Parliament, im Civil- und Militär-Dienst be- reits längst so gestellt sind, daß sie, wo es nö- thig ist, zu Worte kommen können.
Wenn man die Geschichte aller Regierungsfor- men der Welt durchgeht, so wird man allenthalben diese beiden Principien in Streit sehen; alle Ge- setzgeber haben ihr erstes Augenmerk darauf gerich- tet, sie zu vereinigen, oder eine höchste Gewalt zu bilden, die weder der Jugend noch dem Alter ausschließend angehöre, die vielmehr recht männ- lich an der Schwelle beider Alter stehe, oder die Bedürfnisse beider in Einem und demselben Wil- len vereinige.
Alle Gesetzgebung hat danach gestrebt, da einmal die Ansprüche beider Alter unaufhörlich gehört werden sollen, nun auch beide so persön- lich, als möglich, in wirklichen National-For- men vor sich aufstellen zu lassen. So sind die Senate, die Patriciate, und endlich der Euro- päische Adel entstanden, und dem Volke oder der Bürgerschaft gegenüber gestellt worden. Die Ansprüche des Alters haben 1) das Recht der Jahrhunderte, d. h. den ersten Rechtsgrund von allen (oder die Dauer, da die Zeit der beste Prüsstein alles Rechtes ist) für sich; 2) sind die Ansprüche des Alters unsichtbarer, weniger in die Augen springend, als die Ansprüche der
Parliament, im Civil- und Militaͤr-Dienſt be- reits laͤngſt ſo geſtellt ſind, daß ſie, wo es noͤ- thig iſt, zu Worte kommen koͤnnen.
Wenn man die Geſchichte aller Regierungsfor- men der Welt durchgeht, ſo wird man allenthalben dieſe beiden Principien in Streit ſehen; alle Ge- ſetzgeber haben ihr erſtes Augenmerk darauf gerich- tet, ſie zu vereinigen, oder eine hoͤchſte Gewalt zu bilden, die weder der Jugend noch dem Alter ausſchließend angehoͤre, die vielmehr recht maͤnn- lich an der Schwelle beider Alter ſtehe, oder die Beduͤrfniſſe beider in Einem und demſelben Wil- len vereinige.
Alle Geſetzgebung hat danach geſtrebt, da einmal die Anſpruͤche beider Alter unaufhoͤrlich gehoͤrt werden ſollen, nun auch beide ſo perſoͤn- lich, als moͤglich, in wirklichen National-For- men vor ſich aufſtellen zu laſſen. So ſind die Senate, die Patriciate, und endlich der Euro- paͤiſche Adel entſtanden, und dem Volke oder der Buͤrgerſchaft gegenuͤber geſtellt worden. Die Anſpruͤche des Alters haben 1) das Recht der Jahrhunderte, d. h. den erſten Rechtsgrund von allen (oder die Dauer, da die Zeit der beſte Pruͤſſtein alles Rechtes iſt) fuͤr ſich; 2) ſind die Anſpruͤche des Alters unſichtbarer, weniger in die Augen ſpringend, als die Anſpruͤche der
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0168"n="134"/>
Parliament, im Civil- und Militaͤr-Dienſt be-<lb/>
reits laͤngſt ſo geſtellt ſind, daß ſie, wo es noͤ-<lb/>
thig iſt, zu Worte kommen koͤnnen.</p><lb/><p>Wenn man die Geſchichte aller Regierungsfor-<lb/>
men der Welt durchgeht, ſo wird man allenthalben<lb/>
dieſe beiden Principien in Streit ſehen; alle Ge-<lb/>ſetzgeber haben ihr erſtes Augenmerk darauf gerich-<lb/>
tet, ſie zu vereinigen, oder eine hoͤchſte Gewalt<lb/>
zu bilden, die weder der Jugend noch dem Alter<lb/>
ausſchließend angehoͤre, die vielmehr recht maͤnn-<lb/>
lich an der Schwelle beider Alter ſtehe, oder die<lb/>
Beduͤrfniſſe beider in Einem und demſelben Wil-<lb/>
len vereinige.</p><lb/><p>Alle Geſetzgebung hat danach geſtrebt, da<lb/>
einmal die Anſpruͤche beider Alter unaufhoͤrlich<lb/>
gehoͤrt werden ſollen, nun auch beide ſo perſoͤn-<lb/>
lich, als moͤglich, in wirklichen National-For-<lb/>
men vor ſich aufſtellen zu laſſen. So ſind die<lb/>
Senate, die Patriciate, und endlich der Euro-<lb/>
paͤiſche Adel entſtanden, und dem Volke oder<lb/>
der Buͤrgerſchaft gegenuͤber geſtellt worden. Die<lb/>
Anſpruͤche des Alters haben 1) das Recht der<lb/>
Jahrhunderte, d. h. den erſten Rechtsgrund von<lb/>
allen (oder die Dauer, da die Zeit der beſte<lb/>
Pruͤſſtein alles Rechtes iſt) fuͤr ſich; 2) ſind die<lb/>
Anſpruͤche des Alters unſichtbarer, weniger in<lb/>
die Augen ſpringend, als die Anſpruͤche der<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[134/0168]
Parliament, im Civil- und Militaͤr-Dienſt be-
reits laͤngſt ſo geſtellt ſind, daß ſie, wo es noͤ-
thig iſt, zu Worte kommen koͤnnen.
Wenn man die Geſchichte aller Regierungsfor-
men der Welt durchgeht, ſo wird man allenthalben
dieſe beiden Principien in Streit ſehen; alle Ge-
ſetzgeber haben ihr erſtes Augenmerk darauf gerich-
tet, ſie zu vereinigen, oder eine hoͤchſte Gewalt
zu bilden, die weder der Jugend noch dem Alter
ausſchließend angehoͤre, die vielmehr recht maͤnn-
lich an der Schwelle beider Alter ſtehe, oder die
Beduͤrfniſſe beider in Einem und demſelben Wil-
len vereinige.
Alle Geſetzgebung hat danach geſtrebt, da
einmal die Anſpruͤche beider Alter unaufhoͤrlich
gehoͤrt werden ſollen, nun auch beide ſo perſoͤn-
lich, als moͤglich, in wirklichen National-For-
men vor ſich aufſtellen zu laſſen. So ſind die
Senate, die Patriciate, und endlich der Euro-
paͤiſche Adel entſtanden, und dem Volke oder
der Buͤrgerſchaft gegenuͤber geſtellt worden. Die
Anſpruͤche des Alters haben 1) das Recht der
Jahrhunderte, d. h. den erſten Rechtsgrund von
allen (oder die Dauer, da die Zeit der beſte
Pruͤſſtein alles Rechtes iſt) fuͤr ſich; 2) ſind die
Anſpruͤche des Alters unſichtbarer, weniger in
die Augen ſpringend, als die Anſpruͤche der
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 1. Berlin, 1809, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst01_1809/168>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.