unter einem juristischen, der Justiz-Minister die seinige ganz unter einem ökonomischen Stand- punkte sollte ansehen und darstellen können; wie ich ferner von dem Krieges-Minister ver- langte, daß er seine Sache ganz als Friedens- Angelegenheit, vom Minister des Innern oder des Friedens, daß er seine Maßregel ganz als Krieges-Angelegenheit sollte darstellen können, damit sich immer auswiese, daß Jeder das Ganze im Auge habe: so erkläre ich es jetzt für den Tri- umph der Idee und für einen hohen Grad von Vollkommenheit einer Verfassung, wenn das Alter seine Sache als Angelegenheit der Jugend, und die Jugend die ihrige als Angelegenheit des Alters darzustellen, von den Gesetzen und der Constitution ohn Unterlaß aufgefordert wird, so daß jeder Einzelne alle Lebensalter des Menschen und des Staates repräsentirt.
Wer heute ein juristisches Interesse hat, das er auf Tod und Leben durchsetzen möchte, hat morgen ein ökonomisches, das ihm eben so nahe am Herzen liegt: wie glücklich, wenn das heu- tige Interesse dem gestrigen nicht widerspricht! Wer heute ein Friedens-Interesse hat, kann morgen ein Krieges-Interesse haben: wie glück- lich, wenn er Heute und Morgen vereinigen, wie sicher steht er auf der Erde, wenn er unter
unter einem juriſtiſchen, der Juſtiz-Miniſter die ſeinige ganz unter einem oͤkonomiſchen Stand- punkte ſollte anſehen und darſtellen koͤnnen; wie ich ferner von dem Krieges-Miniſter ver- langte, daß er ſeine Sache ganz als Friedens- Angelegenheit, vom Miniſter des Innern oder des Friedens, daß er ſeine Maßregel ganz als Krieges-Angelegenheit ſollte darſtellen koͤnnen, damit ſich immer auswieſe, daß Jeder das Ganze im Auge habe: ſo erklaͤre ich es jetzt fuͤr den Tri- umph der Idee und fuͤr einen hohen Grad von Vollkommenheit einer Verfaſſung, wenn das Alter ſeine Sache als Angelegenheit der Jugend, und die Jugend die ihrige als Angelegenheit des Alters darzuſtellen, von den Geſetzen und der Conſtitution ohn Unterlaß aufgefordert wird, ſo daß jeder Einzelne alle Lebensalter des Menſchen und des Staates repraͤſentirt.
Wer heute ein juriſtiſches Intereſſe hat, das er auf Tod und Leben durchſetzen moͤchte, hat morgen ein oͤkonomiſches, das ihm eben ſo nahe am Herzen liegt: wie gluͤcklich, wenn das heu- tige Intereſſe dem geſtrigen nicht widerſpricht! Wer heute ein Friedens-Intereſſe hat, kann morgen ein Krieges-Intereſſe haben: wie gluͤck- lich, wenn er Heute und Morgen vereinigen, wie ſicher ſteht er auf der Erde, wenn er unter
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0172"n="138"/>
unter einem juriſtiſchen, der Juſtiz-Miniſter die<lb/>ſeinige ganz unter einem oͤkonomiſchen Stand-<lb/>
punkte ſollte anſehen und darſtellen koͤnnen;<lb/>
wie ich ferner von dem Krieges-Miniſter ver-<lb/>
langte, daß er ſeine Sache ganz als Friedens-<lb/>
Angelegenheit, vom Miniſter des Innern oder<lb/>
des Friedens, daß er ſeine Maßregel ganz als<lb/>
Krieges-Angelegenheit ſollte darſtellen koͤnnen,<lb/>
damit ſich immer auswieſe, daß Jeder das Ganze<lb/>
im Auge habe: ſo erklaͤre ich es jetzt fuͤr den Tri-<lb/>
umph der Idee und fuͤr einen hohen Grad von<lb/>
Vollkommenheit einer Verfaſſung, wenn das<lb/>
Alter ſeine Sache als Angelegenheit der Jugend,<lb/>
und die Jugend die ihrige als Angelegenheit des<lb/>
Alters darzuſtellen, von den Geſetzen und der<lb/>
Conſtitution ohn Unterlaß aufgefordert wird, ſo<lb/>
daß jeder Einzelne alle Lebensalter des Menſchen<lb/>
und des Staates repraͤſentirt.</p><lb/><p>Wer heute ein juriſtiſches Intereſſe hat, das<lb/>
er auf Tod und Leben durchſetzen moͤchte, hat<lb/>
morgen ein oͤkonomiſches, das ihm eben ſo nahe<lb/>
am Herzen liegt: wie gluͤcklich, wenn das heu-<lb/>
tige Intereſſe dem geſtrigen nicht widerſpricht!<lb/>
Wer heute ein Friedens-Intereſſe hat, kann<lb/>
morgen ein Krieges-Intereſſe haben: wie gluͤck-<lb/>
lich, wenn er Heute und Morgen vereinigen,<lb/>
wie ſicher ſteht er auf der Erde, wenn er unter<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[138/0172]
unter einem juriſtiſchen, der Juſtiz-Miniſter die
ſeinige ganz unter einem oͤkonomiſchen Stand-
punkte ſollte anſehen und darſtellen koͤnnen;
wie ich ferner von dem Krieges-Miniſter ver-
langte, daß er ſeine Sache ganz als Friedens-
Angelegenheit, vom Miniſter des Innern oder
des Friedens, daß er ſeine Maßregel ganz als
Krieges-Angelegenheit ſollte darſtellen koͤnnen,
damit ſich immer auswieſe, daß Jeder das Ganze
im Auge habe: ſo erklaͤre ich es jetzt fuͤr den Tri-
umph der Idee und fuͤr einen hohen Grad von
Vollkommenheit einer Verfaſſung, wenn das
Alter ſeine Sache als Angelegenheit der Jugend,
und die Jugend die ihrige als Angelegenheit des
Alters darzuſtellen, von den Geſetzen und der
Conſtitution ohn Unterlaß aufgefordert wird, ſo
daß jeder Einzelne alle Lebensalter des Menſchen
und des Staates repraͤſentirt.
Wer heute ein juriſtiſches Intereſſe hat, das
er auf Tod und Leben durchſetzen moͤchte, hat
morgen ein oͤkonomiſches, das ihm eben ſo nahe
am Herzen liegt: wie gluͤcklich, wenn das heu-
tige Intereſſe dem geſtrigen nicht widerſpricht!
Wer heute ein Friedens-Intereſſe hat, kann
morgen ein Krieges-Intereſſe haben: wie gluͤck-
lich, wenn er Heute und Morgen vereinigen,
wie ſicher ſteht er auf der Erde, wenn er unter
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 1. Berlin, 1809, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst01_1809/172>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.