Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 1. Berlin, 1809.

Bild:
<< vorherige Seite

punkte aus ist es erwiesen, daß der Mensch ohne
Staat nicht zu denken ist, und daß menschliche und
bürgerliche Existenz Eins und dasselbe sind. --

Sobald es Menschen giebt, sagen wir, sind
sie nothwendig verbunden durch eine Idee des
Rechtes, der Einheit, des Friedens. Indem wir
diesen Gedanken in der Bewegung darstellten,
begründeten wir unsere Theorie des Rechtes;
wir bewiesen das Leben des Staates, als eines
juristischen Wesens. Jetzt, indem wir leben-
dig gezeigt haben, wie, sobald es Menschen giebt,
dieselben einander beständig bedürfen gegen
einen gemeinschaftlichen Feind, haben wir unsere
Theorie der Staatswirthschaft begrün-
det, und das Leben des Staates, als eines gro-
ßen ökonomischen Gemeinwesens, deducirt.

Man kann die Weltgeschichte Rechtsge-
schichte
nennen, wie Kant in seiner berühmten
und sehr populären Abhandlung "Entwurf einer
Universalhistorie in weltbürgerlicher Absicht" ge-
than hat; man kann sie aber auch Krieges-
geschichte
nennen, wenn man in die Idee des
Krieges des Menschen mit der Erde eingehen
will, wo denn die Kriegesgeschichte die Geschichte
der Bedürfnisse, des Handels u. s. f. unter
sich begreift. In der Kriegesgeschichte und in
der Rechtsgeschichte wird im Grunde ganz das-

selbe

punkte aus iſt es erwieſen, daß der Menſch ohne
Staat nicht zu denken iſt, und daß menſchliche und
buͤrgerliche Exiſtenz Eins und daſſelbe ſind. —

Sobald es Menſchen giebt, ſagen wir, ſind
ſie nothwendig verbunden durch eine Idee des
Rechtes, der Einheit, des Friedens. Indem wir
dieſen Gedanken in der Bewegung darſtellten,
begruͤndeten wir unſere Theorie des Rechtes;
wir bewieſen das Leben des Staates, als eines
juriſtiſchen Weſens. Jetzt, indem wir leben-
dig gezeigt haben, wie, ſobald es Menſchen giebt,
dieſelben einander beſtaͤndig beduͤrfen gegen
einen gemeinſchaftlichen Feind, haben wir unſere
Theorie der Staatswirthſchaft begruͤn-
det, und das Leben des Staates, als eines gro-
ßen oͤkonomiſchen Gemeinweſens, deducirt.

Man kann die Weltgeſchichte Rechtsge-
ſchichte
nennen, wie Kant in ſeiner beruͤhmten
und ſehr populaͤren Abhandlung „Entwurf einer
Univerſalhiſtorie in weltbuͤrgerlicher Abſicht” ge-
than hat; man kann ſie aber auch Krieges-
geſchichte
nennen, wenn man in die Idee des
Krieges des Menſchen mit der Erde eingehen
will, wo denn die Kriegesgeſchichte die Geſchichte
der Beduͤrfniſſe, des Handels u. ſ. f. unter
ſich begreift. In der Kriegesgeſchichte und in
der Rechtsgeſchichte wird im Grunde ganz daſ-

ſelbe
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0114" n="80"/>
punkte aus i&#x017F;t es erwie&#x017F;en, daß der Men&#x017F;ch ohne<lb/>
Staat nicht zu denken i&#x017F;t, und daß men&#x017F;chliche und<lb/>
bu&#x0364;rgerliche Exi&#x017F;tenz Eins und da&#x017F;&#x017F;elbe &#x017F;ind. &#x2014;</p><lb/>
            <p>Sobald es Men&#x017F;chen giebt, &#x017F;agen wir, &#x017F;ind<lb/>
&#x017F;ie nothwendig verbunden durch eine Idee des<lb/>
Rechtes, der Einheit, des Friedens. Indem wir<lb/>
die&#x017F;en Gedanken in der Bewegung dar&#x017F;tellten,<lb/>
begru&#x0364;ndeten wir un&#x017F;ere <hi rendition="#g">Theorie des Rechtes</hi>;<lb/>
wir bewie&#x017F;en das Leben des Staates, als eines<lb/><hi rendition="#g">juri&#x017F;ti&#x017F;chen</hi> We&#x017F;ens. Jetzt, indem wir leben-<lb/>
dig gezeigt haben, wie, &#x017F;obald es Men&#x017F;chen giebt,<lb/>
die&#x017F;elben einander be&#x017F;ta&#x0364;ndig <hi rendition="#g">bedu&#x0364;rfen</hi> gegen<lb/>
einen gemein&#x017F;chaftlichen Feind, haben wir un&#x017F;ere<lb/><hi rendition="#g">Theorie der Staatswirth&#x017F;chaft</hi> begru&#x0364;n-<lb/>
det, und das Leben des Staates, als eines gro-<lb/>
ßen <hi rendition="#g">o&#x0364;konomi&#x017F;chen</hi> Gemeinwe&#x017F;ens, deducirt.</p><lb/>
            <p>Man kann die Weltge&#x017F;chichte <hi rendition="#g">Rechtsge-<lb/>
&#x017F;chichte</hi> nennen, wie <hi rendition="#g">Kant</hi> in &#x017F;einer beru&#x0364;hmten<lb/>
und &#x017F;ehr popula&#x0364;ren Abhandlung &#x201E;Entwurf einer<lb/>
Univer&#x017F;alhi&#x017F;torie in weltbu&#x0364;rgerlicher Ab&#x017F;icht&#x201D; ge-<lb/>
than hat; man kann &#x017F;ie aber auch <hi rendition="#g">Krieges-<lb/>
ge&#x017F;chichte</hi> nennen, wenn man in die Idee des<lb/>
Krieges des Men&#x017F;chen mit der Erde eingehen<lb/>
will, wo denn die Kriegesge&#x017F;chichte die Ge&#x017F;chichte<lb/>
der Bedu&#x0364;rfni&#x017F;&#x017F;e, des Handels u. &#x017F;. f. unter<lb/>
&#x017F;ich begreift. In der Kriegesge&#x017F;chichte und in<lb/>
der Rechtsge&#x017F;chichte wird im Grunde ganz da&#x017F;-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;elbe</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[80/0114] punkte aus iſt es erwieſen, daß der Menſch ohne Staat nicht zu denken iſt, und daß menſchliche und buͤrgerliche Exiſtenz Eins und daſſelbe ſind. — Sobald es Menſchen giebt, ſagen wir, ſind ſie nothwendig verbunden durch eine Idee des Rechtes, der Einheit, des Friedens. Indem wir dieſen Gedanken in der Bewegung darſtellten, begruͤndeten wir unſere Theorie des Rechtes; wir bewieſen das Leben des Staates, als eines juriſtiſchen Weſens. Jetzt, indem wir leben- dig gezeigt haben, wie, ſobald es Menſchen giebt, dieſelben einander beſtaͤndig beduͤrfen gegen einen gemeinſchaftlichen Feind, haben wir unſere Theorie der Staatswirthſchaft begruͤn- det, und das Leben des Staates, als eines gro- ßen oͤkonomiſchen Gemeinweſens, deducirt. Man kann die Weltgeſchichte Rechtsge- ſchichte nennen, wie Kant in ſeiner beruͤhmten und ſehr populaͤren Abhandlung „Entwurf einer Univerſalhiſtorie in weltbuͤrgerlicher Abſicht” ge- than hat; man kann ſie aber auch Krieges- geſchichte nennen, wenn man in die Idee des Krieges des Menſchen mit der Erde eingehen will, wo denn die Kriegesgeſchichte die Geſchichte der Beduͤrfniſſe, des Handels u. ſ. f. unter ſich begreift. In der Kriegesgeſchichte und in der Rechtsgeſchichte wird im Grunde ganz daſ- ſelbe

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst01_1809
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst01_1809/114
Zitationshilfe: Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 1. Berlin, 1809, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst01_1809/114>, abgerufen am 25.11.2024.