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Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 1. Berlin, 1809.

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fordert beide zu vermitteln, für beide zu sorgen,
beide in der Idee zu umfassen. Dieses einfache
Verhältniß in jeder Familie ist das vollständige
Schema und Muster des großen zusammenge-
setzten Verhältnisses, das sich zeigt, wenn wir
die große Allianz der Generationen, den Staat
in der Zeit, oder, wie ich mich ausdrückte, unter
den Raumgenossen, betrachten. Man muß diese
Textur, diesen heiligen und innigen Verband
der Generationen unter einander, so einfach er
ist, mit Scharfsinn und Tiefsinn erwägen, wenn
man erkennen will, was eigentlich die Genera-
tionen an einander bindet. Die überschwengliche
Wichtigkeit dieser einfachen Gedanken tritt in
ihrem vollen Glanze hervor, wenn man die posi-
tiven Gesetze und die positiven Bedürfnisse der
Staaten unmittelbar betrachtet; da zeigt es sich,
wie die Lehre von der Erbfolge, von der Primoge-
nitur, vom Adel, von der Majorennität, von der
Verjährung, ferner wie die Theorie der Subor-
dination im Staat und aller Rangverhältnisse,
am leichtesten, natürlichsten und gründlichsten
nach dem Schema des Gegensatzes von Alter
und Jugend, wie sich dasselbe am einfachsten, in
seinen großen Grundzügen in jeder Familie dar-
stellt, erörtert werden kann.

Wenn man die menschliche, oder bürgerliche

fordert beide zu vermitteln, fuͤr beide zu ſorgen,
beide in der Idee zu umfaſſen. Dieſes einfache
Verhaͤltniß in jeder Familie iſt das vollſtaͤndige
Schema und Muſter des großen zuſammenge-
ſetzten Verhaͤltniſſes, das ſich zeigt, wenn wir
die große Allianz der Generationen, den Staat
in der Zeit, oder, wie ich mich ausdruͤckte, unter
den Raumgenoſſen, betrachten. Man muß dieſe
Textur, dieſen heiligen und innigen Verband
der Generationen unter einander, ſo einfach er
iſt, mit Scharfſinn und Tiefſinn erwaͤgen, wenn
man erkennen will, was eigentlich die Genera-
tionen an einander bindet. Die uͤberſchwengliche
Wichtigkeit dieſer einfachen Gedanken tritt in
ihrem vollen Glanze hervor, wenn man die poſi-
tiven Geſetze und die poſitiven Beduͤrfniſſe der
Staaten unmittelbar betrachtet; da zeigt es ſich,
wie die Lehre von der Erbfolge, von der Primoge-
nitur, vom Adel, von der Majorennitaͤt, von der
Verjaͤhrung, ferner wie die Theorie der Subor-
dination im Staat und aller Rangverhaͤltniſſe,
am leichteſten, natuͤrlichſten und gruͤndlichſten
nach dem Schema des Gegenſatzes von Alter
und Jugend, wie ſich daſſelbe am einfachſten, in
ſeinen großen Grundzuͤgen in jeder Familie dar-
ſtellt, eroͤrtert werden kann.

Wenn man die menſchliche, oder buͤrgerliche

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[140/0174] fordert beide zu vermitteln, fuͤr beide zu ſorgen, beide in der Idee zu umfaſſen. Dieſes einfache Verhaͤltniß in jeder Familie iſt das vollſtaͤndige Schema und Muſter des großen zuſammenge- ſetzten Verhaͤltniſſes, das ſich zeigt, wenn wir die große Allianz der Generationen, den Staat in der Zeit, oder, wie ich mich ausdruͤckte, unter den Raumgenoſſen, betrachten. Man muß dieſe Textur, dieſen heiligen und innigen Verband der Generationen unter einander, ſo einfach er iſt, mit Scharfſinn und Tiefſinn erwaͤgen, wenn man erkennen will, was eigentlich die Genera- tionen an einander bindet. Die uͤberſchwengliche Wichtigkeit dieſer einfachen Gedanken tritt in ihrem vollen Glanze hervor, wenn man die poſi- tiven Geſetze und die poſitiven Beduͤrfniſſe der Staaten unmittelbar betrachtet; da zeigt es ſich, wie die Lehre von der Erbfolge, von der Primoge- nitur, vom Adel, von der Majorennitaͤt, von der Verjaͤhrung, ferner wie die Theorie der Subor- dination im Staat und aller Rangverhaͤltniſſe, am leichteſten, natuͤrlichſten und gruͤndlichſten nach dem Schema des Gegenſatzes von Alter und Jugend, wie ſich daſſelbe am einfachſten, in ſeinen großen Grundzuͤgen in jeder Familie dar- ſtellt, eroͤrtert werden kann. Wenn man die menſchliche, oder buͤrgerliche

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Zitationshilfe: Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 1. Berlin, 1809, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst01_1809/174>, abgerufen am 24.11.2024.