nach dem Begriff geordneten Behoͤrden, Inſtitute und Armeen einen nicht geringen Antheil an ihrem Ungluͤcke haben, wenn keins dem Ganzen, ſon- dern nur einem Theile vom Begriffe des Gan- zen, diene. — Mehreren Staaten und Laͤndern, die in unſern Zeiten einen ſo ſchmerzlichen Gluͤckswechſel erfah- ren haben, hat nichts gefehlt, als dieſer Ver- band, dieſes unſichtbare kraͤftige und republikani- ſche Ineinandergreifen aller Elemente, welches man fuͤhlt, wenn man ſich der Vorfahren oder der antiken Staaten erinnert, und in dieſer Be- trachtung die Nahmen Gott oder Vaterland ausſprechen will; — damit hat ihnen aber alles gefehlt. Dieſen Verband herzuſtellen — iſt die allgemeine Forderung der ganzen gegenwaͤrtigen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst01_1809
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst01_1809/232
Zitationshilfe: Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 1. Berlin, 1809, S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst01_1809/232>, abgerufen am 25.11.2024.