4. So in der vortrefflichen Borgh. Statue (Maffei Racc. 77.) im L. 709. M. Roy. ii, 2. Wohl nicht der Satyrus qui ploratum infantis cohibet, Pl. Von zwei ähnlichen in Rom sprechen Maffei u. Winck. Eine Wiederholung (wovon in Göttingen ein Gypsabguß) hat die Inschrift: bella manu pa- cemque gero; mox, praescius aevi Te duce venturi, fatorum arcana recludam, aus Orphischer Lehre, in der Dionysos das letzte glückliche Zeitalter herbeiführt, welches der weise Seilenos verkündet. Kräftige Silensfiguren Chiaram. 40. 41.
5. Papposeilenos ten idean theriodesteros Pollux iv, 142. Dieser behaarte u. a. bei Ficoroni Gemmae am Ende. Auf Vasen bei D. Laborde ii, 39. Hirt 22, 2. Hier trägt er deutlich den khortaios khiton dasus der Silenen, Pollux iv, 118. Amphimalloi khitones Aelian V. H. iii, 40. Mallotoi khitones der Bacchischen Züge, Böttiger Arch. der Mahl. S. 200.
4. Pane.
387. Weiter in die Thierwelt hinab steigt das die1 geheime Lust und das dunkle Grauen wilder Waldeinsam- keit darstellende Geschlecht des Pan, der Pane, Panis- ken. Zwar kömmt auch hier, und zwar grade im2 heimathlichen Arkadien, eine menschliche Bildung vor, welche nur durch die Hirtenpfeife (surigx), den Hirten- stab (lagobolon, kalaurops) und das gesträubte Haar als Pan bezeichnet wird. Indessen ward die zie-3 genfüßige, gehörnte, krumnasige Bildung hier die Regel. In ihr erscheint Pan als munterer Springer und Tänzer4 (skirtetes), als der possierliche Lustigmacher im Kreise des Dionysos, als der ungestüme Liebhaber von Nym- phen, und Lehrer des jungen Olympos auf der Syrinx -- Zusammenstellungen zarter Jugendschönheit mit dem rau- hen und herben Waldwesen, für welche die Griechische Kunst eine besondre Liebe hegt. Im höchsten Grade5 naiv sind die Gruppen gedacht, in welchen ein gutmüthi- ger Panisk einem Satyrn (deren Geschlecht als höher
II. Bildende Kunſt. Gegenſtaͤnde.
4. So in der vortrefflichen Borgh. Statue (Maffei Racc. 77.) im L. 709. M. Roy. ii, 2. Wohl nicht der Satyrus qui ploratum infantis cohibet, Pl. Von zwei ähnlichen in Rom ſprechen Maffei u. Winck. Eine Wiederholung (wovon in Göttingen ein Gypsabguß) hat die Inſchrift: bella manu pa- cemque gero; mox, praescius aevi Te duce venturi, fatorum arcana recludam, aus Orphiſcher Lehre, in der Dionyſos das letzte glückliche Zeitalter herbeiführt, welches der weiſe Seilenos verkündet. Kräftige Silensfiguren Chiaram. 40. 41.
5. Παπποσείληνος τὴν ἰδέαν ϑηριωδέστερος Pollux iv, 142. Dieſer behaarte u. a. bei Ficoroni Gemmae am Ende. Auf Vaſen bei D. Laborde ii, 39. Hirt 22, 2. Hier trägt er deutlich den χορταῖος χιτὼν δασὺς der Silenen, Pollux iv, 118. Ἀμφίμαλλοι χιτῶνες Aelian V. H. iii, 40. Μαλλωτοὶ χιτῶνες der Bacchiſchen Züge, Böttiger Arch. der Mahl. S. 200.
4. Pane.
387. Weiter in die Thierwelt hinab ſteigt das die1 geheime Luſt und das dunkle Grauen wilder Waldeinſam- keit darſtellende Geſchlecht des Pan, der Pane, Panis- ken. Zwar koͤmmt auch hier, und zwar grade im2 heimathlichen Arkadien, eine menſchliche Bildung vor, welche nur durch die Hirtenpfeife (σύριγξ), den Hirten- ſtab (λαγωβόλον, καλαῦροψ) und das geſtraͤubte Haar als Pan bezeichnet wird. Indeſſen ward die zie-3 genfuͤßige, gehoͤrnte, krumnaſige Bildung hier die Regel. In ihr erſcheint Pan als munterer Springer und Taͤnzer4 (σκιρτητὴς), als der poſſierliche Luſtigmacher im Kreiſe des Dionyſos, als der ungeſtuͤme Liebhaber von Nym- phen, und Lehrer des jungen Olympos auf der Syrinx — Zuſammenſtellungen zarter Jugendſchoͤnheit mit dem rau- hen und herben Waldweſen, fuͤr welche die Griechiſche Kunſt eine beſondre Liebe hegt. Im hoͤchſten Grade5 naiv ſind die Gruppen gedacht, in welchen ein gutmuͤthi- ger Panisk einem Satyrn (deren Geſchlecht als hoͤher
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><divn="6"><divn="7"><pbfacs="#f0541"n="519"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#aq">II.</hi> Bildende Kunſt. Gegenſtaͤnde.</fw><lb/><p>4. So in der vortrefflichen Borgh. Statue (Maffei <hirendition="#aq">Racc.</hi> 77.)<lb/>
im L. 709. <hirendition="#aq">M. Roy. <hirendition="#k">ii</hi>,</hi> 2. Wohl nicht der <hirendition="#aq">Satyrus qui<lb/>
ploratum infantis cohibet,</hi> Pl. Von zwei ähnlichen in<lb/>
Rom ſprechen Maffei u. Winck. Eine Wiederholung (wovon in<lb/>
Göttingen ein Gypsabguß) hat die Inſchrift: <hirendition="#aq">bella manu pa-<lb/>
cemque gero; mox, praescius aevi Te duce venturi,<lb/>
fatorum arcana recludam,</hi> aus <hirendition="#g">Orphiſcher</hi> Lehre, in der<lb/>
Dionyſos das letzte glückliche Zeitalter herbeiführt, welches der<lb/>
weiſe Seilenos verkündet. Kräftige Silensfiguren <hirendition="#aq">Chiaram.</hi><lb/>
40. 41.</p><lb/><p>5. Παπποσείληνοςτὴνἰδέανϑηριωδέστερος Pollux <hirendition="#k"><hirendition="#aq">iv,</hi></hi><lb/>
142. Dieſer behaarte u. a. bei Ficoroni <hirendition="#aq">Gemmae</hi> am Ende.<lb/>
Auf Vaſen bei D. Laborde <hirendition="#k"><hirendition="#aq">ii,</hi></hi> 39. Hirt 22, 2. Hier trägt er<lb/>
deutlich den χορταῖοςχιτὼνδασὺς der Silenen, Pollux <hirendition="#k"><hirendition="#aq">iv,</hi></hi><lb/>
118. Ἀμφίμαλλοιχιτῶνες Aelian <hirendition="#aq">V. H. <hirendition="#k">iii</hi>,</hi> 40.<lb/>Μαλλωτοὶχιτῶνες der Bacchiſchen Züge, Böttiger Arch. der<lb/>
Mahl. S. 200.</p></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="7"><head>4. Pane.</head><lb/><p>387. Weiter in die Thierwelt hinab ſteigt das die<noteplace="right">1</note><lb/>
geheime Luſt und das dunkle Grauen wilder Waldeinſam-<lb/>
keit darſtellende Geſchlecht des Pan, der Pane, Panis-<lb/>
ken. Zwar koͤmmt auch hier, und zwar grade im<noteplace="right">2</note><lb/>
heimathlichen Arkadien, eine menſchliche Bildung vor,<lb/>
welche nur durch die Hirtenpfeife (σύριγξ), den Hirten-<lb/>ſtab (λαγωβόλον, καλαῦροψ) und das geſtraͤubte<lb/>
Haar als Pan bezeichnet wird. Indeſſen ward die zie-<noteplace="right">3</note><lb/>
genfuͤßige, gehoͤrnte, krumnaſige Bildung hier die Regel.<lb/>
In ihr erſcheint Pan als munterer Springer und Taͤnzer<noteplace="right">4</note><lb/>
(σκιρτητὴς), als der poſſierliche Luſtigmacher im Kreiſe<lb/>
des Dionyſos, als der ungeſtuͤme Liebhaber von Nym-<lb/>
phen, und Lehrer des jungen Olympos auf der Syrinx —<lb/>
Zuſammenſtellungen zarter Jugendſchoͤnheit mit dem rau-<lb/>
hen und herben Waldweſen, fuͤr welche die Griechiſche<lb/>
Kunſt eine beſondre Liebe hegt. Im hoͤchſten Grade<noteplace="right">5</note><lb/>
naiv ſind die Gruppen gedacht, in welchen ein gutmuͤthi-<lb/>
ger Panisk einem Satyrn (deren Geſchlecht als hoͤher<lb/></p></div></div></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[519/0541]
II. Bildende Kunſt. Gegenſtaͤnde.
4. So in der vortrefflichen Borgh. Statue (Maffei Racc. 77.)
im L. 709. M. Roy. ii, 2. Wohl nicht der Satyrus qui
ploratum infantis cohibet, Pl. Von zwei ähnlichen in
Rom ſprechen Maffei u. Winck. Eine Wiederholung (wovon in
Göttingen ein Gypsabguß) hat die Inſchrift: bella manu pa-
cemque gero; mox, praescius aevi Te duce venturi,
fatorum arcana recludam, aus Orphiſcher Lehre, in der
Dionyſos das letzte glückliche Zeitalter herbeiführt, welches der
weiſe Seilenos verkündet. Kräftige Silensfiguren Chiaram.
40. 41.
5. Παπποσείληνος τὴν ἰδέαν ϑηριωδέστερος Pollux iv,
142. Dieſer behaarte u. a. bei Ficoroni Gemmae am Ende.
Auf Vaſen bei D. Laborde ii, 39. Hirt 22, 2. Hier trägt er
deutlich den χορταῖος χιτὼν δασὺς der Silenen, Pollux iv,
118. Ἀμφίμαλλοι χιτῶνες Aelian V. H. iii, 40.
Μαλλωτοὶ χιτῶνες der Bacchiſchen Züge, Böttiger Arch. der
Mahl. S. 200.
4. Pane.
387. Weiter in die Thierwelt hinab ſteigt das die
geheime Luſt und das dunkle Grauen wilder Waldeinſam-
keit darſtellende Geſchlecht des Pan, der Pane, Panis-
ken. Zwar koͤmmt auch hier, und zwar grade im
heimathlichen Arkadien, eine menſchliche Bildung vor,
welche nur durch die Hirtenpfeife (σύριγξ), den Hirten-
ſtab (λαγωβόλον, καλαῦροψ) und das geſtraͤubte
Haar als Pan bezeichnet wird. Indeſſen ward die zie-
genfuͤßige, gehoͤrnte, krumnaſige Bildung hier die Regel.
In ihr erſcheint Pan als munterer Springer und Taͤnzer
(σκιρτητὴς), als der poſſierliche Luſtigmacher im Kreiſe
des Dionyſos, als der ungeſtuͤme Liebhaber von Nym-
phen, und Lehrer des jungen Olympos auf der Syrinx —
Zuſammenſtellungen zarter Jugendſchoͤnheit mit dem rau-
hen und herben Waldweſen, fuͤr welche die Griechiſche
Kunſt eine beſondre Liebe hegt. Im hoͤchſten Grade
naiv ſind die Gruppen gedacht, in welchen ein gutmuͤthi-
ger Panisk einem Satyrn (deren Geſchlecht als hoͤher
1
2
3
4
5
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830, S. 519. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/541>, abgerufen am 18.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.