aus, weil sie sich unter einander fügen, weil sie Ideen sind, welche allenthalben in einer höheren Idee vereinigt werden können; also schließen sie auch ursprünglich einen Gott aller Götter, eine Idee aller Ideen, nicht aus. --
Späterhin verdirbt diese lebendige Natur der Götter; in der Entartung der Zeiten erstarrt die Idee allmählich: es wird ein todter Begiff dar- aus; jeder Gott erhält seinen bestimmten Spren- gel, seine fixen Eigenschaften, und es entsteht im Volke die Ansicht von den Göttern, die uns in der Jugend unter der Aufschrift: Mytholo- gie, beigebracht worden ist. Mit andern Wor- ten: aus den Göttern werden Götzen, aus den Ideen werden Begriffe; und unter die- sen Götzen nun, oder unter diesen Begriffen, herrscht die schauerlichste Anarchie. Wie möch- ten sie sich berühren, da kein Leben in ihnen ist! Wie könnten sie sich verbinden zu der Idee eines Gottes der Götter, da ihnen die Be- dingung alles Verbandes, nehmlich die gemein- schaftliche Bewegung, gebricht! Kurz: die Idee Eines Gottes verträgt sich sehr wohl mit den Ideen mehrerer Götter. Der Begriff eines ein- zigen Gottes aber, eines Weltgötzen, wie er uns in unsrer Jugend vordemonstrirt, sein Daseyn uns bewiesen worden ist, verträgt sich mit den
Be-
aus, weil ſie ſich unter einander fuͤgen, weil ſie Ideen ſind, welche allenthalben in einer hoͤheren Idee vereinigt werden koͤnnen; alſo ſchließen ſie auch urſpruͤnglich einen Gott aller Goͤtter, eine Idee aller Ideen, nicht aus. —
Spaͤterhin verdirbt dieſe lebendige Natur der Goͤtter; in der Entartung der Zeiten erſtarrt die Idee allmaͤhlich: es wird ein todter Begiff dar- aus; jeder Gott erhaͤlt ſeinen beſtimmten Spren- gel, ſeine fixen Eigenſchaften, und es entſteht im Volke die Anſicht von den Goͤttern, die uns in der Jugend unter der Aufſchrift: Mytholo- gie, beigebracht worden iſt. Mit andern Wor- ten: aus den Goͤttern werden Goͤtzen, aus den Ideen werden Begriffe; und unter die- ſen Goͤtzen nun, oder unter dieſen Begriffen, herrſcht die ſchauerlichſte Anarchie. Wie moͤch- ten ſie ſich beruͤhren, da kein Leben in ihnen iſt! Wie koͤnnten ſie ſich verbinden zu der Idee eines Gottes der Goͤtter, da ihnen die Be- dingung alles Verbandes, nehmlich die gemein- ſchaftliche Bewegung, gebricht! Kurz: die Idee Eines Gottes vertraͤgt ſich ſehr wohl mit den Ideen mehrerer Goͤtter. Der Begriff eines ein- zigen Gottes aber, eines Weltgoͤtzen, wie er uns in unſrer Jugend vordemonſtrirt, ſein Daſeyn uns bewieſen worden iſt, vertraͤgt ſich mit den
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aus, weil ſie ſich unter einander fuͤgen, weil ſie
Ideen ſind, welche allenthalben in einer hoͤheren
Idee vereinigt werden koͤnnen; alſo ſchließen ſie
auch urſpruͤnglich einen Gott aller Goͤtter, eine
Idee aller Ideen, nicht aus. —
Spaͤterhin verdirbt dieſe lebendige Natur der
Goͤtter; in der Entartung der Zeiten erſtarrt die
Idee allmaͤhlich: es wird ein todter Begiff dar-
aus; jeder Gott erhaͤlt ſeinen beſtimmten Spren-
gel, ſeine fixen Eigenſchaften, und es entſteht
im Volke die Anſicht von den Goͤttern, die uns
in der Jugend unter der Aufſchrift: Mytholo-
gie, beigebracht worden iſt. Mit andern Wor-
ten: aus den Goͤttern werden Goͤtzen, aus
den Ideen werden Begriffe; und unter die-
ſen Goͤtzen nun, oder unter dieſen Begriffen,
herrſcht die ſchauerlichſte Anarchie. Wie moͤch-
ten ſie ſich beruͤhren, da kein Leben in ihnen iſt!
Wie koͤnnten ſie ſich verbinden zu der Idee
eines Gottes der Goͤtter, da ihnen die Be-
dingung alles Verbandes, nehmlich die gemein-
ſchaftliche Bewegung, gebricht! Kurz: die Idee
Eines Gottes vertraͤgt ſich ſehr wohl mit den
Ideen mehrerer Goͤtter. Der Begriff eines ein-
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in unſrer Jugend vordemonſtrirt, ſein Daſeyn
uns bewieſen worden iſt, vertraͤgt ſich mit den
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Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 1. Berlin, 1809, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst01_1809/194>, abgerufen am 23.11.2024.
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