Müller, Johann Bernhard: Leben und Gewohnheiten Der Ostiacken. Berlin, 1726.suchen sie die Entscheidungen bey denen Woi- §. 13. Ein solches irregulieres Leben kan se
ſuchen ſie die Entſcheidungen bey denen Woi- §. 13. Ein ſolches irregulieres Leben kan ſe
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0050" n="34"/> ſuchen ſie die Entſcheidungen bey denen <hi rendition="#aq">Woi-<lb/> woden,</hi> oder auch bey ihren Goͤtzen-Pfaffen,<lb/> welche unter dem Schein einer ihnen vom <hi rendition="#aq">Schei-<lb/> tan</hi> oder dem Abgotte gegebenen Ausſchlag die<lb/> Streitigkeiten ſchlichten; Was maſſen ſie aber<lb/> vermittelſt des Eydes ihre Streitigkeiten ab-<lb/> thun/ wird in folgendem Capittel erwehnet wer-<lb/> den.</p><lb/> <p>§. 13. Ein ſolches <hi rendition="#aq">irregulieres</hi> Leben kan<lb/> nichts andeꝛs als eine Verwirꝛung in allen ihꝛem<lb/> Thun verurſachen. Denn gleichwie die Geſe-<lb/> tze die Unbaͤndigkeit der zum Boͤſen geneigten<lb/> Menſchen im Zaum halten/ maſſen dieſelben zu<lb/> allem Verbohtenen die angebohrne Neigung zie-<lb/> het/ ſo oͤffnet ein Stand ſonder Geſetze denen<lb/> Laſtern Thor und Riegel/ und die ungeſtraffte<lb/> Gewohnheit zu ſuͤndigen bahnet den ſchaͤndli-<lb/> chen Luͤſten den breiten Weg zu allem Ubertreten/<lb/> daß auch das natuͤrliche einwohnende Geſetze<lb/> mit ſeinen innerlichen Beſtraffungen kein Gehoͤr<lb/> mehr findet. Wie vormahls das Roͤmiſche<lb/> Volck auf ihre gar zu groſſe Freyheit pochte/<lb/> und ihm einbildete/ daß es ſonder Geſetze und<lb/> Obrigkeit leben koͤnte, tꝛat ein Redneꝛ <hi rendition="#aq">pro roſtris,</hi><lb/> und bejammerte einen Krancken, dem der Magen<lb/> verdorben/ und keine Speiſe mehr zu ſich zu neh-<lb/> men vermoͤgte. Die andere Glieder haͤtten<lb/> ſich ſeiner Faulheit halber beſchweret/ der Kopff<lb/> habe dem faulen Magen/ der ſich von einem Or-<lb/> the zum andern tragen lieſſe, und nichts zu ver-<lb/> richten ſchiene, in etlichen Tagen nicht die Spei-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ſe</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [34/0050]
ſuchen ſie die Entſcheidungen bey denen Woi-
woden, oder auch bey ihren Goͤtzen-Pfaffen,
welche unter dem Schein einer ihnen vom Schei-
tan oder dem Abgotte gegebenen Ausſchlag die
Streitigkeiten ſchlichten; Was maſſen ſie aber
vermittelſt des Eydes ihre Streitigkeiten ab-
thun/ wird in folgendem Capittel erwehnet wer-
den.
§. 13. Ein ſolches irregulieres Leben kan
nichts andeꝛs als eine Verwirꝛung in allen ihꝛem
Thun verurſachen. Denn gleichwie die Geſe-
tze die Unbaͤndigkeit der zum Boͤſen geneigten
Menſchen im Zaum halten/ maſſen dieſelben zu
allem Verbohtenen die angebohrne Neigung zie-
het/ ſo oͤffnet ein Stand ſonder Geſetze denen
Laſtern Thor und Riegel/ und die ungeſtraffte
Gewohnheit zu ſuͤndigen bahnet den ſchaͤndli-
chen Luͤſten den breiten Weg zu allem Ubertreten/
daß auch das natuͤrliche einwohnende Geſetze
mit ſeinen innerlichen Beſtraffungen kein Gehoͤr
mehr findet. Wie vormahls das Roͤmiſche
Volck auf ihre gar zu groſſe Freyheit pochte/
und ihm einbildete/ daß es ſonder Geſetze und
Obrigkeit leben koͤnte, tꝛat ein Redneꝛ pro roſtris,
und bejammerte einen Krancken, dem der Magen
verdorben/ und keine Speiſe mehr zu ſich zu neh-
men vermoͤgte. Die andere Glieder haͤtten
ſich ſeiner Faulheit halber beſchweret/ der Kopff
habe dem faulen Magen/ der ſich von einem Or-
the zum andern tragen lieſſe, und nichts zu ver-
richten ſchiene, in etlichen Tagen nicht die Spei-
ſe
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