Müller-Freienfels, Richard: Poetik. Leipzig u. a., 1914.pmu_013.001 pmu_013.005 pmu_013.007Zweites Kapitel. pmu_013.006 Der poetische Stil. 1. Dasjenige, woran sich jede theoretische Erforschung der Poesie zunächst pmu_013.008 Wir werden im folgenden das Wort Stil in etwas anderm Sinne pmu_013.022 2. Was uns hier beschäftigen wird, ist die Untersuchung derjenigen Faktoren, pmu_013.035 pmu_013.001 pmu_013.005 pmu_013.007Zweites Kapitel. pmu_013.006 Der poetische Stil. 1. Dasjenige, woran sich jede theoretische Erforschung der Poesie zunächst pmu_013.008 Wir werden im folgenden das Wort Stil in etwas anderm Sinne pmu_013.022 2. Was uns hier beschäftigen wird, ist die Untersuchung derjenigen Faktoren, pmu_013.035 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0023" n="13"/><lb n="pmu_013.001"/><hi rendition="#g">Über Naturalismus, Romantik, Klassizismus usw.: Zola</hi>, <hi rendition="#aq">Roman <lb n="pmu_013.002"/> expérimental</hi>. A. <hi rendition="#g">Holz:</hi> Die Kunst, ihr Wesen und ihre Gesetze 1890/92. <lb n="pmu_013.003"/> G. <hi rendition="#g">Lublinski:</hi> Ausgang der Moderne 1906. H. v. <hi rendition="#g">Stein:</hi> Goethe <lb n="pmu_013.004"/> und Schiller.</p> </div> </div> <div n="2"> <head> <lb n="pmu_013.005"/> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Zweites Kapitel.</hi><lb n="pmu_013.006"/> Der poetische Stil.</hi> </head> <lb n="pmu_013.007"/> <div n="3"> <p> 1. Dasjenige, woran sich jede theoretische Erforschung der Poesie zunächst <lb n="pmu_013.008"/> zu halten hat, sind die vorliegenden Kunst<hi rendition="#g">werke.</hi> Erst sekundär <lb n="pmu_013.009"/> kommen daneben in Betracht die biographischen Daten über die Künstler, <lb n="pmu_013.010"/> Zeugnisse für die Wirkung der Kunstwerke usw. Wir pflegen die Gesamtheit <lb n="pmu_013.011"/> der Eigenschaften eines Kunstwerks auch als seinen <hi rendition="#g">Stil</hi> zu bezeichnen, <lb n="pmu_013.012"/> und mit den Elementen, die diesen Stil aufbauen, werden wir uns <lb n="pmu_013.013"/> zunächst beschäftigen. Dabei ist vorauszuschicken, daß im allgemeinen das <lb n="pmu_013.014"/> Wort <hi rendition="#g">Stil</hi> in sehr verschiedenen Bedeutungen gebraucht wird. Wir haben <lb n="pmu_013.015"/> oben gelegentlich die Goethesche Verwendung des Wortes erwähnt, die <lb n="pmu_013.016"/> auch heute noch viel sich findet. Jn diesem Sinne ist Stil die spezifisch <lb n="pmu_013.017"/> künstlerische Formung, die „Jdealisierung“, wie wir sagten, die im Gegensatz <lb n="pmu_013.018"/> zur einfachen Nachahmung der Natur steht. Braucht man das Wort <lb n="pmu_013.019"/> in dieser Bedeutung, so darf man nicht von naturalistischem Stile reden; <lb n="pmu_013.020"/> denn dann ist Naturalismus die Verneinung des Stils überhaupt.</p> <lb n="pmu_013.021"/> <p> Wir werden im folgenden das Wort Stil in etwas anderm Sinne <lb n="pmu_013.022"/> brauchen, nämlich zur <hi rendition="#g">Bezeichnung der Einheit der künstlerischen <lb n="pmu_013.023"/> Wirkungen überhaupt, wie sie sich an einem Werke finden.</hi> <lb n="pmu_013.024"/> Stil ist uns also der zusammenfassende Begriff für die Einheit der Eigenschaften <lb n="pmu_013.025"/> eines Kunstwerkes. Jn diesem Sinne können wir also auch den <lb n="pmu_013.026"/> Naturalismus als einen Stil gelten lassen. Jn diesem Fall ist der Gegensatz <lb n="pmu_013.027"/> zu Stil die Stillosigkeit; diese findet sich dort, wo die Eigenschaften <lb n="pmu_013.028"/> eines Kunstwerks nicht zur Einheit zusammengehen, wodurch in der Regel <lb n="pmu_013.029"/> die künstlerische Wirkung überhaupt aufgehoben wird. Man hat zwar auch <lb n="pmu_013.030"/> versucht, in der deutschen Romantik z. B., sozusagen die Stillosigkeit <lb n="pmu_013.031"/> zum Prinzip zu erheben. Jndessen haben es solche Werke niemals zu <lb n="pmu_013.032"/> irgend erheblicher Wirkung gebracht und brauchen uns füglich nicht zu <lb n="pmu_013.033"/> beschäftigen.</p> <lb n="pmu_013.034"/> </div> <div n="3"> <p> 2. Was uns hier beschäftigen wird, ist die Untersuchung derjenigen Faktoren, <lb n="pmu_013.035"/> die als Hauptquellen für die Bildung des Stils eines Werkes anzusehen <lb n="pmu_013.036"/> sind. Diese können sehr verschieden sein, indessen lassen sich wohl <lb n="pmu_013.037"/> vier Hauptquellen unterscheiden, die sich bei allen Kunstwerken nachweisen </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [13/0023]
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Über Naturalismus, Romantik, Klassizismus usw.: Zola, Roman pmu_013.002
expérimental. A. Holz: Die Kunst, ihr Wesen und ihre Gesetze 1890/92. pmu_013.003
G. Lublinski: Ausgang der Moderne 1906. H. v. Stein: Goethe pmu_013.004
und Schiller.
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Zweites Kapitel. pmu_013.006
Der poetische Stil. pmu_013.007
1. Dasjenige, woran sich jede theoretische Erforschung der Poesie zunächst pmu_013.008
zu halten hat, sind die vorliegenden Kunstwerke. Erst sekundär pmu_013.009
kommen daneben in Betracht die biographischen Daten über die Künstler, pmu_013.010
Zeugnisse für die Wirkung der Kunstwerke usw. Wir pflegen die Gesamtheit pmu_013.011
der Eigenschaften eines Kunstwerks auch als seinen Stil zu bezeichnen, pmu_013.012
und mit den Elementen, die diesen Stil aufbauen, werden wir uns pmu_013.013
zunächst beschäftigen. Dabei ist vorauszuschicken, daß im allgemeinen das pmu_013.014
Wort Stil in sehr verschiedenen Bedeutungen gebraucht wird. Wir haben pmu_013.015
oben gelegentlich die Goethesche Verwendung des Wortes erwähnt, die pmu_013.016
auch heute noch viel sich findet. Jn diesem Sinne ist Stil die spezifisch pmu_013.017
künstlerische Formung, die „Jdealisierung“, wie wir sagten, die im Gegensatz pmu_013.018
zur einfachen Nachahmung der Natur steht. Braucht man das Wort pmu_013.019
in dieser Bedeutung, so darf man nicht von naturalistischem Stile reden; pmu_013.020
denn dann ist Naturalismus die Verneinung des Stils überhaupt.
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Wir werden im folgenden das Wort Stil in etwas anderm Sinne pmu_013.022
brauchen, nämlich zur Bezeichnung der Einheit der künstlerischen pmu_013.023
Wirkungen überhaupt, wie sie sich an einem Werke finden. pmu_013.024
Stil ist uns also der zusammenfassende Begriff für die Einheit der Eigenschaften pmu_013.025
eines Kunstwerkes. Jn diesem Sinne können wir also auch den pmu_013.026
Naturalismus als einen Stil gelten lassen. Jn diesem Fall ist der Gegensatz pmu_013.027
zu Stil die Stillosigkeit; diese findet sich dort, wo die Eigenschaften pmu_013.028
eines Kunstwerks nicht zur Einheit zusammengehen, wodurch in der Regel pmu_013.029
die künstlerische Wirkung überhaupt aufgehoben wird. Man hat zwar auch pmu_013.030
versucht, in der deutschen Romantik z. B., sozusagen die Stillosigkeit pmu_013.031
zum Prinzip zu erheben. Jndessen haben es solche Werke niemals zu pmu_013.032
irgend erheblicher Wirkung gebracht und brauchen uns füglich nicht zu pmu_013.033
beschäftigen.
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2. Was uns hier beschäftigen wird, ist die Untersuchung derjenigen Faktoren, pmu_013.035
die als Hauptquellen für die Bildung des Stils eines Werkes anzusehen pmu_013.036
sind. Diese können sehr verschieden sein, indessen lassen sich wohl pmu_013.037
vier Hauptquellen unterscheiden, die sich bei allen Kunstwerken nachweisen
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