Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830.

Bild:
<< vorherige Seite

Systematischer Theil.
dischen Costüm des Helden nur geringe Spuren, dagegen
Löwenhaut, Keule, Bogen als die gewöhnliche Bewaff-
7nung des Helden vorkommen. Andre Seiten des Cha-
rakters enthüllt das Verhältniß zur Omphale, der Held
im weiblichen, röthlich durchscheinenden Gewande spin-
nend, die üppige Frau in heroischer Nacktheit mit Keule
und Löwenhaut; heitre Spiele von Eroten knüpfen sich
8daran an. Dann das väterliche Verhältniß zu dem
von der Hindin gesäugten, wiederaufgefundenen Sohne
Telephos, wobei die Kunst, die den Gegenstand beson-
ders in der Zeit der Antoninen behandelte, andern Quel-
len gefolgt sein muß als der gewöhnlichen mythologischen
9Erzählung. Reinigungen und Sühnungen, deren der
leicht in Wuth gesetzte Heros viel bedurfte, konnten nur
angedeutet werden; es ist aber wahrscheinlich, daß der
kitharspielende Herakles aus der Vorstellung des gesühn-
ten und besänftigten hervorging (vgl. §. 359. 361).

1. Begers Hercules ex antiquitatis reliq. delin. 1705.
ist wenig zu brauchen. Göthe Kunst u. Alterth. ii, 1. S.
107 -- 143.

2. H. des Ageladas Paus. vii, 24, 2. Schöne Statue
bei Landsdown Spec. 40. Kopf Br. M. i, 46.; mit zer-
schlagnen Ohren, PCl. vi, 11. Mus. Nap. iv, 70.; pappel-
umkranzt, Chiaram. 43. Herrliche Köpfe auf Gemmen (H.
Strozzi) Bracci t. 49. Lipp. i, 240., auch auf M. Auf de-
nen von Kroton auch belorbeert (wie auf den Bruttischen, Combe
3, 23.) u. fast nur durch das kurze Haar und den Stiernacken
von Apollon verschieden. H. jugendlich beim Dreifußraub, §. 362,
2. PCl. ii, 5.; auf dem Relief Gall. di Fir. St. 104. beim
Löwen, der Hyder, dem Eber, der Hirschkuh, dann bärtig; oft
auch bei den Hesperiden, wie ihn Christodor 137 beschreibt.

3. Ercole Farnese §. 129, 3. Neapels Bildw. i, 97.
Aehnliche Bouill. iii, 17, 2. u. oft. Auf M. G. M. 449.
Ein entsprechender sehr edel gedachter Kopf Brit. M. i, 11. und
auf der Gemme Lipp. i, 247.

4. H. Jugend u. Erziehung G. M. 429 -- 432. Der Schlan-
genkampf (Brunck iii. p. 209.) in Statuen, worunter eine Flo-

Syſtematiſcher Theil.
diſchen Coſtuͤm des Helden nur geringe Spuren, dagegen
Loͤwenhaut, Keule, Bogen als die gewoͤhnliche Bewaff-
7nung des Helden vorkommen. Andre Seiten des Cha-
rakters enthuͤllt das Verhaͤltniß zur Omphale, der Held
im weiblichen, roͤthlich durchſcheinenden Gewande ſpin-
nend, die uͤppige Frau in heroiſcher Nacktheit mit Keule
und Loͤwenhaut; heitre Spiele von Eroten knuͤpfen ſich
8daran an. Dann das vaͤterliche Verhaͤltniß zu dem
von der Hindin geſaͤugten, wiederaufgefundenen Sohne
Telephos, wobei die Kunſt, die den Gegenſtand beſon-
ders in der Zeit der Antoninen behandelte, andern Quel-
len gefolgt ſein muß als der gewoͤhnlichen mythologiſchen
9Erzaͤhlung. Reinigungen und Suͤhnungen, deren der
leicht in Wuth geſetzte Heros viel bedurfte, konnten nur
angedeutet werden; es iſt aber wahrſcheinlich, daß der
kitharſpielende Herakles aus der Vorſtellung des geſuͤhn-
ten und beſaͤnftigten hervorging (vgl. §. 359. 361).

1. Begers Hercules ex antiquitatis reliq. delin. 1705.
iſt wenig zu brauchen. Göthe Kunſt u. Alterth. ii, 1. S.
107 — 143.

2. H. des Ageladas Pauſ. vii, 24, 2. Schöne Statue
bei Landsdown Spec. 40. Kopf Br. M. i, 46.; mit zer-
ſchlagnen Ohren, PCl. vi, 11. Mus. Nap. iv, 70.; pappel-
umkranzt, Chiaram. 43. Herrliche Köpfe auf Gemmen (H.
Strozzi) Bracci t. 49. Lipp. i, 240., auch auf M. Auf de-
nen von Kroton auch belorbeert (wie auf den Bruttiſchen, Combe
3, 23.) u. faſt nur durch das kurze Haar und den Stiernacken
von Apollon verſchieden. H. jugendlich beim Dreifußraub, §. 362,
2. PCl. ii, 5.; auf dem Relief Gall. di Fir. St. 104. beim
Löwen, der Hyder, dem Eber, der Hirſchkuh, dann bärtig; oft
auch bei den Heſperiden, wie ihn Chriſtodor 137 beſchreibt.

3. Ercole Farnese §. 129, 3. Neapels Bildw. i, 97.
Aehnliche Bouill. iii, 17, 2. u. oft. Auf M. G. M. 449.
Ein entſprechender ſehr edel gedachter Kopf Brit. M. i, 11. und
auf der Gemme Lipp. i, 247.

4. H. Jugend u. Erziehung G. M. 429 — 432. Der Schlan-
genkampf (Brunck iii. p. 209.) in Statuen, worunter eine Flo-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <div n="7">
                    <p><pb facs="#f0582" n="560"/><fw place="top" type="header">Sy&#x017F;temati&#x017F;cher Theil.</fw><lb/>
di&#x017F;chen Co&#x017F;tu&#x0364;m des Helden nur geringe Spuren, dagegen<lb/>
Lo&#x0364;wenhaut, Keule, Bogen als die gewo&#x0364;hnliche Bewaff-<lb/><note place="left">7</note>nung des Helden vorkommen. Andre Seiten des Cha-<lb/>
rakters enthu&#x0364;llt das Verha&#x0364;ltniß zur Omphale, der Held<lb/>
im weiblichen, ro&#x0364;thlich durch&#x017F;cheinenden Gewande &#x017F;pin-<lb/>
nend, die u&#x0364;ppige Frau in heroi&#x017F;cher Nacktheit mit Keule<lb/>
und Lo&#x0364;wenhaut; heitre Spiele von Eroten knu&#x0364;pfen &#x017F;ich<lb/><note place="left">8</note>daran an. Dann das va&#x0364;terliche Verha&#x0364;ltniß zu dem<lb/>
von der Hindin ge&#x017F;a&#x0364;ugten, wiederaufgefundenen Sohne<lb/>
Telephos, wobei die Kun&#x017F;t, die den Gegen&#x017F;tand be&#x017F;on-<lb/>
ders in der Zeit der Antoninen behandelte, andern Quel-<lb/>
len gefolgt &#x017F;ein muß als der gewo&#x0364;hnlichen mythologi&#x017F;chen<lb/><note place="left">9</note>Erza&#x0364;hlung. Reinigungen und Su&#x0364;hnungen, deren der<lb/>
leicht in Wuth ge&#x017F;etzte Heros viel bedurfte, konnten nur<lb/>
angedeutet werden; es i&#x017F;t aber wahr&#x017F;cheinlich, daß der<lb/>
kithar&#x017F;pielende Herakles aus der Vor&#x017F;tellung des ge&#x017F;u&#x0364;hn-<lb/>
ten und be&#x017F;a&#x0364;nftigten hervorging (vgl. §. 359. 361).</p><lb/>
                    <p>1. Begers <hi rendition="#aq">Hercules ex antiquitatis reliq. delin.</hi> 1705.<lb/>
i&#x017F;t wenig zu brauchen. Göthe Kun&#x017F;t u. Alterth. <hi rendition="#k"><hi rendition="#aq">ii,</hi></hi> 1. S.<lb/>
107 &#x2014; 143.</p><lb/>
                    <p>2. H. des Ageladas Pau&#x017F;. <hi rendition="#k"><hi rendition="#aq">vii,</hi></hi> 24, 2. Schöne Statue<lb/>
bei Landsdown <hi rendition="#aq">Spec.</hi> 40. Kopf <hi rendition="#aq">Br. M. <hi rendition="#k">i,</hi></hi> 46.; mit zer-<lb/>
&#x017F;chlagnen Ohren, <hi rendition="#aq">PCl. <hi rendition="#k">vi,</hi> 11. Mus. Nap. <hi rendition="#k">iv,</hi></hi> 70.; pappel-<lb/>
umkranzt, <hi rendition="#aq">Chiaram.</hi> 43. Herrliche Köpfe auf Gemmen (H.<lb/>
Strozzi) Bracci <hi rendition="#aq">t.</hi> 49. Lipp. <hi rendition="#k"><hi rendition="#aq">i,</hi></hi> 240., auch auf M. Auf de-<lb/>
nen von Kroton auch belorbeert (wie auf den Brutti&#x017F;chen, Combe<lb/>
3, 23.) u. fa&#x017F;t nur durch das kurze Haar und den Stiernacken<lb/>
von Apollon ver&#x017F;chieden. H. jugendlich beim Dreifußraub, §. 362,<lb/>
2. <hi rendition="#aq">PCl. <hi rendition="#k">ii,</hi></hi> 5.; auf dem Relief <hi rendition="#aq">Gall. di Fir. St.</hi> 104. beim<lb/>
Löwen, der Hyder, dem Eber, der Hir&#x017F;chkuh, dann bärtig; oft<lb/>
auch bei den He&#x017F;periden, wie ihn Chri&#x017F;todor 137 be&#x017F;chreibt.</p><lb/>
                    <p>3. <hi rendition="#aq">Ercole Farnese</hi> §. 129, 3. Neapels Bildw. <hi rendition="#k"><hi rendition="#aq">i,</hi></hi> 97.<lb/>
Aehnliche <hi rendition="#aq">Bouill. <hi rendition="#k">iii,</hi></hi> 17, 2. u. oft. Auf M. <hi rendition="#aq">G. M.</hi> 449.<lb/>
Ein ent&#x017F;prechender &#x017F;ehr edel gedachter Kopf <hi rendition="#aq">Brit. M. <hi rendition="#k">i,</hi></hi> 11. und<lb/>
auf der Gemme Lipp. <hi rendition="#k"><hi rendition="#aq">i,</hi></hi> 247.</p><lb/>
                    <p>4. H. Jugend u. Erziehung <hi rendition="#aq">G. M.</hi> 429 &#x2014; 432. Der Schlan-<lb/>
genkampf (Brunck <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">iii.</hi> p.</hi> 209.) in Statuen, worunter eine Flo-<lb/></p>
                  </div>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[560/0582] Syſtematiſcher Theil. diſchen Coſtuͤm des Helden nur geringe Spuren, dagegen Loͤwenhaut, Keule, Bogen als die gewoͤhnliche Bewaff- nung des Helden vorkommen. Andre Seiten des Cha- rakters enthuͤllt das Verhaͤltniß zur Omphale, der Held im weiblichen, roͤthlich durchſcheinenden Gewande ſpin- nend, die uͤppige Frau in heroiſcher Nacktheit mit Keule und Loͤwenhaut; heitre Spiele von Eroten knuͤpfen ſich daran an. Dann das vaͤterliche Verhaͤltniß zu dem von der Hindin geſaͤugten, wiederaufgefundenen Sohne Telephos, wobei die Kunſt, die den Gegenſtand beſon- ders in der Zeit der Antoninen behandelte, andern Quel- len gefolgt ſein muß als der gewoͤhnlichen mythologiſchen Erzaͤhlung. Reinigungen und Suͤhnungen, deren der leicht in Wuth geſetzte Heros viel bedurfte, konnten nur angedeutet werden; es iſt aber wahrſcheinlich, daß der kitharſpielende Herakles aus der Vorſtellung des geſuͤhn- ten und beſaͤnftigten hervorging (vgl. §. 359. 361). 7 8 9 1. Begers Hercules ex antiquitatis reliq. delin. 1705. iſt wenig zu brauchen. Göthe Kunſt u. Alterth. ii, 1. S. 107 — 143. 2. H. des Ageladas Pauſ. vii, 24, 2. Schöne Statue bei Landsdown Spec. 40. Kopf Br. M. i, 46.; mit zer- ſchlagnen Ohren, PCl. vi, 11. Mus. Nap. iv, 70.; pappel- umkranzt, Chiaram. 43. Herrliche Köpfe auf Gemmen (H. Strozzi) Bracci t. 49. Lipp. i, 240., auch auf M. Auf de- nen von Kroton auch belorbeert (wie auf den Bruttiſchen, Combe 3, 23.) u. faſt nur durch das kurze Haar und den Stiernacken von Apollon verſchieden. H. jugendlich beim Dreifußraub, §. 362, 2. PCl. ii, 5.; auf dem Relief Gall. di Fir. St. 104. beim Löwen, der Hyder, dem Eber, der Hirſchkuh, dann bärtig; oft auch bei den Heſperiden, wie ihn Chriſtodor 137 beſchreibt. 3. Ercole Farnese §. 129, 3. Neapels Bildw. i, 97. Aehnliche Bouill. iii, 17, 2. u. oft. Auf M. G. M. 449. Ein entſprechender ſehr edel gedachter Kopf Brit. M. i, 11. und auf der Gemme Lipp. i, 247. 4. H. Jugend u. Erziehung G. M. 429 — 432. Der Schlan- genkampf (Brunck iii. p. 209.) in Statuen, worunter eine Flo-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/582
Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830, S. 560. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/582>, abgerufen am 22.11.2024.