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Müller-Freienfels, Richard: Poetik. Leipzig u. a., 1914.

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Drama, um zu wirken, einen Kampf darstellt; es ist auch nicht das geringste pmu_081.002
einzuwenden dagegen, daß der Dichter als Objekt den höchsten, typischsten, pmu_081.003
allgemeinsten Kampf, den es gibt, herauswählt, den Kampf des Jndividuums pmu_081.004
mit dem Schicksal oder sonst einer überlegenen Macht, aber es pmu_081.005
bleibt doch dabei, daß dies nicht in einem a priori feststehenden Charakter pmu_081.006
des Dramas wurzelt, sondern ganz einfach sich empirisch als die beste pmu_081.007
Wirkungsform des Bühnengeschehens herausgestellt hat. Die metaphysische pmu_081.008
Ausdeutung des Kampfes mag diesem größere Würde und Erhabenheit pmu_081.009
verleihen, ist jedoch für die Wirkungskraft des dargestellten pmu_081.010
Kampfes nur sekundär. Dramatisch ist jeder Kampf, ob er nun diesen pmu_081.011
metaphysischen Charakter trägt oder nicht. Er ist eine empirisch herausgebildete pmu_081.012
Form, die nicht etwa a priori da war, sondern a posteriori mit pmu_081.013
der Metaphysik umkleidet worden ist, um ihr die höchste Würde und Bedeutung pmu_081.014
zu sichern.

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Literatur.

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Epik: K. Friedemann: Die Rolle des Erzählers in der ep. Dichtung 1909. pmu_081.017
Heusler: Lied und Epos 1904. Spielhagen: Epik und Dramatik. pmu_081.018
Beiträge zur Theorie und Technik des Romans.

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Lyrik: R. M. Werner: Lyrik und Lyriker 1890. E. Geiger: Beitr. zu pmu_081.020
einer Ästhetik der Lyrik. Hel. Herrmann: Die Zeit im lyr. Gedicht. pmu_081.021
Ber. des 1. Kongr. f. Ästh.

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Dramatik: Goethe, Schiller, O. Ludwig, Hebbel, Freytag. pmu_081.023
J. Bab: Kritik der Bühne. W. v. Scholz: Gedanken zum Drama. pmu_081.024
Le Bon: Psychologie des Foules. Ribot: La Logique des Sentiments pmu_081.025
1906.

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Sechstes Kapitel. pmu_081.027
Die Sprache und ihre Stilformen.
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1. Wir haben bereits oben darauf hingewiesen, daß eine gewisse Zwiespältigkeit pmu_081.029
in der künstlerischen Wirkung der Sprache dadurch entsteht, daß pmu_081.030
die Worte und Sätze einmal eine rein akustische Wirkung ausüben, daneben pmu_081.031
aber auch eine ideelle, d. h. sie wirken durch den ganzen Bereich pmu_081.032
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nicht immer zum Bewußtsein, da nur wenig Menschen ein genügend feines pmu_081.034
Ohr für die klanglichen Werte haben. Die weitaus größte Mehrzahl pmu_081.035
beachtet die rein akustischen Werte kaum, obwohl sie unbewußt ihrem pmu_081.036
Zauber natürlich unterliegt. Es ist ähnlich wie in der Musik, wo auch die pmu_081.037
spezifischen Werte gewisser Tonarten der Mehrzahl entgehen, obwohl feine pmu_081.038
Ohren sie hören. Jn der Poesie beachten die meisten Menschen weit stärker pmu_081.039
die ideelle Seite, und wenn nicht direkte grobe Verstöße das Ohr beleidigen,

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Drama, um zu wirken, einen Kampf darstellt; es ist auch nicht das geringste pmu_081.002
einzuwenden dagegen, daß der Dichter als Objekt den höchsten, typischsten, pmu_081.003
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Kampfes nur sekundär. Dramatisch ist jeder Kampf, ob er nun diesen pmu_081.011
metaphysischen Charakter trägt oder nicht. Er ist eine empirisch herausgebildete pmu_081.012
Form, die nicht etwa a priori da war, sondern a posteriori mit pmu_081.013
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Literatur.

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Epik: K. Friedemann: Die Rolle des Erzählers in der ep. Dichtung 1909. pmu_081.017
Heusler: Lied und Epos 1904. Spielhagen: Epik und Dramatik. pmu_081.018
Beiträge zur Theorie und Technik des Romans.

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Lyrik: R. M. Werner: Lyrik und Lyriker 1890. E. Geiger: Beitr. zu pmu_081.020
einer Ästhetik der Lyrik. Hel. Herrmann: Die Zeit im lyr. Gedicht. pmu_081.021
Ber. des 1. Kongr. f. Ästh.

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Dramatik: Goethe, Schiller, O. Ludwig, Hebbel, Freytag. pmu_081.023
J. Bab: Kritik der Bühne. W. v. Scholz: Gedanken zum Drama. pmu_081.024
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1906.

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Sechstes Kapitel. pmu_081.027
Die Sprache und ihre Stilformen.
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1. Wir haben bereits oben darauf hingewiesen, daß eine gewisse Zwiespältigkeit pmu_081.029
in der künstlerischen Wirkung der Sprache dadurch entsteht, daß pmu_081.030
die Worte und Sätze einmal eine rein akustische Wirkung ausüben, daneben pmu_081.031
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dessen, was jene Laute „bedeuten“ können. Diese Zwiespältigkeit kommt pmu_081.033
nicht immer zum Bewußtsein, da nur wenig Menschen ein genügend feines pmu_081.034
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[81/0091] pmu_081.001 Drama, um zu wirken, einen Kampf darstellt; es ist auch nicht das geringste pmu_081.002 einzuwenden dagegen, daß der Dichter als Objekt den höchsten, typischsten, pmu_081.003 allgemeinsten Kampf, den es gibt, herauswählt, den Kampf des Jndividuums pmu_081.004 mit dem Schicksal oder sonst einer überlegenen Macht, aber es pmu_081.005 bleibt doch dabei, daß dies nicht in einem a priori feststehenden Charakter pmu_081.006 des Dramas wurzelt, sondern ganz einfach sich empirisch als die beste pmu_081.007 Wirkungsform des Bühnengeschehens herausgestellt hat. Die metaphysische pmu_081.008 Ausdeutung des Kampfes mag diesem größere Würde und Erhabenheit pmu_081.009 verleihen, ist jedoch für die Wirkungskraft des dargestellten pmu_081.010 Kampfes nur sekundär. Dramatisch ist jeder Kampf, ob er nun diesen pmu_081.011 metaphysischen Charakter trägt oder nicht. Er ist eine empirisch herausgebildete pmu_081.012 Form, die nicht etwa a priori da war, sondern a posteriori mit pmu_081.013 der Metaphysik umkleidet worden ist, um ihr die höchste Würde und Bedeutung pmu_081.014 zu sichern. pmu_081.015 Literatur. pmu_081.016 Epik: K. Friedemann: Die Rolle des Erzählers in der ep. Dichtung 1909. pmu_081.017 Heusler: Lied und Epos 1904. Spielhagen: Epik und Dramatik. pmu_081.018 Beiträge zur Theorie und Technik des Romans. pmu_081.019 Lyrik: R. M. Werner: Lyrik und Lyriker 1890. E. Geiger: Beitr. zu pmu_081.020 einer Ästhetik der Lyrik. Hel. Herrmann: Die Zeit im lyr. Gedicht. pmu_081.021 Ber. des 1. Kongr. f. Ästh. pmu_081.022 Dramatik: Goethe, Schiller, O. Ludwig, Hebbel, Freytag. pmu_081.023 J. Bab: Kritik der Bühne. W. v. Scholz: Gedanken zum Drama. pmu_081.024 Le Bon: Psychologie des Foules. Ribot: La Logique des Sentiments pmu_081.025 1906. pmu_081.026 Sechstes Kapitel. pmu_081.027 Die Sprache und ihre Stilformen. pmu_081.028 1. Wir haben bereits oben darauf hingewiesen, daß eine gewisse Zwiespältigkeit pmu_081.029 in der künstlerischen Wirkung der Sprache dadurch entsteht, daß pmu_081.030 die Worte und Sätze einmal eine rein akustische Wirkung ausüben, daneben pmu_081.031 aber auch eine ideelle, d. h. sie wirken durch den ganzen Bereich pmu_081.032 dessen, was jene Laute „bedeuten“ können. Diese Zwiespältigkeit kommt pmu_081.033 nicht immer zum Bewußtsein, da nur wenig Menschen ein genügend feines pmu_081.034 Ohr für die klanglichen Werte haben. Die weitaus größte Mehrzahl pmu_081.035 beachtet die rein akustischen Werte kaum, obwohl sie unbewußt ihrem pmu_081.036 Zauber natürlich unterliegt. Es ist ähnlich wie in der Musik, wo auch die pmu_081.037 spezifischen Werte gewisser Tonarten der Mehrzahl entgehen, obwohl feine pmu_081.038 Ohren sie hören. Jn der Poesie beachten die meisten Menschen weit stärker pmu_081.039 die ideelle Seite, und wenn nicht direkte grobe Verstöße das Ohr beleidigen,

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Zitationshilfe: Müller-Freienfels, Richard: Poetik. Leipzig u. a., 1914, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_poetik_1914/91>, abgerufen am 24.11.2024.