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Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 1. Berlin, 1809.

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unter einem juristischen, der Justiz-Minister die
seinige ganz unter einem ökonomischen Stand-
punkte sollte ansehen und darstellen können;
wie ich ferner von dem Krieges-Minister ver-
langte, daß er seine Sache ganz als Friedens-
Angelegenheit, vom Minister des Innern oder
des Friedens, daß er seine Maßregel ganz als
Krieges-Angelegenheit sollte darstellen können,
damit sich immer auswiese, daß Jeder das Ganze
im Auge habe: so erkläre ich es jetzt für den Tri-
umph der Idee und für einen hohen Grad von
Vollkommenheit einer Verfassung, wenn das
Alter seine Sache als Angelegenheit der Jugend,
und die Jugend die ihrige als Angelegenheit des
Alters darzustellen, von den Gesetzen und der
Constitution ohn Unterlaß aufgefordert wird, so
daß jeder Einzelne alle Lebensalter des Menschen
und des Staates repräsentirt.

Wer heute ein juristisches Interesse hat, das
er auf Tod und Leben durchsetzen möchte, hat
morgen ein ökonomisches, das ihm eben so nahe
am Herzen liegt: wie glücklich, wenn das heu-
tige Interesse dem gestrigen nicht widerspricht!
Wer heute ein Friedens-Interesse hat, kann
morgen ein Krieges-Interesse haben: wie glück-
lich, wenn er Heute und Morgen vereinigen,
wie sicher steht er auf der Erde, wenn er unter

unter einem juriſtiſchen, der Juſtiz-Miniſter die
ſeinige ganz unter einem oͤkonomiſchen Stand-
punkte ſollte anſehen und darſtellen koͤnnen;
wie ich ferner von dem Krieges-Miniſter ver-
langte, daß er ſeine Sache ganz als Friedens-
Angelegenheit, vom Miniſter des Innern oder
des Friedens, daß er ſeine Maßregel ganz als
Krieges-Angelegenheit ſollte darſtellen koͤnnen,
damit ſich immer auswieſe, daß Jeder das Ganze
im Auge habe: ſo erklaͤre ich es jetzt fuͤr den Tri-
umph der Idee und fuͤr einen hohen Grad von
Vollkommenheit einer Verfaſſung, wenn das
Alter ſeine Sache als Angelegenheit der Jugend,
und die Jugend die ihrige als Angelegenheit des
Alters darzuſtellen, von den Geſetzen und der
Conſtitution ohn Unterlaß aufgefordert wird, ſo
daß jeder Einzelne alle Lebensalter des Menſchen
und des Staates repraͤſentirt.

Wer heute ein juriſtiſches Intereſſe hat, das
er auf Tod und Leben durchſetzen moͤchte, hat
morgen ein oͤkonomiſches, das ihm eben ſo nahe
am Herzen liegt: wie gluͤcklich, wenn das heu-
tige Intereſſe dem geſtrigen nicht widerſpricht!
Wer heute ein Friedens-Intereſſe hat, kann
morgen ein Krieges-Intereſſe haben: wie gluͤck-
lich, wenn er Heute und Morgen vereinigen,
wie ſicher ſteht er auf der Erde, wenn er unter

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[138/0172] unter einem juriſtiſchen, der Juſtiz-Miniſter die ſeinige ganz unter einem oͤkonomiſchen Stand- punkte ſollte anſehen und darſtellen koͤnnen; wie ich ferner von dem Krieges-Miniſter ver- langte, daß er ſeine Sache ganz als Friedens- Angelegenheit, vom Miniſter des Innern oder des Friedens, daß er ſeine Maßregel ganz als Krieges-Angelegenheit ſollte darſtellen koͤnnen, damit ſich immer auswieſe, daß Jeder das Ganze im Auge habe: ſo erklaͤre ich es jetzt fuͤr den Tri- umph der Idee und fuͤr einen hohen Grad von Vollkommenheit einer Verfaſſung, wenn das Alter ſeine Sache als Angelegenheit der Jugend, und die Jugend die ihrige als Angelegenheit des Alters darzuſtellen, von den Geſetzen und der Conſtitution ohn Unterlaß aufgefordert wird, ſo daß jeder Einzelne alle Lebensalter des Menſchen und des Staates repraͤſentirt. Wer heute ein juriſtiſches Intereſſe hat, das er auf Tod und Leben durchſetzen moͤchte, hat morgen ein oͤkonomiſches, das ihm eben ſo nahe am Herzen liegt: wie gluͤcklich, wenn das heu- tige Intereſſe dem geſtrigen nicht widerſpricht! Wer heute ein Friedens-Intereſſe hat, kann morgen ein Krieges-Intereſſe haben: wie gluͤck- lich, wenn er Heute und Morgen vereinigen, wie ſicher ſteht er auf der Erde, wenn er unter

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Zitationshilfe: Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 1. Berlin, 1809, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst01_1809/172>, abgerufen am 24.11.2024.