sie sich, durch die Pietät, mit der die alte Form fest- gehalten wurde, auch noch in dieser Periode und später 2dieser Ausbildung sehr häufig. Man gab in Colonieen getreu die Gestalt der Bilder der Metropolis wieder, und 3ahmte nicht selten, wenn man ein neues Bild bedurfte, die Figur des alten genau nach.
2. Solche Bilder sind aphidrumata (Wesseling zu Diod. xv, 49.), die namentlich bei der Artemis Ephesia viel vorkommen (Dionys. ii, 22. vgl. viii, 56.). In Massilia (Ol. 45. od. 60) und seinen Colonieen bewahrte man tou xoanou ten diathesin ten auten Strab. iv, p. 179. Die aphidruseis der Tempel, wie in der Geschichte von Helike, Olymp. 101, 4. bei Diod. a. O. Strab. viii, p. 385, umfassen die Nachahmung des bretas.
3. Onatas ahmt das alte verbrannte xoanon der Demeter Meläna von Phigalia, mit Pferdekopf, aus dem Drachen und an- dere Thiere hervorwachsen, Delphin und Taube auf der Hand, der Tradition folgend, in Erz nach, Paus. viii, 42. Geschichte von der Leukippis zu Sparta Paus. iii, 16.
184. Auch im Stoffe entfernt man sich nur allmälig von dem früher gebräuchlichen Holze. Man setzt an die bekleideten oder auch vergoldeten Körper von Holz Köpfe, 2Arme, Füße von Stein (Akrolithoi); man fügt dem 3Holz auch Elfenbein an, oder belegt es ganz mit Gold.
1. Akrolithoi Paus. ii, 4, 1. vi, 25, 4. vii, 21, 4. 23, 5. viii, 25, 4. 31, 1. 3. ix, 4, 1. Vitruv ii, 8, 11. Ein Beispiel ist das Standbild des Apollon bei Phigalia, Stackel- berg Apollotempel S. 98.
2. Die Dioskuren mit Frauen, Kindern und Rossen zu Argos, von Dipönos und Skyllis, aus Ebenholz; an den Rossen Einiges aus Elfenbein, Paus. ii, 22, 6.
3. Khruseon xoanon tupoi Eurip. Troad. 1081.
185. Hieraus entwickeln sich die in dieser Periode sehr beliebten Götterbilder, in welchen ein Kern von Holz mit 2Elfenbein und Gold überzogen wird. Man rechnet diese Arbeit, welche schon früher auf ähnliche Weise bei Ge-
Hiſtoriſcher Theil.
ſie ſich, durch die Pietaͤt, mit der die alte Form feſt- gehalten wurde, auch noch in dieſer Periode und ſpaͤter 2dieſer Ausbildung ſehr haͤufig. Man gab in Colonieen getreu die Geſtalt der Bilder der Metropolis wieder, und 3ahmte nicht ſelten, wenn man ein neues Bild bedurfte, die Figur des alten genau nach.
2. Solche Bilder ſind ἀφιδρύματα (Weſſeling zu Diod. xv, 49.), die namentlich bei der Artemis Epheſia viel vorkommen (Dionyſ. ii, 22. vgl. viii, 56.). In Maſſilia (Ol. 45. od. 60) und ſeinen Colonieen bewahrte man τοῦ ξοάνου τὴν διάϑεσιν τὴν αὐτήν Strab. iv, p. 179. Die ἀφιδρύσεις der Tempel, wie in der Geſchichte von Helike, Olymp. 101, 4. bei Diod. a. O. Strab. viii, p. 385, umfaſſen die Nachahmung des βρέτας.
3. Onatas ahmt das alte verbrannte ξόανον der Demeter Meläna von Phigalia, mit Pferdekopf, aus dem Drachen und an- dere Thiere hervorwachſen, Delphin und Taube auf der Hand, der Tradition folgend, in Erz nach, Pauſ. viii, 42. Geſchichte von der Λευκιππίς zu Sparta Pauſ. iii, 16.
184. Auch im Stoffe entfernt man ſich nur allmaͤlig von dem fruͤher gebraͤuchlichen Holze. Man ſetzt an die bekleideten oder auch vergoldeten Koͤrper von Holz Koͤpfe, 2Arme, Fuͤße von Stein (Ἀκρόλιϑοι); man fuͤgt dem 3Holz auch Elfenbein an, oder belegt es ganz mit Gold.
1. Ἀκρόλιϑοι Pauſ. ii, 4, 1. vi, 25, 4. vii, 21, 4. 23, 5. viii, 25, 4. 31, 1. 3. ix, 4, 1. Vitruv ii, 8, 11. Ein Beiſpiel iſt das Standbild des Apollon bei Phigalia, Stackel- berg Apollotempel S. 98.
2. Die Dioskuren mit Frauen, Kindern und Roſſen zu Argos, von Dipönos und Skyllis, aus Ebenholz; an den Roſſen Einiges aus Elfenbein, Pauſ. ii, 22, 6.
3. Χρυσέων ξοάνων τύποι Eurip. Troad. 1081.
185. Hieraus entwickeln ſich die in dieſer Periode ſehr beliebten Goͤtterbilder, in welchen ein Kern von Holz mit 2Elfenbein und Gold uͤberzogen wird. Man rechnet dieſe Arbeit, welche ſchon fruͤher auf aͤhnliche Weiſe bei Ge-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0082"n="60"/><fwplace="top"type="header">Hiſtoriſcher Theil.</fw><lb/>ſie ſich, durch die Pietaͤt, mit der die alte Form feſt-<lb/>
gehalten wurde, auch noch in dieſer Periode und ſpaͤter<lb/><noteplace="left">2</note>dieſer Ausbildung ſehr haͤufig. Man gab in Colonieen<lb/>
getreu die Geſtalt der Bilder der Metropolis wieder, und<lb/><noteplace="left">3</note>ahmte nicht ſelten, wenn man ein neues Bild bedurfte,<lb/>
die Figur des alten genau nach.</p><lb/><p>2. Solche Bilder ſind <hirendition="#g">ἀφιδρύματα</hi> (Weſſeling zu Diod.<lb/><hirendition="#k"><hirendition="#aq">xv,</hi></hi> 49.), die namentlich bei der Artemis Epheſia viel vorkommen<lb/>
(Dionyſ. <hirendition="#k"><hirendition="#aq">ii,</hi></hi> 22. vgl. <hirendition="#k"><hirendition="#aq">viii,</hi></hi> 56.). In Maſſilia (Ol. 45. od. 60)<lb/>
und ſeinen Colonieen bewahrte man τοῦξοάνουτὴνδιάϑεσιν<lb/>τὴναὐτήν Strab. <hirendition="#aq"><hirendition="#k">iv,</hi> p.</hi> 179. Die ἀφιδρύσεις der Tempel,<lb/>
wie in der Geſchichte von Helike, Olymp. 101, 4. bei Diod. a. O.<lb/>
Strab. <hirendition="#aq"><hirendition="#k">viii,</hi> p.</hi> 385, umfaſſen die Nachahmung des βρέτας.</p><lb/><p>3. Onatas ahmt das alte verbrannte ξόανον der Demeter<lb/>
Meläna von Phigalia, mit Pferdekopf, aus dem Drachen und an-<lb/>
dere Thiere hervorwachſen, Delphin und Taube auf der Hand, der<lb/>
Tradition folgend, in Erz nach, Pauſ. <hirendition="#k"><hirendition="#aq">viii,</hi></hi> 42. Geſchichte von<lb/>
der Λευκιππίς zu Sparta Pauſ. <hirendition="#k"><hirendition="#aq">iii,</hi></hi> 16.</p><lb/><p><noteplace="left">1</note>84. Auch im <hirendition="#g">Stoffe</hi> entfernt man ſich nur allmaͤlig<lb/>
von dem fruͤher gebraͤuchlichen Holze. Man ſetzt an die<lb/>
bekleideten oder auch vergoldeten Koͤrper von Holz Koͤpfe,<lb/><noteplace="left">2</note>Arme, Fuͤße von Stein (Ἀκρόλιϑοι); man fuͤgt dem<lb/><noteplace="left">3</note>Holz auch Elfenbein an, oder belegt es ganz mit Gold.</p><lb/><p>1. Ἀκρόλιϑοι Pauſ. <hirendition="#k"><hirendition="#aq">ii,</hi></hi> 4, 1. <hirendition="#k"><hirendition="#aq">vi,</hi></hi> 25, 4. <hirendition="#k"><hirendition="#aq">vii,</hi></hi> 21, 4.<lb/>
23, 5. <hirendition="#k"><hirendition="#aq">viii,</hi></hi> 25, 4. 31, 1. 3. <hirendition="#k"><hirendition="#aq">ix,</hi></hi> 4, 1. Vitruv <hirendition="#k"><hirendition="#aq">ii,</hi></hi> 8, 11.<lb/>
Ein Beiſpiel iſt das Standbild des Apollon bei Phigalia, Stackel-<lb/>
berg Apollotempel S. 98.</p><lb/><p>2. Die Dioskuren mit Frauen, Kindern und Roſſen zu Argos,<lb/>
von Dipönos und Skyllis, aus Ebenholz; an den Roſſen Einiges<lb/>
aus Elfenbein, Pauſ. <hirendition="#k"><hirendition="#aq">ii,</hi></hi> 22, 6.</p><lb/><p>3. Χρυσέωνξοάνωντύποι Eurip. Troad. 1081.</p><lb/><p><noteplace="left">1</note>85. Hieraus entwickeln ſich die in dieſer Periode ſehr<lb/>
beliebten Goͤtterbilder, in welchen ein Kern von Holz mit<lb/><noteplace="left">2</note>Elfenbein und Gold uͤberzogen wird. Man rechnet dieſe<lb/>
Arbeit, welche ſchon fruͤher auf aͤhnliche Weiſe bei Ge-<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[60/0082]
Hiſtoriſcher Theil.
ſie ſich, durch die Pietaͤt, mit der die alte Form feſt-
gehalten wurde, auch noch in dieſer Periode und ſpaͤter
dieſer Ausbildung ſehr haͤufig. Man gab in Colonieen
getreu die Geſtalt der Bilder der Metropolis wieder, und
ahmte nicht ſelten, wenn man ein neues Bild bedurfte,
die Figur des alten genau nach.
2
3
2. Solche Bilder ſind ἀφιδρύματα (Weſſeling zu Diod.
xv, 49.), die namentlich bei der Artemis Epheſia viel vorkommen
(Dionyſ. ii, 22. vgl. viii, 56.). In Maſſilia (Ol. 45. od. 60)
und ſeinen Colonieen bewahrte man τοῦ ξοάνου τὴν διάϑεσιν
τὴν αὐτήν Strab. iv, p. 179. Die ἀφιδρύσεις der Tempel,
wie in der Geſchichte von Helike, Olymp. 101, 4. bei Diod. a. O.
Strab. viii, p. 385, umfaſſen die Nachahmung des βρέτας.
3. Onatas ahmt das alte verbrannte ξόανον der Demeter
Meläna von Phigalia, mit Pferdekopf, aus dem Drachen und an-
dere Thiere hervorwachſen, Delphin und Taube auf der Hand, der
Tradition folgend, in Erz nach, Pauſ. viii, 42. Geſchichte von
der Λευκιππίς zu Sparta Pauſ. iii, 16.
84. Auch im Stoffe entfernt man ſich nur allmaͤlig
von dem fruͤher gebraͤuchlichen Holze. Man ſetzt an die
bekleideten oder auch vergoldeten Koͤrper von Holz Koͤpfe,
Arme, Fuͤße von Stein (Ἀκρόλιϑοι); man fuͤgt dem
Holz auch Elfenbein an, oder belegt es ganz mit Gold.
1
2
3
1. Ἀκρόλιϑοι Pauſ. ii, 4, 1. vi, 25, 4. vii, 21, 4.
23, 5. viii, 25, 4. 31, 1. 3. ix, 4, 1. Vitruv ii, 8, 11.
Ein Beiſpiel iſt das Standbild des Apollon bei Phigalia, Stackel-
berg Apollotempel S. 98.
2. Die Dioskuren mit Frauen, Kindern und Roſſen zu Argos,
von Dipönos und Skyllis, aus Ebenholz; an den Roſſen Einiges
aus Elfenbein, Pauſ. ii, 22, 6.
3. Χρυσέων ξοάνων τύποι Eurip. Troad. 1081.
85. Hieraus entwickeln ſich die in dieſer Periode ſehr
beliebten Goͤtterbilder, in welchen ein Kern von Holz mit
Elfenbein und Gold uͤberzogen wird. Man rechnet dieſe
Arbeit, welche ſchon fruͤher auf aͤhnliche Weiſe bei Ge-
1
2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/82>, abgerufen am 18.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.