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Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 1. Berlin, 1809.

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Minister seinem Suverän die Forderungen des
Gesetzes oder der Vergangenheit ganz unter dem
erhabenen ökonomischen Gesichtspunkte, von dem
in unsrer vorigen Unterhaltung die Rede war,
der Finanz-Minister hingegen den ökonomischen
Vortheil oder das Bedürfniß des Augenblickes
ganz unter einem eben so erhabenen legislativen
Gesichtspunkte darzustellen wüßte; wenn folglich
nicht zwei auf Tod und Leben entzweite Begriffe,
sondern zwei lebendige Ideen, von denen jede
auf ihre Weise das Ganze repräsentirte, in das
Cabinet des Suveräns gelangten, und dieser nun
aus zwei streitenden Ideen die dritte
höhere
zu bilden hätte!

Jetzt aber wenden sich alle Forderungen der
Gegenwart an eine große Zunftgenossenschaft,
an die Finanz-Behörde; alle Protestationen dage-
gen, ex capite der und der Gesetze, oder der
und der Contracte, an die juristische Zunftgenos-
senschaft; in zwei ganz verschiedenen Manufactu-
ren, bei verschlossenen Thüren, und mit der Fe-
der in der Hand, werden jene Forderungen und
diese Protestationen begriffsweise ausgearbeitet
und so endlich dem Suverän vorgelegt. Der Finanz-
Minister, der die Gewalt des Augenblickes am
besten fühlt, muß das spröde Gesetz, welches sich
widersetzen will, verachten; der Justiz-Minister

Miniſter ſeinem Suveraͤn die Forderungen des
Geſetzes oder der Vergangenheit ganz unter dem
erhabenen oͤkonomiſchen Geſichtspunkte, von dem
in unſrer vorigen Unterhaltung die Rede war,
der Finanz-Miniſter hingegen den oͤkonomiſchen
Vortheil oder das Beduͤrfniß des Augenblickes
ganz unter einem eben ſo erhabenen legislativen
Geſichtspunkte darzuſtellen wuͤßte; wenn folglich
nicht zwei auf Tod und Leben entzweite Begriffe,
ſondern zwei lebendige Ideen, von denen jede
auf ihre Weiſe das Ganze repraͤſentirte, in das
Cabinet des Suveraͤns gelangten, und dieſer nun
aus zwei ſtreitenden Ideen die dritte
hoͤhere
zu bilden haͤtte!

Jetzt aber wenden ſich alle Forderungen der
Gegenwart an eine große Zunftgenoſſenſchaft,
an die Finanz-Behoͤrde; alle Proteſtationen dage-
gen, ex capite der und der Geſetze, oder der
und der Contracte, an die juriſtiſche Zunftgenoſ-
ſenſchaft; in zwei ganz verſchiedenen Manufactu-
ren, bei verſchloſſenen Thuͤren, und mit der Fe-
der in der Hand, werden jene Forderungen und
dieſe Proteſtationen begriffsweiſe ausgearbeitet
und ſo endlich dem Suveraͤn vorgelegt. Der Finanz-
Miniſter, der die Gewalt des Augenblickes am
beſten fuͤhlt, muß das ſproͤde Geſetz, welches ſich
widerſetzen will, verachten; der Juſtiz-Miniſter

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[99/0133] Miniſter ſeinem Suveraͤn die Forderungen des Geſetzes oder der Vergangenheit ganz unter dem erhabenen oͤkonomiſchen Geſichtspunkte, von dem in unſrer vorigen Unterhaltung die Rede war, der Finanz-Miniſter hingegen den oͤkonomiſchen Vortheil oder das Beduͤrfniß des Augenblickes ganz unter einem eben ſo erhabenen legislativen Geſichtspunkte darzuſtellen wuͤßte; wenn folglich nicht zwei auf Tod und Leben entzweite Begriffe, ſondern zwei lebendige Ideen, von denen jede auf ihre Weiſe das Ganze repraͤſentirte, in das Cabinet des Suveraͤns gelangten, und dieſer nun aus zwei ſtreitenden Ideen die dritte hoͤhere zu bilden haͤtte! Jetzt aber wenden ſich alle Forderungen der Gegenwart an eine große Zunftgenoſſenſchaft, an die Finanz-Behoͤrde; alle Proteſtationen dage- gen, ex capite der und der Geſetze, oder der und der Contracte, an die juriſtiſche Zunftgenoſ- ſenſchaft; in zwei ganz verſchiedenen Manufactu- ren, bei verſchloſſenen Thuͤren, und mit der Fe- der in der Hand, werden jene Forderungen und dieſe Proteſtationen begriffsweiſe ausgearbeitet und ſo endlich dem Suveraͤn vorgelegt. Der Finanz- Miniſter, der die Gewalt des Augenblickes am beſten fuͤhlt, muß das ſproͤde Geſetz, welches ſich widerſetzen will, verachten; der Juſtiz-Miniſter

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Zitationshilfe: Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 1. Berlin, 1809, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst01_1809/133>, abgerufen am 22.11.2024.