Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 1. Berlin, 1809.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

selbe erzählt werden müssen; denn beiden käme
es nur darauf an, zu zeigen, wie die natürliche
und nothwendige Allianz der Menschen unter ein-
ander, dort, in der Kriegesgeschichte, gegen die
gemeinschaftliche Feindin, die wir Erde nann-
ten, hier, in der Rechts- oder Friedensgeschichte,
für das allgemeine Palladium, nehmlich die
Idee des Rechtes oder der Vereinigung selbst,
im Laufe der Zeiten immer größer und mächti-
ger geworden ist. Durch die Idee des Rechtes
wird der Mensch in den Stand gesetzt, einen
immer wirksameren Krieg gegen die Erde zu
führen; durch diesen Krieg, die Idee des Rech-
tes, oder der allgemeinen Allianz, immer deut-
licher zu erkennen, immer schöner auszuüben. --

Die Theorie von jenem Kriege des Menschen
mit der Erde ist der Gegenstand der berühmten
Untersuchungen über den National-Reichthum von
Adam Smith, wie die Geschichte der Ausbil-
dung von jener Idee des Friedens und des Rech-
tes der Inhalt des Esprit des loix von Mon-
tesquieu. Die beiden Haupttheile der Staats-
wissenschaft, die Finanzlehre und die Rechts-
lehre, standen in schroffer Abgeschiedenheit ein-
ander gegenüber, als diese berühmten Werke er-
schienen. Wiewohl nun beide große Schriftsteller
ihr genialisches Geschäft in ganz verschiedenen

Müllers Elemente. I. [6]

ſelbe erzaͤhlt werden muͤſſen; denn beiden kaͤme
es nur darauf an, zu zeigen, wie die natuͤrliche
und nothwendige Allianz der Menſchen unter ein-
ander, dort, in der Kriegesgeſchichte, gegen die
gemeinſchaftliche Feindin, die wir Erde nann-
ten, hier, in der Rechts- oder Friedensgeſchichte,
fuͤr das allgemeine Palladium, nehmlich die
Idee des Rechtes oder der Vereinigung ſelbſt,
im Laufe der Zeiten immer groͤßer und maͤchti-
ger geworden iſt. Durch die Idee des Rechtes
wird der Menſch in den Stand geſetzt, einen
immer wirkſameren Krieg gegen die Erde zu
fuͤhren; durch dieſen Krieg, die Idee des Rech-
tes, oder der allgemeinen Allianz, immer deut-
licher zu erkennen, immer ſchoͤner auszuuͤben. —

Die Theorie von jenem Kriege des Menſchen
mit der Erde iſt der Gegenſtand der beruͤhmten
Unterſuchungen uͤber den National-Reichthum von
Adam Smith, wie die Geſchichte der Ausbil-
dung von jener Idee des Friedens und des Rech-
tes der Inhalt des Esprit des loix von Mon-
tesquieu. Die beiden Haupttheile der Staats-
wiſſenſchaft, die Finanzlehre und die Rechts-
lehre, ſtanden in ſchroffer Abgeſchiedenheit ein-
ander gegenuͤber, als dieſe beruͤhmten Werke er-
ſchienen. Wiewohl nun beide große Schriftſteller
ihr genialiſches Geſchaͤft in ganz verſchiedenen

Müllers Elemente. I. [6]
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0115" n="81"/>
&#x017F;elbe erza&#x0364;hlt werden mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en; denn beiden ka&#x0364;me<lb/>
es nur darauf an, zu zeigen, wie die natu&#x0364;rliche<lb/>
und nothwendige Allianz der Men&#x017F;chen unter ein-<lb/>
ander, <hi rendition="#g">dort</hi>, in der Kriegesge&#x017F;chichte, <hi rendition="#g">gegen</hi> die<lb/>
gemein&#x017F;chaftliche <hi rendition="#g">Feindin</hi>, die wir Erde nann-<lb/>
ten, <hi rendition="#g">hier</hi>, in der Rechts- oder Friedensge&#x017F;chichte,<lb/><hi rendition="#g">fu&#x0364;r</hi> das allgemeine <hi rendition="#g">Palladium</hi>, nehmlich die<lb/>
Idee des Rechtes oder der Vereinigung &#x017F;elb&#x017F;t,<lb/>
im Laufe der Zeiten immer gro&#x0364;ßer und ma&#x0364;chti-<lb/>
ger geworden i&#x017F;t. Durch die Idee des Rechtes<lb/>
wird der Men&#x017F;ch in den Stand ge&#x017F;etzt, einen<lb/>
immer wirk&#x017F;ameren Krieg gegen die Erde zu<lb/>
fu&#x0364;hren; durch die&#x017F;en Krieg, die Idee des Rech-<lb/>
tes, oder der allgemeinen Allianz, immer deut-<lb/>
licher zu erkennen, immer &#x017F;cho&#x0364;ner auszuu&#x0364;ben. &#x2014;</p><lb/>
            <p>Die Theorie von jenem Kriege des Men&#x017F;chen<lb/>
mit der Erde i&#x017F;t der Gegen&#x017F;tand der beru&#x0364;hmten<lb/>
Unter&#x017F;uchungen u&#x0364;ber den National-Reichthum von<lb/><hi rendition="#g">Adam Smith</hi>, wie die Ge&#x017F;chichte der Ausbil-<lb/>
dung von jener Idee des Friedens und des Rech-<lb/>
tes der Inhalt des <hi rendition="#aq">Esprit des loix</hi> von <hi rendition="#g">Mon-<lb/>
tesquieu</hi>. Die beiden Haupttheile der Staats-<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft, die Finanzlehre und die Rechts-<lb/>
lehre, &#x017F;tanden in &#x017F;chroffer Abge&#x017F;chiedenheit ein-<lb/>
ander gegenu&#x0364;ber, als die&#x017F;e beru&#x0364;hmten Werke er-<lb/>
&#x017F;chienen. Wiewohl nun beide große Schrift&#x017F;teller<lb/>
ihr geniali&#x017F;ches Ge&#x017F;cha&#x0364;ft in ganz ver&#x017F;chiedenen<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Müllers Elemente. <hi rendition="#aq">I.</hi> [6]</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[81/0115] ſelbe erzaͤhlt werden muͤſſen; denn beiden kaͤme es nur darauf an, zu zeigen, wie die natuͤrliche und nothwendige Allianz der Menſchen unter ein- ander, dort, in der Kriegesgeſchichte, gegen die gemeinſchaftliche Feindin, die wir Erde nann- ten, hier, in der Rechts- oder Friedensgeſchichte, fuͤr das allgemeine Palladium, nehmlich die Idee des Rechtes oder der Vereinigung ſelbſt, im Laufe der Zeiten immer groͤßer und maͤchti- ger geworden iſt. Durch die Idee des Rechtes wird der Menſch in den Stand geſetzt, einen immer wirkſameren Krieg gegen die Erde zu fuͤhren; durch dieſen Krieg, die Idee des Rech- tes, oder der allgemeinen Allianz, immer deut- licher zu erkennen, immer ſchoͤner auszuuͤben. — Die Theorie von jenem Kriege des Menſchen mit der Erde iſt der Gegenſtand der beruͤhmten Unterſuchungen uͤber den National-Reichthum von Adam Smith, wie die Geſchichte der Ausbil- dung von jener Idee des Friedens und des Rech- tes der Inhalt des Esprit des loix von Mon- tesquieu. Die beiden Haupttheile der Staats- wiſſenſchaft, die Finanzlehre und die Rechts- lehre, ſtanden in ſchroffer Abgeſchiedenheit ein- ander gegenuͤber, als dieſe beruͤhmten Werke er- ſchienen. Wiewohl nun beide große Schriftſteller ihr genialiſches Geſchaͤft in ganz verſchiedenen Müllers Elemente. I. [6]

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst01_1809
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst01_1809/115
Zitationshilfe: Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 1. Berlin, 1809, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst01_1809/115>, abgerufen am 22.11.2024.