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Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 1. Berlin, 1809.

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gen Kämpfen erworben hatte, ihr Hauptaugen-
merk richtet: mit dem Selbstgefühle kommt die
von mir beschriebene Herrschaft der Ideen, wor-
auf allein es abgesehen ist. An die Stelle alter
Rechtsbegriffe neue, an die Stelle alter Institute
und Anstalten neue, wie man zu sagen pflegt,
"dem Geiste der Zeiten angepaßte," ausländische
Administrations-Anstalten zu setzen und davon
Heil zu erwarten, können ihr nur ihre Feinde ra-
then. Die innere Organisation dieser Monarchie,
was auch die Stuben-Politiker und die Constitu-
tions-Fabrikanten sagen mögen, war sehr gut;
nur das Vertrauen in die todte Anstalt, in das
todte Gesetz, in die todte Form muß überall ver-
schwinden und das alte Leben, wo es schlaff ge-
worden, nun kräftig und ideenweise gelebt wer-
den. Die einzelnen Ressourcen, die man, wenn
ein Staat von einer Calamität geheilt werden
soll, immer so hoch anschlägt, bedeuten we-
nig: daß jeder einzelne Bürger, jeder Beamte,
jedes Departement nicht bloß seinen einzelnen
Geschäftszweig, sondern auch das Ganze ideen-
weise repräsentire; daß alles Einzelne mit Rück-
sicht auf das Ausland und auf den National-
Ruhm gethan werde: das ist die große, ewige,
unversiegliche Ressource aller Staaten.

Die Abgötterei mit dem Rechtsbegriffe führt

gen Kaͤmpfen erworben hatte, ihr Hauptaugen-
merk richtet: mit dem Selbſtgefuͤhle kommt die
von mir beſchriebene Herrſchaft der Ideen, wor-
auf allein es abgeſehen iſt. An die Stelle alter
Rechtsbegriffe neue, an die Stelle alter Inſtitute
und Anſtalten neue, wie man zu ſagen pflegt,
„dem Geiſte der Zeiten angepaßte,“ auslaͤndiſche
Adminiſtrations-Anſtalten zu ſetzen und davon
Heil zu erwarten, koͤnnen ihr nur ihre Feinde ra-
then. Die innere Organiſation dieſer Monarchie,
was auch die Stuben-Politiker und die Conſtitu-
tions-Fabrikanten ſagen moͤgen, war ſehr gut;
nur das Vertrauen in die todte Anſtalt, in das
todte Geſetz, in die todte Form muß uͤberall ver-
ſchwinden und das alte Leben, wo es ſchlaff ge-
worden, nun kraͤftig und ideenweiſe gelebt wer-
den. Die einzelnen Reſſourcen, die man, wenn
ein Staat von einer Calamitaͤt geheilt werden
ſoll, immer ſo hoch anſchlaͤgt, bedeuten we-
nig: daß jeder einzelne Buͤrger, jeder Beamte,
jedes Departement nicht bloß ſeinen einzelnen
Geſchaͤftszweig, ſondern auch das Ganze ideen-
weiſe repraͤſentire; daß alles Einzelne mit Ruͤck-
ſicht auf das Ausland und auf den National-
Ruhm gethan werde: das iſt die große, ewige,
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[123/0157] gen Kaͤmpfen erworben hatte, ihr Hauptaugen- merk richtet: mit dem Selbſtgefuͤhle kommt die von mir beſchriebene Herrſchaft der Ideen, wor- auf allein es abgeſehen iſt. An die Stelle alter Rechtsbegriffe neue, an die Stelle alter Inſtitute und Anſtalten neue, wie man zu ſagen pflegt, „dem Geiſte der Zeiten angepaßte,“ auslaͤndiſche Adminiſtrations-Anſtalten zu ſetzen und davon Heil zu erwarten, koͤnnen ihr nur ihre Feinde ra- then. Die innere Organiſation dieſer Monarchie, was auch die Stuben-Politiker und die Conſtitu- tions-Fabrikanten ſagen moͤgen, war ſehr gut; nur das Vertrauen in die todte Anſtalt, in das todte Geſetz, in die todte Form muß uͤberall ver- ſchwinden und das alte Leben, wo es ſchlaff ge- worden, nun kraͤftig und ideenweiſe gelebt wer- den. Die einzelnen Reſſourcen, die man, wenn ein Staat von einer Calamitaͤt geheilt werden ſoll, immer ſo hoch anſchlaͤgt, bedeuten we- nig: daß jeder einzelne Buͤrger, jeder Beamte, jedes Departement nicht bloß ſeinen einzelnen Geſchaͤftszweig, ſondern auch das Ganze ideen- weiſe repraͤſentire; daß alles Einzelne mit Ruͤck- ſicht auf das Ausland und auf den National- Ruhm gethan werde: das iſt die große, ewige, unverſiegliche Reſſource aller Staaten. Die Abgoͤtterei mit dem Rechtsbegriffe fuͤhrt

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Zitationshilfe: Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 1. Berlin, 1809, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst01_1809/157>, abgerufen am 23.11.2024.